SELMA | Ein Traum kann die ganze Welt verändern + [Featurette] Neuer Rassismus 50 Jahre nach Selma – Chronologie tödlicher Polizeigewalt in den USA

SELMA erzählt die Geschichte von Martin Luther Kings historischem Kampf um das Wahlrecht für die afroamerikanische Bevölkerung der USA – eine gefährliche und erschütternde Kampagne, die in tagelangen Märschen von Selma nach Montgomery, Alabama, ihren Höhepunkt fand.

Selma

© StudioCanal

Inhalt

Sommer, 1965. Das formal bestehende Wahlrecht für Afroamerikaner in den USA wird in der Realität des rassistischen Südens ad absurdum geführt. Schwarze sind Bürger zweiter Klasse und täglich Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt. Die Stadt Selma, Alabama, ist einer der Orte, in denen sich der Widerstand formt. Dr. Martin Luther King (David Oyelowo), jüngst mit dem Friedensnobelpreis geehrt, schließt sich den lokalen Aktivisten an und zieht damit nicht nur den Unwillen der örtlichen Polizei und des Gouverneurs von Alabama auf sich. Auch Kings Verhältnis zu Präsident Lyndon B. Johnson (Tom Wilkinson) gerät unter Spannung. Zudem droht die Ehe zwischen King und seiner Frau Coretta (Carmen Ejogo) unter dem Druck und der ständigen Bedrohung zu zerbrechen. Der Kampf um Gleichberechtigung und Gerechtigkeit schlägt Wellen, die bald das ganze Land in Aufruhr versetzen.

Kritik

Die Aufarbeitung von Geschichte ist immer ein wesentlicher Bestandteil des gegenwärtigen Denken und Handeln. Nach dem kürzlich Nelson Mandela sein filmisches Denkmal in absolut authentischer und reiner Form bekommen hat, war es unausweichlich, einen weiteren Redensführer der freien und gleichgesetzten Welt ohne Rassismus in bewegten Bilder aufzuarbeiten. Dr. Martin Luther King veränderte mit seinen Ansichten eine Nation, sogar die ganze Welt. SELMA wirkt dabei sehr realistisch und erschreckend echt, gerade bei den friedlichen Demonstrationen, werden die polizeilischen Vorgehensweise mit voller Wucht dem Zuschauer offen gelegt. Punkten, kann dieser Film vor allem durch seine Cast und vor allem durch die Darsteller David Oyelowo als Martin Luther und Tom Wilkinson als US Präsident. Als wären sie damals dabei gewesen, füllen sie ihre geschichtsträchtigen Figuren mit Gefühl und Liebe. Selma ist ein wichtiger Film, der uns vor Augen hält, dass Menschenrechte auf einem Papier, leider oft mit Füßen getreten werden bis in die heutige Zeit. Man möchte meinen, das wir als erhabene Spezies, tun und lassen können wie es uns beliebt. Menschen, wie Martin Luther King oder Nelson Mandela ist es zu verdanken, dass es sich zu jeder Zeit lohnt für Menschenwürde und Freiheit zu kämpfen – gerade wenn es um aktuelle Ereignisse geht.

Fazit: Mehr als eine einfache Geschichtsstunde – Selma ist brutal authentisch, überragend besetzt und detailreich inszeniert.

FSK ab 12 (grün)Originaltitel:           Selma
Produktionsland/-jahr:   UK/US 2014
Laufzeit:                128 min
Genre:                   Drama, BioPic

Regie:                   Ava DuVernay
Drehbuch:                Paul Webb   
Kamera:                  Bradford Young                 

Kinostart:               19. Februar 2015
Home Entertainment:      2. Juli 2015

Verleih:                 Studiocanal

(Quelle: vipmagazin)

Neuer Rassismus 50 Jahre nach Selma –

Chronologie tödlicher Polizeigewalt in den USA

26. Februar 2012, Sanford (Florida) – Trayvon Martin

 Der tragische Tod des 17-jährigen Schülers Trayvon Martin markierte den traurigen Auftakt einer ganzen Reihe tödlicher Attacken, denen Schwarze in den letzten Monaten zum Opfer fielen. Martins Fall ist zwar der einzige, bei dem der Angriff nicht von einem Polizisten, sondern von einem selbsternannten Ordnungshüter ausging. Allerdings spielte die Polizei bei der Untersuchung der Vorkommnisse eine unrühmliche Rolle, die im Rücktritt des Polizeichefs gipfelte. Was war am 26. Februar 2012 passiert? Auf dem Weg nach Hause wurde der junge Afroamerikaner von einem Nachbarschaftswächter aus vermeintlicher Notwehr erschossen – jedoch schienen in den Augen vieler Menschen rassistische Motive dabei zumindest eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Kapuzenpullover, wie auch Trayvon sie gern trug, wurden zum Symbol des massiven öffentlichen Protests, der auf die Gewalttat folgte und sich insbesondere gegen eine rassistisch motivierte Vorverurteilung junger schwarzer Männer richtete. Neben tausenden Demonstranten beim „Million Hoodie March“ am New Yorker Union Square und unzähligen Protesten im ganzen Land zeigten auch Basketball-Stars wie Carmelo Anthony und Dwyane Wade durch das Tragen eines „Hoodies“ vor dem Spiel ihre Solidarität und setzten auf diese Weise ein Zeichen gegen Rassismus.

17. Juli 2014, New York City – Eric Garner

 „I can’t breathe!“ – der verzweifelte Hilferuf des asthmakranken Schwarzen Eric Garner, der wenig später an den Folgen des Würgegriffs eines weißen Polizisten starb, wurde zum Synonym für einen weiteren Fall von Polizeigewalt mit vermutetem rassistischem Hintergrund. Der unbewaffnete Garner hatte bei einer ihm willkürlich erscheinenden Polizeikontrolle vor einem Geschäft Widerstand geleistet, war von den Beamten daraufhin körperlich überaus hart angegangen worden und in der Folge zu Tode gekommen. Auf die Bekanntgabe des Verzichts auf eine Anklage gegen den Polizisten, der den verbotenen Würgegriff eingesetzt hatte, folgte ein öffentlicher Aufschrei. Abermals unterstützten beliebte Sportler wie Reggie Bush, Kobe Bryant und LeBron James die Protestierenden, indem sie beim Aufwärmen T-Shirts mit der Aufschrift „I can’t breathe“ trugen, wofür sie auch von US-Präsident Barack Obama Zuspruch erhielten.

9. August 2014, Ferguson (Missouri) – Michael Brown

 Nicht einmal einen Monat nach Eric Garners Tod starb in Ferguson der afroamerikanische Schüler Michael Brown durch Schüsse eines Polizisten – was die insbesondere in der schwarzen Bevölkerung seit Monaten ohnehin extrem angespannte Stimmungslage endgültig überkochen ließ. Der Vorfall führte zu mehrere Tage andauernden nächtlichen Unruhen in Ferguson, die weltweit für großes Aufsehen sorgten. Um die Situation zu beruhigen, schaltete sich neben Präsident Obama und dem vor Ort erscheinenden Justizminister sogar UN-Generalsekretär Ban Ki Moon ein und forderte die US-Behörden auf, friedliche Versammlungen und freie Meinungsäußerung nicht zu unterdrücken. Als Ende November bekannt wurde, dass der Todesschütze nicht angeklagt werden würde, eskalierte die Gewalt erneut. Wie bereits im August wurde auch dieses Mal die Nationalgarde in Ferguson eingesetzt. In mehr als 150 anderen Städten des Landes gingen die Menschen ebenfalls auf die Straße, um gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt zu protestieren.

4. April 2015, North Charleston (South Carolina) – Walter Scott

Wären diese tödlichen Schüsse eines weißen Polizisten auf einen Schwarzen nicht zufällig von einem Passanten auf Video festgehalten worden, würde der Täter sich heute nicht mit einer Anklage wegen Mordes konfrontiert sehen, sondern wohl weiter seinen „Dienst“ tun. In seinem Bericht hatte der Polizist zunächst behauptet, er habe Walter Scott bei einer Verkehrskontrolle aus Notwehr erschossen, weil Scott seinen Taser entwendet hatte, wodurch er sich bedroht sah. Das danach aufgetauchte Video zeigte jedoch, dass Scott vielmehr unbewaffnet davonlief als der Officer ihm unbedrängt mehrfach in den Rücken schoss.

12. April 2015, Baltimore (Maryland) – Freddie Gray

Der bislang letzte aufsehenerregende Fall tödlicher Polizeigewalt gegen einen Afroamerikaner ereignete sich Mitte April in Baltimore. Nach seiner Festnahme wegen angeblichen Waffenbesitzes war der durch raues Vorgehen der sechs beteiligten Polizisten körperlich offenbar bereits sichtlich angeschlagene 25-jährige Freddie Gray in einen Polizei-Van geladen und vermutlich nicht angeschnallt worden. Wenn nicht bereits durch die Festnahme selbst, hatte er spätestens durch die Fahrt ernste Verletzungen der Wirbelsäule erlitten. Nach dem Eintreffen in der Polizeistation wurde Gray unmittelbar ins Krankenhaus gebracht, wo er ins Koma fiel und eine Woche später starb. Gegen alle sechs beteiligten Polizisten, drei von ihnen selbst Afroamerikaner, wurde mittlerweile Anklage erhoben – gegen einen von ihnen wegen Totschlags. Als Grays Tod bekannt wurde, kam es auch in Baltimore zu tagelangen Protesten und gewaltsamen Unruhen.

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