The Visit

THE VISIT | Irgendwas stimmt mit Oma und Opa nicht

M. Night Shyamalan galt nach The Sixth Sense kurzzeitig als Hollywoods Wunderkind. Einige Flops später rümpfen wir mittlerweile die Nase bei Filmankündigungen aus seiner Feder. Aber alles wird mit THE VISIT besser. Die Blockbuster-Kultur wurde beiseite gelegt und „The Indian Hitchcock“ kehrt zu seinen Wurzeln zurück – auf eine recht eigenwillige und typische Art. 

The Visit

© Universal Pictures International Germany

Inhalt

Als eine junge Mutter (Kathryn Hahn) von ihren Eltern gefragt wird, ob ihre Enkel eine Woche bei ihnen verbringen können, treten Rebecca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould) freudig die Zugfahrt zur abgelegenen Farm ihrer Großeltern an. Dort angekommen, verbringen die Vier zunächst einen harmonischen und spaßigen Tag miteinander. Lediglich die strenge Vorgabe des Großvaters (Peter McRobbie), das Zimmer nach 21.30 Uhr nicht mehr zu verlassen, lässt die beiden Kinder etwas stutzig werden. Doch schon wenig später müssen sie feststellen, dass die Regel nicht ohne Grund existiert. Als die Geschwister nachts merkwürdige Geräusche hören und deren Ursprung auf den Grund gehen wollen, beobachten sie, wie ihre Großmutter (Deanna Dunagan) sich äußerst sonderbar verhält. Ihr Großvater tut dies am nächsten Tag als Lappalie ab. Doch auch tagsüber benehmen sich die beiden Senioren immer unheimlicher und bedrohlicher, sodass Rebecca und Tyler schließlich daran zweifeln, ob sie je wieder nach Hause zurückkehren werden.

Kritik

M. Night Shyamalan hat einen neuen Film gemacht. Ein Aufschrei geht durch die Filmgemeinde. Was ist es diesmal? Wieder eine schlechte Serien-Adaption oder ein Vater-Sohn-Weltraum-Spektakel? The Sixth Sense lässt grüßen, denn Shyamalan hat sich besonnen und sich zu seinen Wurzeln zurückbegeben. Gerade noch im richtigen Moment, bevor der Karriere-Kollaps einsetzte. Mit THE VISIT hat der indische Möchtegern-Hitchcook (wie ich ihn liebevoll nenne) wieder einen spannenden Horrorthriller inszeniert, der an die alten – erfolgreichen – Zeiten erinnert. Dabei nutzt Shyamalan ein für ihn ungewohntes Stilmittel: Found-Footage. Sicher ist dieser Einfluss auf die Produktionsfirma Blumhouse zurückzuführen, die bekanntlich Horrorschocker wie Insidious oder eben Paranormal Activity hervorgebracht haben. Natürlich bewegt sich aktuell der Found-Footage-Stil am Rande der Erträglichkeit, da es in den letzten Jahren zu Hauf solcher Filme in diesem Look gab, aber The Visit begibt sich damit auf neues Terrain. Die Großeltern-Enkelkind-Thematik in einem Horrorfilm wurde in der Art noch nie beleuchtet, daher ist die Grundvoraussetzung umso erfreulicher. Auch wie die Wackelkamera seitens der Kinder geführt und im Anschluss eingebaut wird, ist ebenso grandios, wie die Schockmomente die durch sie eingefangen werden. Ein Alleinstellungsmerkmal von The Visit ist auch die Balance zwischen Horror und Humor. Dabei braucht man jedoch keinen lächerlichen Klamauk oder lieblos eingeworfene Blödeleien zu befürchten. Vielmehr spielt Shyamalan mit den Erwartungen und Erleichterungen des Zuschauers. Wenn man sich in einem Moment vor der nahenden Gefahr fürchtet und das Schlimmste erwartet, sich diese Furcht jedoch anschließend als unbegründet herausstellt, muss man einfach kurz erleichtert auflachen. Doch nur, um sich im nächsten Moment wieder zu fürchten. Ein Wechselbad der Gefühle. Nach vielen trostlosen Filmprojekten und viel Spott seitens der Presse, bewegt sich M. Night Shyamalan mit The Visit wieder in die richtige Richtung.

Fazit: Hier treffen Genres aufeinander, die selten den Weg zueinander finden – ungerechtfertigterweise. Alles harmoniert solide unter dem Found-Footage-Dach, so dass einem davon schon beinah Angst und Bange wird.

FSK ab 12 (grün)Originaltitel:           The Visit
Produktionsland/-jahr:   US 2015
Laufzeit:                94 min
Genre:                   Horror, Komödie, Thriller

Regie:                   M. Night Shyamalan
Drehbuch:                M. Night Shyamalan     
Kamera:                  Maryse Alberti                     

Kinostart:               24. September 2015
Home Entertainment:      4. Februar 2016

Verleih:                 Universal Pictures

(Quelle: vipmagazin)

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