DER RAUSCH | Kein Alkohol ist auch keine Lösung

Das dänische Dream-Team endlich wieder vereint: In der berührenden Tragikomödie um ein hochprozentiges Experiment lässt Regisseur Thomas Vinterberg seinen Ausnahmestar Mads Mikkelsen zu berauschter Höchstform auflaufen.

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© Weltkino Filmverleih

Inhalt

Früher war Martin (Mads Mikkelsen) Lehrer aus Leidenschaft – heute sind nicht nur die Schüler von seinem fehlenden Enthusiasmus gelangweilt, auch in Martins Ehe ist die Luft raus. Seinen drei Freunden, die am selben Gymnasium unterrichten, geht es nicht viel besser. Bei einer angeheiterten Geburtstagsrunde diskutieren sie die Theorie eines norwegischen Philosophen: Nach dieser ist ein Mensch nur mit einem erhöhten Alkoholgehalt im Blut zu Bestleistungen fähig. Solch eine gewagte These muss überprüft werden. Die vier beschließen den Selbsttest zu machen und während der Arbeit einen bestimmten Pegel zu halten. Soll nicht sogar Churchill den Zweiten Weltkrieg in einem Alkoholrausch gewonnen haben? Mit neuem Antrieb stürzen sie sich in ihre geheime wissenschaftliche Studie. Die Wirkung lässt nicht lange auf sich warten …

Kritik

Was hab ich im Vorfeld meiner Sichtung für schauderhafte Kommentare gelesen. Der Film verherrliche den Alkoholkonsum und fröne eine ausgiebige Trinkkultur. Das ist absoluter Bullshit. Regisseur Thomas Vinterberg hat mit DER RAUSCH eine gänzlich andere Prämisse ins Auge gefasst. Er nimmt den Alkohol und zeigt konsequent seine Möglichkeiten, aber auch seine Zerstörungskraft auf. Es ist dieser eine Film mit Fingerzeig oder Schmunzeln. Der Rausch ist eine Tragödie in mehreren Akten. Und im wahrsten Sinne des Wortes berauschend. Mit welcher Hingabe vor allem Mads Mikkelsen dieses cineastische Selbstexperiment über die Zeit bringt, ist famos. Bei den diesjährigen Oscars durfte Der Rausch zurecht einen Preis für den besten internationalen Film mit nach Hause nehmen. Denn er ist weit über den exzessiven Alkoholkonsum hinaus relevant. Vinterberg bildet auch eine persönliche Krise ab. Männer in der Midlife-Crisis die nach Neuem streben. Gerade Martin in seiner Rolle als Lehrer besitzt die Sehnsucht, seinem faden Leben, neues Leben einzuhauchen. Und aus einer losen Idee wird schließlich eine wunderbare Reise von vier Freunden. Starkes Kino über wichtige Themen der Gesellschaft. Alkohol ist eine Volksdroge und wird gänzlich toleriert. Es bringt Glück und Leistung, doch im Schatten hausen finstere Geister, die uns aufzufressen drohen. Eine spannende Inszenierung einer ebenso spannenden Theorie. Einfühlsam, lebensbejahend, aber nicht lächerlich aufgearbeitet. Großartiges Kino aus Dänemark! 

Fazit: Aus einer waghalsigen Theorie schöpfen Martin und seine Freunde neue Hoffnung in das Leben. Alkohol als Katalysator für mehr Luft und Möglichkeiten im Leben. Gleichzeitig warnt Thomas Vinterberg vor den Gefahren, die ein übermäßiger Konsum mit sich bringt. Kritisch hinterfragt, humorvoll gedreht, dramatisch im Abgang. Der Kater ist vorprogrammiert.

FSK ab 12 (grün)Originaltitel:           Druk
Produktionsland/-jahr: DK/SE 2020 Laufzeit: 117 min Genre: Komödie, Drama Regie: Thomas Vinterberg Drehbuch: Thomas Vinterberg, Tobias Lindholm
Kamera: Sturla Brandth Grøvlen Kinostart: 22. Juli 2021
Home Entertainment: 26. November 2021

Verleih: Weltkino Filmverleih

 

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