DIE VERACHTUNG | Eine visuell ansprechende Reflexion über den Verfall einer Beziehung

Jean-Luc Godards DIE VERACHTUNG (“Le Mépris”) ist eine ebenso komplexe wie einnehmende Reflexion über das Filmemachen und die Welt des Kinos. Das Werk besticht durch seine konsequente Farbdramaturgie und den schöpferischen Reichtum eines unentwegt fabulierenden Jean-Luc Godard.

.INHALT.

Vor einer traumhaften Kulisse, in der außergewöhnlichen Villa Malaparte auf Capri, wird die tragische Romanze zwischen Paul (Michel Piccoli) und seiner Frau Camille (Brigitte Bardot) erzählt. Paul wird mit der Aufgabe betraut, ein Drehbuch zum Film “Die Odyssee” neu zu schreiben. Während er sich in das Schreiben vertieft, scheint er das Interesse des Filmproduzenten an seiner unwiderstehlich schönen Frau Camille nicht zu bemerken. Im Gegenzug werden wir Zeuge, wie sich die Ehe von Paul und Camille auf verletzende Weise entwickelt.

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.KRITIK.

Jean-Luc Godards DIE VERACHTUNG (Originaltitel: “Le Mépris”) ist zweifellos ein Filmklassiker, der auch nach Jahrzehnten nichts von seiner Faszination eingebüßt hat. Der französische Regisseur zeigt hier sein außergewöhnliches Talent, eine Geschichte zu erzählen, die gleichzeitig eine intime Beziehungsdynamik und eine breitere Reflexion über die Filmindustrie darstellt.

Der Film folgt der Geschichte von Paul Javal, einem Drehbuchautor, der von einem reichen Produzenten beauftragt wird, den antiken Epos “Die Odyssee” zu adaptieren. Die Handlung nimmt jedoch eine unerwartete Wendung, als Pauls Ehefrau Camille in den Fokus des Produzenten zunehmend gerät und unser in Arbeit versinkender Drehbuchautor diesen gleichsam verliert. Dieser Konflikt wird in den prachtvollen Kulissen einer Villa am Mittelmeer ausgespielt, während der Regisseur Fritz Lang in einem Cameo den Film innerhalb des Films inszeniert.

Godard ist bekannt für seinen experimentellen Stil, und Die Verachtung bildet hier keine Ausnahme. Der Film zeichnet sich durch seine visuelle Ästhetik aus, wobei die atemberaubende Cinemascope-Kameraarbeit von Raoul Coutard hervorsticht. Die Bilder des azurblauen Meeres und der malerischen Landschaft bilden einen faszinierenden Kontrast zur zunehmenden Kälte in der Beziehung von Paul und Camille.

Michel Piccoli verkörpert die Rolle des verunsicherten Drehbuchautors mit Bravour und vermittelt die zunehmende Verzweiflung seines Charakters auf subtile Weise. Brigitte Bardot bringt eine Mischung aus Verführung und Melancholie in die Rolle der gequälten Ehefrau ein, wodurch ihre Figur zu einer faszinierenden Studie über Liebe und Eifersucht wird.

Darüber hinaus bietet der Film auch eine Reflexion über die Filmindustrie an sich und die kommerziellen Aspekte des Filmemachens. Die Szenen, in denen Fritz Lang als Regisseur auftritt und über seine Ansichten zur Kunst des Filmemachens spricht, verleihen dem Film eine Metaebene und werfen Fragen über die Kompromisse auf, die in der Filmproduktion oft eingegangen werden müssen.

Wenn es jedoch einen kleinen Kritikpunkt gibt, dann liegt er in der Erzählstruktur des Films. Godard verwendet Zeitsprünge und unkonventionelle Erzähltechniken, was für einige Zuschauer möglicherweise verwirrend sein kann. Dies kann dazu führen, dass sich der Film an manchen Stellen etwas fragmentiert anfühlt und die Handlung nicht immer leicht zu verfolgen ist.

.FAZIT.

Die Verachtung ist ein faszinierendes filmisches Meisterwerk, das sowohl visuell ansprechend als auch intellektuell anregend ist. Jean-Luc Godard zeigt hier sein außergewöhnliches Talent als Filmemacher und seine Fähigkeit, komplexe Themen auf kreative und provokante Weise zu behandeln. Die Kombination aus einer sorgfältig ausgewählten Besetzung, beeindruckender Kameraarbeit und einer starken Metaerzählung macht diesen Film zu einem Muss für Cineasten und Filmbegeisterte.



OriginaltitelLe mépris
Produktionsland/-jahrFrankreich 1963
Laufzeit103 min
GenreAbenteuer, Drama, Fantasy
RegieGene Stupnitsky
DrehbuchGene Stupnitsky, John Phillips
KameraEigil Bryld
Kino22. Januar 1965 (Westdeutschland)
Home Entertainment3. Dezember 2005 (DVD-Veröffentlichung)
VerleihARTHAUS