Ein junges Schachtalent aus Bangladesh kämpft um sein Bleiberecht in Frankreich. Gefühlvolles Drama mit humorvoller Erzählung nach einer wahren Geschichte, mit Gérard Depardieu in einer Hauptrolle.

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Inhalt
Hals über Kopf muss der achtjährige Fahim (Assad Ahmed) aus seiner Heimat Bangladesch fliehen. Während seine Mutter und die Geschwister in dem von politischen Unruhen erschütterten Land zurückbleiben, machen sich Fahim und sein Vater Nura (Mizanur Rahaman) ganz allein auf den beschwerlichen Weg nach Frankreich, um dort Asyl zu beantragen. Doch kaum in Paris angekommen, beginnt erneut ein zermürbender Spießrutenlauf. Wo sollen sie eine Unterkunft und der Vater einen Job finden? Und so rückt die ersehnte Aufenthaltsgenehmigung schnell in weite Ferne. Doch dank seiner außerordentlichen Begabung für Schach findet Fahim in Sylvain (Gérard Depardieu) – einem der besten Schachtrainer Frankreichs – einen Förderer und wahren Freund, während Nura unaufhaltsam in die Illegalität abrutscht und untertauchen muss. Als seinem Vater kurz vor der französischen Schachmeisterschaft die Ausweisung droht, hat Fahim deshalb nur noch ein Ziel: Er muss die Meisterschaft in Marseille gewinnen und französischer Champion werden, damit ihre Flucht nicht umsonst gewesen ist.
Kritik
Rebel, Künstler, Charakterdarsteller – sind treffliche Bezeichnungen für den exzentrischen Franzosen, doch Rüpel trifft es dennoch am besten. Gérard Depardieu sorgte in seiner Karriere nicht immer für positive Nachrichten. Fehltritte fest verankert in seiner lebhaften Vita. Dabei kann der Schauspieler mehr sein, als der gehasste Liebling von nebenan. Seit den 70er Jahren glänzt der mittlerweile 71-Jährige in immer anspruchsvolleren Rollen und prägte damit das französische Kino bis heute. Intensiv sind seine Darbietung, wenngleich sie nicht immer glücklich enden. Kritiker haben in ihm ein beliebtes Objekt gemacht. Ein Objekt, dass abliefert oder scheitert. Selten schwappt dann ein Film soweit in unser Blickfeld, das Bedarf besteht, es nun anzusehen. Mit DAS WUNDER VON MARSEILLE ist ihm nun ein fast vergessenes Kunststück gelungen und erinnert tatsächlich an alte, erfolgreiche Zeiten.
Depardieu mimt einen gealterten Schachlehrer, der sein Fach nicht verlernt hat. Dabei wird seine Passion fast zur Nebensachen als er für einen kleinen Flüchtlingsjungen aus Bangladesch zur Galionsfigur wird. Ein unscheinbarer Held in einer fremden Welt gespickt mit zahlreichen Vorurteilen und typischer Klischees. So bettet sich diese auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte aktueller denn je in die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Fremdenhass, Integration, Vertrauen, Solidarität und Verantwortung ein. Auch wenn Regisseur Pierre-François Martin-Laval so gut wie keine Experimente wagt und strikt den Regeln eines Wohlfühlfilms folgt (“Friede, Freude, Eierkuchen-Symbolik”), so eckt er dennoch soweit an, um die bereits erwähnten Werte entsprechend wahrzunehmen und kritisch zu hinterfragen. Gerade auch die Kraft von Depardieu und Ahmed steht dabei nicht nur inhaltlich und optisch im Kontrast, auch die Verhaltensweisen sind fast in Perfektion so vorgetragen, dass der vorherrschende Disput im Kontext fremdenfeindlicher Vorurteile massiv nachwirkt, auch wenn das Leben trotz Tortur nicht gänzlich schlecht, aber ein ewiger Kampf ist.
Fazit: Ein stimmiger Film mit eindringlicher Botschaft, aber weniger “düster” als vergleichbare Filme seiner Art. Ernst ja, aber bitte mit dem Flair der Mittelmeerküste.
Originaltitel: Fahim Produktionsland/-jahr: FR 2019 Laufzeit: 107 min Genre: Komödie, Drama, Biografie Regie: Pierre-François Martin-Laval Drehbuch: Pierre-François Martin-Laval Kamera: Régis Blondeau Kinostart: 7. November 2019 Home Entertainment: 13. März 2020 Verleih: Tobis Home Entertainment GmbH
(Quelle: TobisFilmclub)
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