96 Hours, Peppermint & Co – Rachethriller sind in Hollywood in aller Munde. Doch fernab der Traumfabrik werden qualitativ hochwertige Filme produziert, die einem den Atem rauben. NO MERCY ist einer davon. Konsequent, emotional und brutal schickt Lee Si-young die Bösen in die Hölle.
.INHALT.
Inae (Lee Si-young) hat in ihrem Job als weiblicher Bodyguard schon viele harte Erfahrungen machen müssen. Doch nichts hat sie auf den Schock vorbereitet, als ihre kleine Schwester Eunhye (Se-wan Park) eines Tages nicht von der Schule nach Hause kommt. Da sich weder die Polizei noch die Lehrer für das Verschwinden interessieren, verfolgt Inae die Spur auf eigene Faust: Ein übler Streich von Mitschülerinnen ist eskaliert, so dass Eunhye in die Fänge von Gangstern und Zuhältern geraten ist. Immer tiefer stößt Inae in den Sumpf des Verbrechens vor und deckt ein Komplott auf, das sich bis in höchste politische Kreise zieht. Die Jagd auf die Kidnapper steigert sich schließlich zu einem gnadenlosen Rachefeldzug.
.KRITIK.
Es reißt nicht ab und allmählich entsteht bei mir eine gewisse Liebe für südkoreanische Filme und Serien. Deren Qualität und Anspruch nehmen kontinuierlich zu und überzeugen mit großartigem Kino. Schon viele Filme aus Fernost habe ich gesichtet und bislang war kein Beitrag dabei, der mich bitterlich enttäuscht hat. Mal sind sie stärker, mal schwächer, aber der Unterhaltungsfaktor kommt grundsätzlich nie zu kurz.
Im Rahmen meiner 5 Tage nicht jugendfrei habe ich mich an einen weiteren Film aus Südkorea getraut. 2019 erschien mit NO MERCY ein heftiger Rachethriller, der mich doch sehr stark an 96 Hours mit Liam Neeson erinnert. Was aber nicht schlecht ist. Lee Si-young schlüpft hier in die Rolle eines weiblichen Bodyguards, die eines Tages das plötzliche Verschwinden ihrer kleinen Schwester verkraften muss. Diese kommt nach einem Schultag nicht zu Hause an. Schule und Polizei interessieren sich dafür nicht und so beschließt Inae im Alleingang diesen ganz persönlichen Fall aufzudecken. Inae ist eine Kampfmaschine, bestens ausgebildet, aber doch nicht abgestumpft. Sie ist ausgestattet mit Emotionen und Tiefgang, darf auch weinen und gleichzeitig Thor-like den Hammer gegen ihre zahlreichen Gegner richten.
No Mercy ist spannend, brutal und rigoros in seinem Handeln. Das Erzähltempo ist ordentlich und diverse Rückblenden liefern uns nach und nach wichtige Erkenntnisse. Es ist ein Rachethriller, der sehr konsequent ist, aber leider gerade zum Ende ein wenig an Faszination verliert. Sie ist eigentlich die fragile Frau, die auf Gerechtigkeit aus ist und plötzlich mutiert Inae zu einer eiskalten Killerin ohne Grenzen. Hier steht das Ende zu stark im Kontrast zum restlichen Film. Mit Sicherheit ist das Morden, das Sinnen nach Rache, im Fokus, doch hat Inae bis zum Ende ein Gewissen, sie hinterfragt jeden Schritt und das scheint dann die letzten 10 Minuten vergessen. Ein abruptes und unstimmiges Ende hat No Mercy in der Form leider nicht verdient und macht tatsächlich auch ein wenig was kaputt. Man kann es durchaus verzeihen, denn die Qualität und die Schauspieler sind hervorragend und schaffen auch einen hohen Identifikationswert. Im Großen und Ganzen ein sehr gut gemachter Film, der viel zitiert, aber auch viel Eigenständiges produziert. Wieder mal keine Enttäuschung.
.FAZIT.
No Mercy schaut sich flott und mitreißend weg. Vor allem Hauptdarstellerin Lee Si-young ist unfassbar gut. Ausdrucksstark, verletzlich und knallhart – wenngleich ihre Art, potentielle Mittäter und Täter zu beseitigen, für den einen oder anderen Magenumdreher sorgen wird. Inhaltlich ist es ein solider Rachethriller ohne größere Überraschungen, der aber packt und abgesehen von seinem unstimmigen Ende, alles richtig macht.
Originaltitel | Eonni |
Produktionsland/-jahr | Südkorea 2019 |
Laufzeit | 94 min |
Genre | Action, Krimi, Thriller |
Regie | Kyeong-Taek Lim |
Drehbuch | Min Kim, Kyeong-Taek Lim |
Kamera | Jin-a Nam, Jong Hyun Oh |
Kinostart | – |
Home Entertainment | 16. August 2019 |
Verleih | Busch Media Group |
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