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KÖNIGIN DER WÜSTE | Liebe, Sand und politisches Engagement

Der weibliche Lawrence von Arabien: Gertrude Bell, die ungekrönte Königin des Orients, war eine der interessantesten, vielseitigsten und beeindruckendsten Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der deutsche Regisseur Werner Herzog ehrt mit KÖNIGIN DER WÜSTE ihr Schaffen und dem damit verbundenen Fußabdruck, den sie im persischen Sand hinterlassen hat.

Königin der Wüste

© Prokino Home Entertainment

Inhalt

Als die wissbegierige junge Britin Gertrude Lowthian Bell (Nicole Kidman) ihren Vater anfleht, sie nicht im verregneten England versauern zu lassen, sondern sie in die weite Welt hinauszuschicken, arrangiert Thomas Hugh Bell (David Calder) im Jahr 1902 den Aufenthalt seiner Tochter bei einem Verwandten in Teheran. Dort verliebt sich Gertrude unsterblich in den mittellosen Diplomaten und Glücksspieler Henry Cadogan (James Franco). Als der Vater den beiden die Eheschließung untersagt, nimmt die Beziehung ein abruptes Ende und Gertrude verschreibt sich fortan ihren Reisen durch den Nahen Osten und dem Studium der lokalen Politik und Kultur. Erst Jahre später öffnet sie wieder einem Mann ihr Herz, doch auch die Liebe zum verheirateten Charles Doughty-Wylie (Damian Lewis) endet tragisch. Gertrude Bell übernimmt neben ihren wissenschaftlichen und schriftstellerischen Arbeiten nun auch politische Posten und wird immer bedeutsamer für die örtlichen Machthaber, sowohl für die Briten, die die emanzipierte Frau mit Argwohn beäugen, als auch für die lokalen Stammesführer, die sie respektvoll als „Königin der Wüste“ bezeichnen und sich von ihr in ihrer Kultur verstanden fühlen.

Kritik

Nur die wenigsten Menschen auf der Welt wissen von der Person Gertrude Bell. Sie gilt bis heute als die „weibliche Lawrence von Arabien“. Sie kämpfte für eine nachhaltige politische Ordnung im Nahen Osten, auch während des Ersten Weltkriegs. Sie führte ein einfaches, aber zugleich engagiertes Leben. Ihr Wesen entsprechend ihres Einsatzes filmisch zu würdigen, bedarf es mehr als eine stupide Aufarbeitung loser historischer Fakten. Der deutsche Filmemacher Werner Herzog gilt als einer der einflussreichsten Personen der Welt und damit nicht zuletzt auch in der Filmindustrie. Ein anspruchsvoller Stoff benötigt einen Handwerker, der aus einem schlichten und teuren Holz, einen edlen Stuhl schreinert. Niemand außer Herzog hätte die Geschichte derart beeindruckend und liebevoll inszeniert. Mit einem leichten ironischen Augenzwinkern erzählt Herzog die Geschichte der Gertrude Bell. Der Film wird nicht jedermanns Geschmack treffen, da sein kunstvoller Touch vielleicht nicht ganz verstanden wird. Doch eben für Kunstliebhaber und Fans der Zeichnungen von Landschaft und Charakter, ist KÖNIGIN DER WÜSTE ein Augenschmaus erster Güte. Man muss sich vor Augen führen, dass es sich nun mal um einen Werner-Herzog-Film handelt, der an manchen Stellen im Film seine vorherigen dokumentarischen Arbeiten zum Teil selbst würdigt und einarbeitet. Herzogs persönliche Anschrift an vergangene Tage. Die Landschaften zu unvergleichlich, doch geht es nicht nur immer um eine Person. Nicole Kidman versteht es, Gertrude Bell ein Antlitz zu verleihen, dass die Männerwelt damals wie heute verrückt macht. Teilweise überstrahlt ihre Präsenz die in Erscheinung tretenden James Franco, Robert Pattinson oder Damian Lewis. Nichtsdestotrotz bereichern auch die männlichen Charaktere Königin der Wüste. Was bleibt sind mehr als zwei Stunden Liebe, Sand und Engagement!

Fazit: Ein wunderbar gezeichnetes Portrait der Gertrude Bell mit Starbesetzung. Eine sehr gut spielenden Nicole Kidman können ihre ebenfalls prominenten Kollegen nur ansatzweise das Wasser reichen. Dies ist aber auch nicht weite schlimm, denn sie ist die Königin der Wüste. Hier gebührt die gesamte Aufmerksamkeit.

FSK ab 0 (weiß)Originaltitel:           Queen of the Desert
Produktionsland/-jahr:   US/MA 2015
Laufzeit:                128 min
Genre:                   Drama, Historie

Regie:                   Werner Herzog
Drehbuch:                Werner Herzog
Kamera:                  Peter Zeitlinger 

Kinostart:               3. September 2015
Home Entertainment:      16. Februar 2016

Verleih:                 Prokino Home Entertainment

(Quelle: Prokino – einzigartige Unterhaltung)

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