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DIE HÄNDE MEINER MUTTER | Es traf ihn wie ein Schlag

Florian Eichingers dritter Spielfilm DIE HÄNDE MEINER MUTTER ist nach Bergfest (2008) und Nordstrand (2013) der letzte Teil einer filmischen Trilogie über die Verstrickungen von Familiengewalt. Eichinger ist ein emotionaler, packender und bewegender Spielfilm gelungen, der für starkes, innovatives deutsches Kino steht.

Die Hände meiner Mutter

© farbfilm verleih

Inhalt

Für Ingenieur Markus (Andreas Döhler), der mit seiner Frau Monika (Jessica Schwarz) und seinem kleinen Sohn Adam an einer Familienfeier teilnimmt, wird das als fröhliches Beisammensein geplante Ereignis zu einem Wendepunkt in seinem Leben, als ihn plötzlich lange unterdrückte Kindheitserinnerungen heimsuchen. Auslöser ist eine kleine Schnittwunde seines vierjährigen Sohnes, der soeben mit Großmutter Renate (Katrin Pollitt) von der Toilette zurückgekehrt ist. Wie ein Schlag trifft Markus die Erkenntnis, dass er als Kind von seiner Mutter missbraucht wurde. Dieses wiedererlangte Wissen überschattet fortan das Leben des Mannes, der letztendlich die Konfrontation mit seiner Mutter sucht und auch die anderen Familienmitglieder in sein schreckliches Geheimnis einweihen will.

Kritik

Es ist ein absolutes Tabuthema und nur die wenigsten finden den Mut darüber zu sprechen: sexuelle Gewalt durch Mütter. Florian Eichingers erschütterndes Drama DIE HÄNDE MEINER MUTTER fast chronologisch eben diese Offenlegung zusammen und zeigt auf, dass selbst die Zeit keine Wunden heilt. Markus und Monika führen scheinbar ein friedliches Leben und eine harmloses Familienfest entpuppt sich als Katalysator für traumatische Kindheitserinnerungen. Es trifft Markus wie ein Schlag, als er seinen kleinen Sohn sieht und ab diesem Zeitpunkt ist nichts mehr wie es war. Die Fassade des beruflich etablierten Ingenieurs bröckelt, was nicht zuletzt auch Monika zu spüren bekommt, die völlig erschrocken feststellen muss, dass sie noch nicht alles über ihren Mann weiß. Die Iydille ist passé und mit ihr die Unschuld einer Ehe, doch gemeinsam kann man die Grenzen des Schreckens überwinden, ein Schritt wozu sich Markus natürlich auch im weiteren Verlauf entscheidet – egal wie schwer diese Etappe ist. Andreas Döhler spielt den Spagat vom normalen Familienvater zur geschundenen Seele beeindruckend authentisch und würdevoll. Selbst die Rückblenden zwischen dem kleinen Markus und dem Mann Markus sind über die Körpersprache verknüpft, was dem Fluss an Dramatik fördert. Wir versetzen uns in ihn und begreifen, was es heißt von seiner Mutter misshandelt zu werden. Das kann man nicht totschweigen und sollte man auch auf keinen Fall tun. Jessica Schwarz steht Andreas Döhler dabei schauspielerisch zur Seite und spielt die erschütterte, aber einfühlsame Frau, die es ebenfalls wie ein Schlag trifft. Beide Hauptdarsteller ergänzen sich in Anbetracht der Tragödie wunderbar, wenngleich ich in diesem Zusammenhang ungern von Harmonie sprechen möchte. Es ist wirklich ein beeindruckendes Werk mit viel Liebe und Hass zu gleichen Teilen. Eichinger hat Mut bewiesen und dieses schwierige Thema porträtiert mit allem was dazu gehört.

Fazit: Viele sprechen immer von einer Notwendigkeit, wenn es ums Filme machen geht. Grundsätzlich hat eigentlich jeder Film eine Daseinsberchtigung, doch Filme mit dem Thema „sexueller Missbrauch durch die eigene Mutter“ gab es bis dato nicht, doch sind diese eminent wichtig. Es rüttelt auf und reißt die Barriere ein, die Hemmung das Thema anzusprechen und den Schritt nach vorne zu wagen, fällt durch diesen Film vielen Betroffenen bestimmt leichter. Sie fühlen sich eventuell verstanden und darauf kommt es an.  

FSK ab 12 (grün)Originaltitel:           Die Hände meiner Mutter
Produktionsland/-jahr:   DE 2016
Laufzeit:                106 min
Genre:                   Drama

Regie:                   Florian Eichinger
Drehbuch:                Florian Eichinger
Kamera:                  Timo Schwarz

Kinostart:               1. Dezember 2016
Home Entertainment:      23. Juni 2017

Verleih:                 farbfilm verleih

(Quelle: farbfilmverleih)

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