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GENIUS | Die tausend Seiten einer Freundschaft

In GENIUS – DIE TAUSEND SEITEN EINER FREUNDSCHAFT müssen der stürmische Autor Thomas Wolfe und der sanfte Lektor Max Perkins diese Frage beantworten: Was macht Literatur aus? Strenge Form oder unbändige Phantasie?

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© Wild Bunch Germany

Inhalt

Neue Worte, radikale Ideen – für Lektor Maxwell Perkins (Colin Firth) ist klar, was einen grandiosen Roman ausmacht: Im New York der 1920er Jahre nimmt er gegen alle Widerstände seines Verlagshauses „Scribner’s Sons“ noch unbekannte aber höchst talentierte Autoren wie Ernest Hemingway oder F. Scott Fitzgerald erstmals unter Vertrag. Als der junge Thomas Wolfe (Jude Law) mit einer losen, tausendseitigen Blättersammlung in Perkins’ Büro auftaucht, sagt ihm sein Instinkt sofort: Hinter diesem Chaos verbirgt sich ein literarisches Genie! Perkins versucht, die überschäumenden Texte des exzentrischen Künstlers zu bändigen, Lektor und Autor kämpfen um jede Formulierung. Es entsteht eine Freundschaft, die sowohl Wolfes Geliebte Aline (Nicole Kidman), als auch Perkins’ Ehefrau Louise (Laura Linney) eifersüchtig macht und ihre Geduld strapaziert. Dabei gerät Perkins selbst in den Bann von Wolfes faszinierendem Geist. Als der Roman „Schau heimwärts, Engel“ dann tatsächlich ein durchschlagender Erfolg wird, verändert sich die Freude des Schriftstellers jedoch in eine böse Paranoia: Ist es wirklich sein Buch, das die Begeisterungsstürme der Kritiker auslöst? Oder hofiert die Presse statt dessen Perkins’ „untrügliches Gespür“ für das Neue?

Kritik

GENIUS ist eine bedeutsame Reise ins New York der 1920er Jahre. Es ist eine goldene Zeit kurz vor der großen Weltwirtschaftskrise, in der Autoren wie Hemingway, Fitzgerald & Co ihre Anfänge feierten und bis heute durch ihre Werke unvergessen geblieben sind. Sie schrieben buchstäblich Geschichte. Auch Thomas Wolfe gehört zu diesen Genies des Wortes, konnte sich aber nie aus dem Schatten seiner Konkurrenten empor heben. Doch wer einmal seine Werke in die Finger bekommen hat, möchte am liebsten nicht mehr aufhören zu lesen. Mehrere hundert Seiten verfliegen gefühlt in Sekunden. Die richtige Grundlage für einen Film, genauer gesagt für ein Porträt. Das sich irgendwie charmant präsentiert, doch insgeheim zerrüttet ist. Das Genie kippt ins Chaos und mit ihr auch der Geist der Literatur für 104 Minuten. Die Biografie eines beispiellosen Autors, der irgendwann nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist, zieht uns wie ein gutes Buch in seinen Bann. Darsteller wie Jude Law und Colin Firth harmonieren in ihren tragenden Rollen hervorragend. Dabei ist Law der “Unruhestifter” und Firth der “Ruhepol” – die Gegensätzlichkeit der beiden Figuren verschmilzt hier auf wunderschöne und kurzweilige Weise zu einem großen Ganzen. Ergänzt wird das Traumgespann von ebenfalls hochkarätigen Stars wie Nicole Kidman, die leider zu tief ins Botox-Fässchen geschaut hat und nicht gerade vor Emotionen um sich wirft, Guy Pearce und Laura Linney. Einziger Wermutstropfen ist das phasenweise überambitionierte Rollenspiel von Law, der, so scheint es, bewusst wenig geschlafen hat, um so abgedreht zu spielen. Ansonsten ist Genius eine runde Sache im tollen Look, exzellenten Darstellern und ein doch tiefgründigen Erzählung.

Fazit: Begünstigt durch ein gut recherchiertes und verfasstes Drehbuch in dem die Aspekte und die Kraft einer Freundschaft, mal im Disput und mal in Harmonie mit der geschäftlichen Beziehung der beiden in einen Kontext gestellt werden, und einer sehr ausgewogenen Regiearbeit von Michael Grandage, laufen Law und Firth zu Höchstform auf. Genius ist eine klare Kaufempfehlung!

FSK ab 6 (gelb)Originaltitel:           Genius
Produktionsland/-jahr:   US/UK 2016
Laufzeit:                104 min
Genre:                   Biografie, Drama

Regie:                   Michael Grandage
Drehbuch:                John Logan
Kamera:                  Ben Davis

Kinostart:               11. August 2016
Home Entertainment:      6. Januar 2017

Verleih:                 Wild Bunch Germany

(Quelle: Wild Bunch Germany)