Final Fantasy ist fast so alt wie das Videospiel selbst. Seit NES-Zeiten sorgen die Rollenspiele für gute bis sehr gute Unterhaltung. Und nachdem mit Final Fantasy VII auf der PSone der ganz große Durchbruch gelang, hat man mit beinahe jeder Ausgabe versucht, sich neu zu erfinden. Doch nur selten gab es so gravierende Änderungen wie in FINAL FANTASY XV.
Zum Spiel
Ein Friedensabkommen mit dem Garnisonsstaat Niflheim steht kurz vor dem Abschluss und das Königreich Lucis bejubelt bereits das Ende des langen kalten Krieges. Für Feierlichkeiten ist es jedoch zu früh: Unter dem Deckmantel der Versöhnung, deaktiviert Niflheim den Runen-Wall, welcher das Königreich vor Angriffen schützt und holt zu einem vernichtenden Schlag gegen das Königreich aus. Dabei gewinnen sie auch die Kontrolle über den letzten Kristall der Welt. Das friedliche Leben, welches Kronprinz Noctis und seine Gefährten bisher kannten, wird von den Flammen des Krieges verschlungen. Mit dem Ziel den Kristall und ihre Heimat zurück zu gewinnen, versuchen sie verzweifelt, einen Widerstand zu formieren.
Test
Der Kampf zwischen Gut und Böse – das klassische Allheilmittel für ein Videospiel. FINAL FANTASY XV präsentiert sich wie ein Märchen eben mit der Verwendung jenes berühmten Konflikts. Dabei zelebriert die offene Spielwelt eine Heldenreise eines Prinzen, der auf der Suche nach sich selbst ist. Als Prinz Noctis den Hof Insomnias verlässt, weiß er noch nicht, dass sich sein Leben rasant verändern wird. Gemeinsam mit seinen Freunden Ignis, Prompto und Gladius kämpft er in üppigen 16 Kapiteln gegen die Schergen des Imperiums. Nach unglaublichen zehn Jahren Entwicklung präsentiert Square Enix das entstandene Mammut-Rollenspiel für PS4 und Xbox One – und geht dabei neue und mitunter unbequeme Wege.
Das Herzstück von Final Fantasy XV ist die offene Spielwelt in die der Spieler unmittelbar hineingeworfen wird. Nach der kurzen Einführung im königlichen Thronsaal finden Sie sich in der Wüstensiedlung Hammerhead wieder. Lange sitzt man nicht untätig herum: In der ersten Phase des Spiels wird der Entdeckergeist geweckt. Man stürzt sich ins Erkunden der Landschaft, darf gleich die Bekanntschaft mit einigen Monstern machen und dazu auch seine Weggefährten kennenlernen. Diese Weggefährten bereiten auch das erste Kopfzerbrechen: die oftmals als eine Art nervige Boyband daherkommende Quartett glänzt in den ersten Momenten vor allem mit viel unreifen Gejammer. Hier muss der Spieler viel Geduld mitbringen, die sich aber im weiteren Verlauf auszahlen wird und mit fortschreitender Spielzeit ergibt das zunächst ungeliebte 4er-Gespann auch einen erzählerischen Sinn.
Komplettiert wird der vermeintliche Boyband-Einschlag mit einem grandiosen Roadtrip durch die offene Spielwelt. Eben dieser Roadtrip-Charme wird durch das Charakter- und Fortschrittssystem unterstrichen. Durch Kämpfe und Aufträge ergattert der Spieler wertvolle Erfahrungspunkte, die er dann nur bei Übernachtungen in Camps, Hotels oder Wohnwagen in Fähigkeitspunkte verwandeln kann. Mithilfe von Nahrungsmitteln werden für einen Tag die Eigenschaften des Teams aufgewertet und somit geschlossen auf auf schwierige Kämpfe intensiv vorbereitet. In dem Rollenspiel nehmen Sie es mit Truppen des Imperiums, aber vor allem mit fiesen Monstern auf. Das Kreaturen-Design ist grandios und wartet mit teils gigantischen Überraschungen auf – ohne jetzt so viel Angst und Panik zu verbreiten. Im Grunde laufen die Kämpfe in Echtzeit ab: Man kontrolliert Noctis und attackiert seine Feinde mit einer Vielzahl an Vorstößen, Elementarzaubern oder Schwertangriffen. Dabei erweist sich das Gameplay als äußerst umgänglich, allerdings lassen die Schlachten Tiefe vermissen. Viele Gefechte verlaufen im Chaos, und durch die hübsch inszenierten Team-Aktionen wirkt das Geschehen enorm hektisch und damit extrem undurchsichtig.
Trotz aller Hektik in der Steuerung, spielt sich Final Fantasy XV aufgrund des simplen Kampfsystems schnell. Der Aufstieg in die jeweiligen Levels ist fix vollzogen und das verteilen von entsprechenden Fertigkeitspunkten über acht Äste unkompliziert. Leider hapert es vor allem an den sträflich vernachlässigten Nebenmissionen, die nicht an das Niveau von aktuellen Rollenspielen wie The Witcher 3 herankommen. Oftmals muss man mit Noctis nervige Botengänge absolvieren, welche aufgrund der enorm langen Ladezeiten und des umständlichen Reisesystems kein freudiges Unterfangen darstellen. Auch kränkelt die deutsche Sprachausgabe etwas, vor allem an der Genauigkeit. Doch erfreulicherweise ist die Story gut. Nachdem der Spieler mehrere Stunden in der offenen Spielwelt verbracht hat, gibt es ab dem achten Kapitel einen drastischen Bruch und die Handlung nimmt an Fahrt auf. Zum Ende der Kampagne wird man Zeuge toller Momente in dem Square Enix echte Emotionen kreiert und etabliert hat. In seinen stärksten Augenblicken erweist sich Final Fantasy XV als berührende Dailysoap – in seinen schlechtesten langweilt es den Spieler fast zu Tode, vor allem dann, wenn man sich mit lästigen Schleichaufgaben die Zeit vertreiben darf. In der Welt von Final Fantasy XV herrscht konstant ein gewisses Ungleichgewicht, das zwar den Spielspaß nie dauerhaft schmälert, aber den Gesamteindruck doch negativ beeinflusst.
Fazit: Final Fantasy XV ist eine regelrechte Gefühlsduselei: einerseits ist man den Tränen in gewissen Momenten nah, dann nervt es aber indes mit seinen einschläfernden Nebenmissionen und peinlichen Bruderschaftsdialogen. Auch wenn die Makel offensichtlich sind, so verbringt man in einem gefühlten Wimpernschlag Stunden damit, die offene Spielwelt und seine Gegener zu erforschen und niederzustrecken. Der Mix aus Erzählkunst und offener Spielwelt ist gelungen, das Erlebnis hängt bei Final Fantasy XV aber stark von den eigenen Wünschen und der persönlichen Spielweise des jeweiligen Spielers ab. Der Sprung zu alter Stärke ist somit noch nicht ganz vollzogen.
Plattform: PS4 | XBOX ONE
Genre: Action-Rollenspiel Entwickler: Square Enix Publisher: Square Enix Veröffentlichung: 29. November 2016
(Quelle: SquareEnixGermany)
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