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HEREDITARY – DAS VERMÄCHTNIS | Der Horror versteckt sich im Familienstammbaum

Mit HEREDITARY – DAS VERMÄCHTNIS inszeniert Newcomer-Regisseur und Drehbuchautor Ari Aster einen spannenden, atmosphärisch dichten und intelligenten Psycho-Horror-Thriller. 

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© Splendid Film

Inhalt

Familie Graham führt ein beschauliches Leben: Annie (Toni Collette) ist eine liebevolle Mutter und lebt zusammen mit ihrem Mann Steve (Gabriel Byrne) und ihren beiden Kindern Peter (Alex Wolff) und Charlie (Milly Shapiro) etwas abgelegen am Waldrand. Als Annies Mutter Ellen, das Oberhaupt der Familie, stirbt, muss sich die Familie mit mysteriösen und grauenhaften Ereignissen auseinandersetzen. Nach und nach kommen die furchterregenden Geheimnisse ihrer Ahnen ans Licht. Für Annie, Steve, Peter und Charlie beginnt plötzlich ein Wettlauf gegen ihr dunkles und unheilvolles Schicksal, welches ihre Ahnen ihnen hinterlassen haben…

Kritik

Horror sitzt nicht an jeder x-beliebigen Straßenecke und bekommt die Münzen der Anerkennungen in den Hut geworfen. Anfang der 2000er galt das Genre als ausgezerrt. Die über Jahre konsequent ausgeschlachteten Stereotypen brauchten Urlaub. So war es den kleinen Ablegern vorbehalten, ein seit Jahrzehnten erfolgreiches Genre zu retten. Dracula, Zombie & Co waren nicht nur inhaltlich, sondern auch visuell am Ende. Es brauchte junge, frische Ideen unbekannter Filmemacher, um den Defibrator an der richtigen Stelle anzusetzen und die lebensrettende Dosis an Stromschlägen zu verpassen. Found-Footage und Haunted House waren der dringen benötigte Geist der Horrorgeschichten von Morgen. Doch auch diese Quelle versiegte und man stand fast wieder am Anfang, doch James Wan hat mit beeindruckenden Werken wie Insidious oder Conjuring tadellos abgeliefert und einen Weg geebnet auf denen nun alle seine Nachfolge laufen – mal mehr oder weniger erfolgreich. Mainstream und Massenware für den breiten Markt sind die Folge. Umso erfreulicher sind Beiträge wie HEREDITARY – DAS VERMÄCHTNIS, die die Gesetzmäßigkeiten versteht, doch damit wie ein kleines Kind mit den Bauklötzen umher spielt. Die Steine passen dabei nicht immer auf deinen einen, doch zum Schluss steht ein oft solider Turm.

Ari Aster bewies mit Hereditary viel Mut und erstaunlich neue Ansätze, wenngleich der Start in diese über zweistündige Geschichte zäh ist. Doch dann eine Sog und Dynamik entwickelt, die sich nur wenige entziehen können. Ein Psycho-Trip, den das Genre in diesem Ausmaß selten erlebt hat. Allen voran Toni Collette, Gabriel Byrne und die überragende Milly Shapiro spielen für mein Empfinden preisverdächtig. Sie verkörpern den Durchschnitt, eine Otto-Normalfamilie in den USA. Perfekte Rahmenbedingungen schützen aber nicht vor der abgründigen Vergangenheit einiger Familienmitglieder. Getragen von einer geschickten Kameraführung und guter Schnitte ergibt sich eine bedrohliche Abfolge von furchteinflößenden Extremen. Dieses Spiel reizt Aster bis zu einem widerwärtigem Momentum aus und skizziert damit den Schrecken in den eigentlich von Vertrauen und Schutz getragenen Familie. Schließlich hat jede Familie ein Geheimnis.

Fazit: Auf einem überfluteten Markt an gruseliger Stangenware ist Hereditary der Eyecatcher im Sonderangebot. Die Geschichte ist preiswert, doch das Ergebnis kann sich sehen lassen.

FSK ab 16 (blau)Originaltitel:           Hereditary
Produktionsland/-jahr:   US 2018
Laufzeit:                127 min
Genre:                   Mystery, Drama, Horror

Regie:                   Ari Aster
Drehbuch:                Ari Aster
Kamera:                  Pawel Pogorzelski

Kinostart:               14. Juni 2018
Home Entertainment:      26. Oktober 2018

Verleih:                 Splendid Film

(Quelle: SplendidFilm)