Die argentinischen Brüder Luciano und Nicolas Onetti dürfen sich berechtigterweise rühmen, die Pioniere des südamerikanischen Backwoods-Horrors zu sein. Ihr Film WHAT THE WATERS LEFT BEHIND ist eine Hommage an Klassiker wie The Texas Chainsaw Massacre und The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen.

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Inhalt
Die argentinische Gemeinde Epecuén ist eine Geisterstadt. Einstmals zählte der Ort zu den beliebtesten Ferienzielen des Landes. Tausende Touristen kamen Jahr für Jahr, um in den heißen Thermalquellen zu baden. Doch im November 1985 wurde Epecuén von einer zehn Meter hohen Springflut überschwemmt. Als das Salzwasser nach über dreißig Jahren zurückging, hinterließ es eine verwüstete Ruinenlandschaft. Jetzt ist eine Gruppe junger Dokumentarfilmer nach Epecuén gekommen, um einen Film über die zerstörte Stadt zu drehen. Die Gerüchte, dass dort immer wieder Besucher verschwunden sind, werden ignoriert. Als jedoch das Auto der Filmcrew eine Panne hat, wird die Exkursion zum grausamen Horrortrip. Denn Epecuén ist keinesfalls so menschenleer wie man angenommen hatte. Und die Bewohner betrachten die Neuankömmlinge als Beute …
Kritik
Ich durfte den Film bereits lange vor Veröffentlichung auf dem Obscura Filmfest in Berlin schauen, wo WHAT THE WATER LEFT BEHIND hat auf dem angesagten Obscura Filmfest in Berlin den Jurypreis als bester Film gewonnen. Sonst fristete der argentinisch-neuseeländische Backwood-Streifen sein Dasein vor allem auf diversen Filmfesten. Offiziell ins Kino kam er hierzulande nicht. Vielleicht auch gut so, denn der einzigartige Charakter konnte erhalten und böse Überraschungen an der Kinokasse verhindert werden. Man muss sich vor Augen führen, welche Intention die Onetti-Brüder mit ihrem eigenwilligen Werk verfolgten. Es ist kein zu 100 Prozent eigenständiges Werk. Das Regieduo spielt mit Zitaten bekannter Horrorfilme der letzten Jahrzehnte. So sind die Verweise zu The Texas Chainsaw Massacre oder The Hills Have Eyes nicht von der Hand zu weisen. Dennoch kann man sich Überraschen lassen, denn eine schlecht gemachte Kopie ist der im argentinischem Nirgendwo spielende Film nicht. Handwerklich ist er mehr als solide umgesetzt worden, was Genre-Fans feuchte Träume bescheren wird. Viel Blut und Ekel in knapp 100 Minuten strapazieren allerdings Gelegenheitsgucker massiv. Darunter wird es auch die Gruppe von Zuschauer geben, die den Film mit Sicherheit abstoßend, suspekt und völlig wirr finden werden. Ich für meinen Teil hatte viel Spaß. Bis auf den letzten Tropfen Blut habe ich einen brutalen Trip an den Rand der Legalität erlebt. Denn bei all der Liebe zum Genre ist eine 18er-Freigabe trotzdem wohlwollend. Uncut fliegen euch die Gedärme um die Ohren. Da hat die FSK ganz offensichtlich einen guten Tag erwischt. Doch dieser glückliche Umstand sorgt eben für ein beispielloses Filmerlebnis. Allerdings nur für wahre Fans. Zartbesaitete sollten den What the Waters Left Behind lieber im DVD-Regal stehen lassen. Alle anderen dürfen beherzt zugreifen.
Fazit: Das Horrorgenre lebt mittlerweile von Wiederholungen und so liegt es bei den Filmemachern, aus bekannten Stoffen eine neue Mixtur zu zaubern. What the Waters Left Behind ist kein großer intellektueller Wurf in dieser Abteilung. Doch die berühmten Zitate und der handwerklich gut umgesetzte Stoff befriedigen den Blutdurst – Hinterwäldler sei Dank.
Originaltitel: Los olvidados Produktionsland/-jahr: AR/NZ 2017 Laufzeit: 98 min Genre: Horror Regie: Luciano Onetti, Nicolás Onetti Drehbuch: Luciano Onetti, Nicolás Onetti, Carlos Goitia Kamera: Facundo Nuble Kinostart: - Home Entertainment: 16. November 2018 Verleih: Busch Media Group