KIRSCHBLÜTEN & DÄMONEN

KIRSCHBLÜTEN & DÄMONEN | Die Geister, die mich riefen

Seine Dämonen sollte man zum Tee einladen. Autorin und Regisseurin Doris Dörrie ist zurück und erzählt die Geschichte der Familie Angermeier aus dem Allgäu mit KIRSCHBLÜTEN & DÄMONEN weiter!

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© Constantin Film

Inhalt

Zehn Jahre nach dem Tod von Rudi (Elmar Wepper) und Trudi (Hannelore Elsner) steht ihr jüngster Sohn Karl (Golo Euler) vor den Trümmern seines Lebens: Er trinkt, hat seinen Job verloren und lebt getrennt von Frau und Kind. Seine schwarzen Dämonen lassen sich bloß mit Alkohol besänftigen. Karl weiß nicht mehr, wer er ist. Wie eine Halluzination taucht plötzlich Yu (Aya Irizuki) auf, unfassbar und geheimnisumwoben. Yu erscheint wie eine Andeutung aus einer vergangenen Welt und hebt das Leben von Karl aus den Angeln. Nur widerwillig begleitet Karl sie in sein leerstehendes Elternhaus, allzu lebendig sind die Erinnerungen an die Eltern und die eigene, schwierige Kindheit. Warum lassen die toten Eltern Karl nicht frei? Welche Dämonen verfolgen Karl? Mit Dämonen und Gespenstern hat Yu Erfahrung, was an ihrer japanischen Herkunft liegt. Dort sind sie ganz real und mächtig, und man lernt schon als Kind, wie man mit ihnen umzugehen hat: Man lädt sie ein auf eine Tasse Tee.

Kritik

Doris Dörrie, ihres Zeichen Beziehungs-Analystin, kann neben klassischer Mann-Frau-Thematik auch tiefgründigen Stoff zum Träumen und Nachdenken produzieren. 2008 lieferte sich mit Kirschblüten – Hanami ein künstlerisches, wie auch kommerziell erfolgreiches Werk ab. Mit Elmar Wepper in der Hauptrolle, der sich auf eine spirituelle Reise nach Japan begibt, um dort den Tod seiner geliebten Frau aufzuarbeiten und sich selbst mit seiner Sterblichkeit zu beschäftigten. Über eine Millionen Kinobesucher sahen den Film und lobten ihn mit höchsten Tönen. Nun kehrt Dörrie mit KIRSCHBLÜTEN & DÄMONEN an jenen Ort zurück, der einst Augen öffnete und hoffentlich auch die von Karl. Nach dem Tod seiner Eltern muss er nun sein aus den Fugen geratenes Leben ordnen. Sich seinen Dämonen stellen und gleichzeitig viele Dinge rund um Rudi und Trudi aufarbeiten.

Doch so konfus Karls Leben ist, so präsentiert sich auch die inspirierende Fortsetzung. In überfrachteten Bildern begleiten wir Karl auf eine scheinbar noch kontroversere Reise. Denn aus dem Selbstfindungs-Trip wird eine schaurig-schöne Geistergeschichte auf Bayrisch im Land der aufgehenden Sonne. Es bedarf viel Geduld und Kenntnis. Denn der Vorgänger ist ein elementarer Schlüssel. Ohne ihn, erhält man nur den Blick durch das Schlüsselloch. Der horizonterweiternde Moment bleibt fern und so verpufft die eigentliche Botschaft. Ein Leben nach dem Tod der Eltern bleibt lebenswert, egal wie schwer die darauffolgenden Schritte auch sein mögen. Doris Dörrie hat bei Weitem kein emotionales Feuerwerk gezündet, wie einst 2008. Doch Kirschblüten & Dämonen lässt weiterhin viel Raum zum Nachdenken und lädt mit seiner neugierigen Fortführung und Projektion der Handlung auf den Sohn Karl, zum Verweilen ein. Japanischer Tee mit bitter-süßen Nachgeschmack.

Fazit: Ein unfassbar wirres Märchen am anderen Ende der Welt, in der Karl auf den Spuren seiner Eltern wandelt, um schließlich die reinigende Erkenntnis zu erhalten. Gespickt mit Schauwerten und Tiefgründigkeit, aber bis zum Ende nicht ganz so abgerundet, wie sein Vorgänger.

FSK ab 12 (grün)Originaltitel:           Kirschblüten & Dämonen
Produktionsland/-jahr:   DE 2019
Laufzeit:                115 min
Genre:                   Drama

Regie:                   Doris Dörrie
Drehbuch:                Doris Dörrie
Kamera:                  Hanno Lentz

Kinostart:               7. März 2019
Home Entertainment:      2. Oktober 2019

Verleih:                 Constantin Film

(Quelle: Constantin Film)