Was passiert, wenn ein eingefleischter Kapitalismusgegner buchstäblich an Säcke voller Kohle kommt, zeigt DER UNVERHOFFTE CHARME DES GELDES, der neue Film des für Die Invasion der Barbaren mit dem Oscar® ausgezeichneten Kanadiers Denys Arcand.

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Inhalt
Der schüchterne und unsichere Pierre-Paul Daoust (Alexandre Landry) arbeitet in Montreal als Fahrer eines Lieferwagens und stößt im Zuge dieser Tätigkeit durch Zufall auf einen Tatort, an dem gerade ein großes Verbrechen begangen wurde: ein bewaffneter Überfall. Er sammelt zwei prall gefüllte Taschen voll Geld ein und versteckt sie in seinem LKW. Nach der Befragung durch zwei polizeiliche Ermittler ist ihm allerdings schnell klar, dass er das Schwarzgeld so bald wie möglich wieder loswerden muss – nicht zuletzt auch deshalb, weil der Gangster, von dem er es gestohlen hat, das Vermögen natürlich zurückhaben will. Doch nicht genau, auch das Finanzamt bekommt schnell Wind vom neuen Reichtum. Doch mithilfe des gerade erst aus dem Knast entlassenen Finanzgenies Sylvain (Rémy Girard), dem Offshore-Banker Wilbrod (Pierre Curzi) und seiner neuen, teuren Freundin und Edelnutte Camille (Maripier Morin) gelingt es ihm, das System auszutricksen, in dem alles nur auf Erfolg und Geld ausgerichtet ist.
Kritik
Wenn der vermeintlich kritische und einfache Bürger sich gegen das System auflehnt, in dem er versucht seinen neuen Reichtum irgendwie an das selbige und der Mafia vorbeizuschmuggeln, dann bedeutet dies im Umkehrschluss eine aberwitzige Grundlage für einen sehr kurzweiligen Film. Der Oscar-prämierte Regisseur Denys Arcand hat genau das aus seinem Ärmel geschüttelt und sorgte wahrscheinlich nicht nur bei mir damit für ausgedehntes Lachen und Schmunzeln über diese und andere aufreibende Situationen. DER UNVERHOFFTE CHARME DES GELDES ist eine Überraschung in vielerlei Hinsicht. Nicht nur, dass der Film fast minütlich durch die Genre hüpft, überrascht er zusätzlich auch noch mit einem breiten Spektrum an Gesellschaftskritik. Gerade der Umstand, dass der Film zum Ende hin eine humorvolle Auseinandersetzung mit einer mutmaßlich legalen Geldwäsche wird, macht Arcands feinen Geniestreich extra unterhaltsam. Natürlich muss man als Zuschauer gewählt sein, diesem wechselfreudigen Treiben über zwei Stunden gebannt zuzusehen, doch eben diese Abwechslung und das wirklich gute Schauspiel schaffen trotz kriminellen Hintergrund ein Mitfiebern für den einfachen Bürger. Man wünscht sich tatsächlich, dass er damit durchkommt und dem System eine Lektion erteilt. Denn irgendwie gibt es zu jeder Gesellschaft und seinem Kapitalismus weltumspannende Berührungspunkte, die uns alle betreffen.
Fazit: Größter Wermutstropfen ist wohl die Länge mit dem Arcands Der unverhoffte Charme des Geldes nicht wirklich punkten kann. Einsparpotential gab es zugenüge, doch so begnügen wir uns nun mit einem abenteuerlichen Ritt auf der reichen Erbse, der lustig, abwechslungsreich, aber nicht subtil ist. Irgendwie fühlen sich alle angesprochen.
Originaltitel: La chute de l'empire américain Produktionsland/-jahr: CA 2018 Laufzeit: 127 min Genre: Komödie, Krimi Regie: Denys Arcand Drehbuch: Denys Arcand Kamera: Van Royko Kinostart: 1. August 2019 Home Entertainment: 5. Dezember 2019 Verleih: Sony Pictures Entertainment/MFA+ FilmDistribution
(Quelle: SonyPicturesHomeGSA)
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