DER SPION | Ein Man(n) wächst mit seinen Aufgaben

Weltweit sorgte Regisseur Dominic Cooke mit seiner gefeierten Ian McEwan-Verfilmung „Am Strand“ für Aufsehen. Nun kommt endlich sein unkonventioneller Spionagethriller DER SPION in die deutschen Kinos – ein gewaltiger Nachschlag. In absoluter Starbesetzung, fesselnd und atmosphärisch, erzählt Dominic Cooke die wahre Geschichte einer unwahrscheinlichen Freundschaft, in einer Zeit, als die Welt am Rande eines Atomkrieges stand.

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© Telepool

Inhalt

Anfang der Sechzigerjahre nähert sich der Kalte Krieg zwischen den beiden Supermächten seinem Höhepunkt. Oleg Penkowski (Merab Ninidze), ein vormals hochrangiger Sowjetoffizier mit Freunden im Kreml, füttert die westlichen Geheimdienste mit brisanten Informationen. Um Penkowski aus der direkten Gefahrenlinie zu nehmen, beschließen CIA und MI6, ihm einen Kontaktmann zur Seite zu stellen, der keinerlei Aufsehen erregt: Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) ist ein harmloser britischer Geschäftsmann, der mit Spionage nichts am Hut hat und sich nur widerstrebend überreden lässt. Erstaunlicherweise freundet Wynne sich mit dem Russen an. Als Penkowski in Moskau aufzufliegen droht, startet Wynne gegen den Rat der Geheimdienste eine letzte Mission in den Osten, um den Freund zu retten – oder selbst in die Hände des KGB zu fallen…

Kritik

Kalter Krieg, Spionage, Zwischenmenschliches – alles Dinge, die mich leider filmisch noch nie wirklich in ihren Bann gezogen haben. Selbst James Bond, das geschönte, super sexy Abbild von königlicher Spionagearbeit lässt mich kalt – wenngleich ich mich nun mit dieser Aussage für viele ins Abseits katapultiere. Aber wirklich selten schafft es ein Film, mich abzuholen. Dementsprechend bin ich unbefangen ins Rennen von DER SPION gegangen. Warum ich mir schließlich doch den Film bei dieser offensichtlichen Geschichte angesehen habe, liegt allein an Benedict Cumberbatch. Ein Virtuose im Schauspiel, lebt und liebt er seine Rollen – die meisten zu mindestens. Es ist immer ein großes Vergnügen, dem Briten beim der Ausüben seiner Arbeit zuzusehen. Und auch hier vermag er es, einen für mich eigentlich uninteressanten Film, interessant zu machen. Mit der Arbeit von Dominic Cooke bin ich ebenfalls zu wenig vertraut, um hier nun auch eine Handschrift zu erkennen und zu bewerten. Die Resonanzen waren aber durchweg positiv, ebenfalls ein ausschlaggebender Punkt für eine Sichtung. Generell gefällt mir der Look des Film. Sehr viel Prestige, sehr viel Flair, zugeknöpft, aber irgendwie doch sehr offen. Auch ich werde nicht müde und bringe als Vergleich Steven Spielbergs Bridge of Spies. Im gleichen Fahrwasser bewegt sich auch Der Spion, dennoch wirkt er weniger überzeugend und drückend. Inhaltlich wagt Cooke nicht viel und orientiert sich strickt an vergleichbaren Geschichten. Ein Ausbruch fehlt dem Film gänzlich. Dies bedeutet aber auch, dass der Film keine Fehler zulässt und grundsolide seine Protagonisten schalten und walten lässt. Cumberbatch spielt, abgesehen von einem ungewöhnlich schüchternen Beginn, überzeugend. Schließlich liegt auch der Fokus nahtlos auf ihm, während Darsteller wie Jessie Buckley sich wundspielen für eine an sich blase Rolle, um das Maximum an Performance zu erreichen. Hier hätte es dem Film nicht geschadet, mehr Tiefgang zu erleben und seinen Protagonisten – abgesehen von Greville Wynne – mehr Hintergrund zu schenken. Aber das ist meckern auf hohem Niveau, schließlich weiß der Film mit seinen Stärken exzellent umzugehen.

Fazit: Die frühen 1960er Jahre blühen und mit ihr auch der Konflikt. Während Bühnenbild und Kostüme, sowie ein Cumberbatch zu überzeugen wissen, mangelt es in Der Spion an Tiefgang und Charakterzeichnung. Mit Sicherheit ist der Fokus auf den Briten bewusst so gelegt, schließlich erlebt der Zuschauer ihn in einer seiner besten Rollen, hätte es hier doch mehr Mut gebraucht, für ein sattes Ausrufezeichen. Diese kleinen feinen Mankos bügelt Cooke aber nicht nur mit Cumberbatch aus. Auch die Einbindung von Archivaufnahmen aus der damaligen Zeit, sorgen für ein realistisches Bild und unterstreichen die Zuspitzung des Konflikts aus einem anderen Blickwinkel. Sehr authentisch, sehr unterhaltsam – unterm Strich. 

FSK ab 12 (grün)Originaltitel:           The Courier
Produktionsland/-jahr: UK/US 2020 Laufzeit: 112 min Genre: Thriller Regie: Dominic Cooke Drehbuch: Tom O'Connor Kamera: Sean Bobbitt Kinostart: 1. Juli 2021
Home Entertainment: -

Verleih: Telepool

 

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