DIE KONSEQUENZ | Vom einstigen Skandal zur wichtigen Notwendigkeit

Produziert von Bernd Eichinger und inszeniert von Wolfgang Petersen erzählt DIE KONSEQUENZ die bewegende Geschichte von Martin und Thomas, die in einer unaufgeschlossenen Gesellschaft für ihr Recht und Liebe kämpfen.

.INHALT.

Im Gefängnis lernt der Schauspieler Martin (Jürgen Prochnow) den jungen Thomas (Ernst Hannwald), Sohn eines Aufsehers, kennen. Nach Kuraths Entlassung ziehen beide zusammen. Die Eltern des Jungen, die noch über das Sorgerecht verfügen, erzwingen seine Einweisung in eine Erziehungsanstalt. Kurath muss erleben, wie die Persönlichkeit seines Freundes in der Anstalt zunehmend demontiert wird. Nach einem Selbstmordversuch wird er in eine psychiatrische Klinik eingeliefert.

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.KRITIK.

Vor 45 Jahren bewies Regisseur Wolfgang Petersen bahnbrechenden Mut. In einer Gesellschaft, in der Homosexualität als Sünde und Unzucht galt, inszenierte er – basierend auf dem Roman „Die Konsequenz“ von Alexander Ziegler – eine unfassbar traurige, aber auch zugleich schöne Geschichte. Es ist die Geschichte zweier Menschen, die eigentlich nicht hätten zusammen sein dürfen, doch die Liebe gab ihnen die Kraft, trotz aller Widrigkeiten Widerstand zu leisten.

Petersen schafft einen unglaublich intimen Rahmen. Er reduziert das Wesentliche in Schwarz-weiß, den Rest spielen Jürgen Prochnow und Ernst Hannawald mit einer Selbstverständlichkeit, die ihresgleichen sucht. DIE KONSEQUENZ ist konsequent. Der Film ist zu gleichen Teilen Melodrama und Coming-of-Age. Er spendet Kraft und Hoffnung, wirkt dabei aber dennoch erschütternd. Der Film ist nun mal ein Bild des damaligen Zeitgeistes. Kaum vorstellbar, dass das in manchen Teilen der Welt immer noch unter Strafe und sogar Tod steht. Glück ist für jeden etwas anderes. Doch wer glücklich ist, dem sollte man auch sein Glück lassen.

Petersen ist einen wichtigen Schritt gegangen. Sein Film ist eine wertvolle Überlieferung, die für mehr Verständnis und Gleichberechtigung sorgen kann. Sensibilisierung statt Verurteilung. Das Thema hat Petersen klug eingefangen und es nur minimal mit Klischees typischer Liebesdramen befüllt. Was zählt, sind die großen, emotionalen Momente, in denen Prochnow und Hannawald harmonisch aufgehen. Keine Scheu oder Berührungsangst. Es ist die notwendige Glaubwürdigkeit, die beide erzeugen und die ich so löblich herausstellen muss – einmal mehr. Dramaturgisch und cineastisch großes Kino der Gefühle. Man kann weder darüber diskutieren, noch Dinge scharf kritisieren. Die Konsequenz ist unanfechtbar, in meinen Augen und ein wesentlicher Bestandteil der modernen Aufklärung. Lasst jedem sein Glück und Liebe. Mehr Toleranz für alle von uns.

.FAZIT.

Herausragend gespielt und äußerst sensibel inszeniert. Wolfgang Petersen war seiner Zeit voraus und liefert mit Die Konsequenz den Beweis dafür. Mutig, wertvoll und mehr als notwendig.



OriginaltitelDie Konsequenz
Produktionsland/-jahrDeutschland 1977
Laufzeit100 min
GenreDrama
RegieWolfgang Petersen
DrehbuchWolfgang Petersen, Alexander Ziegler (Buch)
KameraJörg-Michael Baldenius
Kinostart2. Dezember 1977 (Westdeutschland)
Home Entertainment9. Juni 2022
VerleihEuroVideo Medien

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