HALLOWEEN – DIE NACHT DES GRAUENS | Wie Michael Myers Laufen lernte

1963: Huddonfield, Illinois – Mit seinem ersten Mord verliert der damals sechsjährige Michael Myers endgültig den Bezug zur Realität. Er fühlt nichts. Keine Reue, keine Einsicht, kein Mitgefühl. Seine Augen verraten nur eins: grenzenlose Boshaftigkeit. John Carpenter schuf 1978 einen Genreklassiker, der bis heute als Wegbereiter für zahlreiche Slasher gilt. HALLOWEEN – DIE NACHT DES GRAUENS brachte jedoch nicht nur einen der berühmtesten Killer hervor. Er machte Jamie Lee Curtis über Nacht zur Mutter der “Scream Queens”.

.INHALT.

In beschaulichen Haddonfield ist an Halloween der wahre Horror los: Die Teenagerin Judith Myers (Sandy Johnson) wird in ihrem Elternhaus von ihrem sechsjährigen Bruder brutal erstochen – Michael Myers (Will Sandin) hat das erste Mal gemordet – ohne Skrupel oder ein Gewissen. Der Junge kommt daraufhin in das Smith’s Grove Warren County Sanatorium, wo sich Psychiater Dr. Sam Loomis (Donald Pleasence) seiner annimmt. Schon bald ist dieser davon überzeugt, dass sich in der Gestalt des Kindes das absolut Böse verbirgt. Die Jahre vergehen und Loomis schafft es nicht, Michael zu rehabilitieren. Stattdessen fordert er die höchste Sicherheitsverwahrung. Doch seine Kollegen und die Polizei nehmen ihn nicht ernst. So gelingt Myers (Tony Moran/Nick Castle) nach 15 Jahre, am Vorabend von Halloween, die Flucht aus der Heilanstalt. Er kennt nur ein Ziel: seine Heimatstadt Haddonfield. Hier will Michael Myers das zu Ende bringen, was er im Alter von sechs Jahren begonnen hat. Niemand, auch nicht nicht die arglose Teenagerin Laurie Strode (Jamie Lee Curtis), ahnen die tödliche Gefahr, die sich unaufhaltsam ihren Weg in die Kleinstadt bahnt.

© LEONINE Studios

.KRITIK.

300.000 US-Dollar, die die Welt veränderten. Mit einem Mikro-Budget setzte John Carpenter im Frühling 1978 alles auf eine Karte. Nach einem traumatischen Erlebnis in einer psychiatrischen Einrichtung war der Filmemacher fest davon überzeugt, seine Erfahrungen in eine Geschichte zu bannen. In kürzester Zeit entwickelter er gemeinsam mit Debra Hill ein rund 90-seitiges Skript für einen Film, der das Horrorgenre für immer auf den Kopf stellen sollte.

Mit einer unfassbaren Reinheit, mit viel handwerklichem Geschick und einer konsequenten Inszenierung wirkt HALLOWEEN – DIE NACHT DES GRAUENS aus heutiger Sicht zwar veraltet, aber setzt er heutzutage noch immer Maßstäbe. Er gilt als Inspirationsquelle, als Blaupause für Filme der 80er- und 90er-Jahre. Er etablierte gängige Klischees, die wir noch immer bestaunen dürfen. Es ist schon faszinierend, wenn man bedenkt, dass Halloween – Die Nacht des Grauens über 40 Jahre auf dem Buckel hat und scheinbar kriegt man Michael Myers auch nicht wirklich tot. Wo wir genau beim Thema wären… beim wohl populärsten Klischee: die gefühlte Unsterblichkeit eines Serienkillers. Schüsse, Stürze, Schläge – es scheint nichts zu geben, was die Vehemenz von Myers auszubremsen vermag. Ein beliebtes Mittel, wofür viele Slasher und im Allgemeinen Horrorfilme noch immer werben. Sei es Ghostface in der Scream-Reihe oder Jason aus Freitag, der 13. – sie alle wirken unsterblich und zeigen uns auf, wie sterblich wir doch sind.

Darin liegt auch der Reiz. Eine übernatürliche Macht, die uns in Angst und Schrecken versetzt. Die eigentlich in seiner Existenz auch gar nicht so abwegig erscheint, bedroht uns direkt vor unserer Haustür und sogar in unserem Haus. Carpenter hat die Zeichen der damaligen Zeit erkannt. Das Verlangen nach neuen Extremen. Die Sehgewohnheiten der Menschen haben sich verändern und Horror im Leinwandformat galt als Suchtmittel, als Adrenalinrausch. Die Figur des Michael Myers bedient all unsere Vorstellungen. Sie ist die Inkarnation des Terrors und daher hat der Film seiner Zeit auch so viel bestimmt. Der Erfolg an den Kinokassen sollte zudem Carpenters Einschätzung, was nun gefragt ist, bestätigen. Aus 300.000 US-Dollar machte satte 43 Millionen US-Dollar. Eine Gewinnspanne, die Halloween – Die Nacht des Grauens bis heute zu den erfolgreichsten Independent-Filmen überhaupt macht. Einen Vergleichbaren Erfolg schaffte indes nur Blair Witch Project 1999, auch wenn hier das Budget noch kleiner und das Einspielergebnis noch höher war.

Michael Myers macht Spaß. Halloween – Die Nacht des Grauens macht Spaß. Jamie Lee Curtis in ihrer ersten Rolle, die gleichsam zu einer Ikone des Kinos wurde. Ihr unverwechselbares Schreien, wenn sie von Myers gejagt wird, schrieb Geschichte. Als “Scream Queen” eroberte Jamie Lee Curtis Hollywood. So viel Gutes in 90 Minuten, die man heute kaum noch zu Gesicht bekommt. Daher halten wir diesen Klassiker in Ehren und feiern seine nachhaltigen Impuls, den er bis heute nicht verloren hat.

.FAZIT.

An allen Ecken und Enden merkt man Halloween – Die Nacht des Grauens sein Alter an. Trotzdem besticht der Film noch immer durch seine kontinuierlichen Spannungsaufbau und einem legendären Soundtrack samt ikonischen Theme. Fakt ist: ohne Halloween – Die Nacht des Grauens gäbe es viele Filme, die wir kennen, so nicht. Er hat maßgeblich das Horrorgenre und die Slasher – mitsamt seiner denkwürdigen Klischees – salonfähig gemacht.



OriginaltitelHalloween
Produktionsland/-jahrUSA 1978
Laufzeit91 min (dt. Kinofassung) / 101 min (TV-Fassung)
GenreHorror, Thriller
RegieJohn Carpenter
DrehbuchDebra Hill, John Carpenter
KameraDean Cundey
Kino6. Juli 1979 (Westdeutschland)
Home Entertainment27. Oktober 1997 (DVD-Erstveröffentlichung)
VerleihLEONINE Studios