HALLOWEEN ENDS | Das Ende der Stehaufmännchen

Mit HALLOWEEN ENDS erreicht die Kult-Trilogie ihren mörderischen Höhepunkt. Trotz aller Vorkehrungen scheinen Laurie Strode und ihre Enkelin Allyson auch vier Jahre nach dem letzten Blutrausch von Michael Myers nicht zu ahnen, welches Grauen die letzte schicksalshafte Halloween-Nacht für sie bereithält…

.INHALT.

Vier Jahre nach „Halloween Kills“: Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) und ihre Enkelin Allyson (Andi Matichak) leben nach dem Tod von Mutter Karen noch immer gemeinsam in Haddonfield. Michael Myers (James Jude Courtney) hat in dieser Zeit niemand mehr gesehen, doch die Erinnerung an ihn lebt weiter. Als Allyson den jungen Corey (Rohan Campbell) kennenlernt, wird das Leben der kleinen Strode-Familie durcheinandergewirbelt. Schließlich wird Corey beschuldigt, vor Jahren ein Kind, das er babysitten sollte, umgebracht zu haben. Was nur ein Unfall war, wird in den Köpfen der Bewohner Haddonfields zu einem brutalen Mord, der Corey belastet. Das wiederum weckt alte Erinnerungen und als mehrere Morde die Kleinstadt schockieren, ist auch die Angst vor Michael Myers wieder präsenter denn je.

© Universal Pictures International Germany

.KRITIK.

„Totgeglaubte leben länger“: Ein Sprichwort, welches sich Michael Myers-Fans mit Sicherheit an die Wand genagelt haben. Erstechen, erschießen, verbrennen – alles scheint machtlos gegen die Übermacht, welche seit über 40 Jahren Laurie Strode aus dem fiktiven Haddonfield, Illinois, terrorisiert. Die Stadt ist kein gutes Pflaster, obwohl sie gleichsam einer Bilderbuch-Vorstadtidylle entspringt. Aber der Schatten von Michael Myers trübt diesen Frieden. Seine Taten sind längst nicht vergessen. Was logisch ist, schließlich kommt er ja immer wieder und mordet. Aber bereits mit dem ersten Teil von 1978 hat sich zwischen Laurie und Michael eine persönliche Fehde entwickelt. Eine Abhängigkeit, die es selten in dieser Intensität in einem Horrorfilm gibt. Zwei Hauptfiguren kämpfen übergeordnet ums überleben, um den persönlichen Seelenfrieden – wenn man gerade bei Myers an dieser Stelle davon sprechen mag.

Doch die Faszination, diese Angst, dieser einer Schrei von Jamie Lee Curtis – all das hat Filmgeschichte geschrieben. Es gibt Hartgesottene, die ein Ende gar nicht herbeigesehnt haben, doch es gibt eine weitaus größere Fraktion, die erleichtert durchatmet – inklusive Jamie Lee Curtis selbst, die Laurie Strode endgültig zur Geschichte werden lässt. HALLOWEEN ENDS markiert (wohl) den finalen Abschluss einer neueren Sequel-Trilogie von David Gordon Green, die 2018 ihren Startschuss fand. Seitdem war es ein Auf und Ab. Viele Pro und Contras. Die Abnutzungserscheinungen nagten zunehmend am Franchise. Und auch Myers verlor gleichsam an Glaubwürdigkeit und Strahlkraft. Daher gab es rund um das große Finale Befürchtungen und Sorgen. Berechtigt sind diese tatsächlich nur bedingt, denn Halloween Ends ist ein würdiges Ende – wenngleich anders als erwartet.

In einem erfüllt er aber alle Erwartungen: Blut, Blut, Blut. Ich kann an dieser Stelle nicht sagen, ob Halloween Kills oder Halloween Ends mehr Liter an Kunstblut vergießen, aber die Brutalität und Konsequenz sind mal wieder herausfordernd. Der Zuschauer braucht diese Extreme, die gerne auch mal dafür genutzt werden, um die Lücken in einem Drehbuch gekonnt zu überdecken. Inhaltlich erweist sich Halloween Ends durchwachsen. Auf der einen Seite präsentiert sich hier ein erstaunlich intimer Rahmen für eine seit Jahrzehnten andauernden Konflikt. Auf der anderen Seite werden Charaktere eingeführt, die sogar noch eine Backgroundstory bekommen, aber nach zehn Minuten schon wieder aus unseren Köpfen verschwinden. Dennoch bleiben vier handlungsrelevante Figuren nicht auf der Strecke: Laurie Strode, Enkelin Allyson, Corey und Michael Myers selbst. Ein gut harmonierendes Quartett. Es sei jedoch erwähnt: in den 111 Minuten Spieldauer sehen wir nirgendswo sonst Jamie Lee Curtis so wenig, wie in diesem Teil – zumindest war dies mein Eindruck.

Somit gibt es inhaltlich einige Tücken. Optisch macht aber Halloween Ends mal wieder eine sehr gute Figur. Die Düsternis und selbst die scheinbar kurzen Hoffnungsmomente werden von einer dichten und trügerischen Atmosphäre begleitet. Sicherlich ist das Finale irgendwie auch ein Abziehbild seiner Vorgänger, aber der mitunter ergreifende Ton rührt dann doch auch zu Tränen. Mal ganz davon abgesehen, dass für die ein oder andere Person dieser Teil auch die tödliche Sackgasse bedeutet.

Ob tatsächlich Michael Myers für immer „tot“ ist – im Sinne eines eventuell baldigen neuen Films mit ihm – bleibt bei einem so umtriebigen Hollywood, wie es in den letzten Jahren erlebt haben, einfach abzuwarten. Ich für meinen Teil Wünsche mir die endgültige Beisetzung von Michael Myers, d. h. keine neuen Filme in den nächsten 20 Jahren – mindestens. Hoffe, man gönnt diesem Monster eine wohlverdiente Pause.

.FAZIT.

Mit großen Erwartungen habe ich mich heute in die erste Vorstellung gezwängt, um Michael Myers großes Finale zu sehen. Es ist ein Ende, dass diese einzigartige Figur des Horrors würdigt, aber tatsächlich bis zum Schluss andere Töne anschlägt. Kurzweilig ist der nicht jugendfreie Film allemal, der nicht zuletzt vor allem von seiner extremen Brutalität lebt, sondern auch von dieser ganz besonderen Beziehung zwischen Laurie und Michael. Ein Traumpaar, das jetzt wohl die Scheidung einreichen wird.



OriginaltitelHalloween Ends
Produktionsland/-jahrUSA 2022
Laufzeit111 min
GenreHorror, Thriller
RegieDavid Gordon Green
DrehbuchPaul Brad Logan
KameraMichael Simmonds
Kino13. Oktober 2022
Home Entertainment29. Dezember 2022
VerleihUniversal Pictures International Germany

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