DER MANN, DER VOM HIMMEL FIEL | Ein Außerirdischer entdeckt den Kapitalismus

Nach seinem vielbeachteten Thriller Wenn die Gondeln Trauer tragen widmete sich Nicolas Roeg in seinem vierten Film DER MANN, DER VOM HIMMEL FIEL der kritischen Sicht eines Außerirdischen auf die Erde. Basierend auf der gleichnamigen Vorlage von Walter Tevis ist ein außergewöhnlicher Science-Fiction-Film entstanden, dessen Bildkompositionen die unverkennbare Handschrift des Regisseurs tragen. In seiner ersten großen Filmrolle glänzt ein kongenial David Bowie.

.INHALT.

Um dem Wassermangel auf seinem Planeten zu beenden, landet Thomas Jerome Newton (Davie Bowie), ein humanoid-reptiloider Außerirdischer auf der Erde. Mit Hilfe bahnbrechender Patente seines Heimatplaneten baut der feinsinnige und hyper-intelligente Alien in kurzer Zeit sein Wirtschaftsimperium „World Enterprises“ auf, mit dessen Finanzkraft er Wasser zu seinem Planeten transportieren will. Unterstützung bekommt Newton durch den Patentanwalt Oliver Farnsworth (Buck Henry). Gleichzeitig beginnt Newton eine Beziehung mit dem Zimmermädchen Mary-Lou (Candy Clark). Doch sein Erfolg wird vom Neid der Konkurrenz begleitet, und seine wahre Identität und damit sein ganzes Vorhaben droht durch den Wissenschaftler und Vertrauten Dr. Nathan Bryce (Rip Torn) aufgedeckt zu werden.

© ARTHAUS

.KRITIK.

DER MANN, DER VOM HIMMEL FIEL ist ein Science-Fiction-Drama aus dem Jahr 1976, das unter der Regie von Nicolas Roeg entstand und auf dem gleichnamigen Roman von Walter Tevis basiert.

Die Hauptrolle in dem Film wird von dem legendären Musiker David Bowie gespielt, der hier seine erste große Schauspielrolle übernahm. Bowie verkörpert den Außerirdischen Thomas Jerome Newton, der auf die Erde kommt, um sein vom Aussterben bedrohtes Volk zu retten. Doch als er versucht, die nötigen finanziellen Mittel für seine Mission zu beschaffen, gerät er in die Abgründe des Kapitalismus und der menschlichen Gier.

Der Film ist für seine visuelle Ästhetik weltbekannt. Roeg nutzt ungewöhnliche Kameraeinstellungen und Montagetechniken, um die Stimmung und den emotionalen Zustand der Charaktere zu betonen. Dabei wechselt er zwischen schnellen, rhythmischen Schnitten und langen, statischen Einstellungen. Die Bilder sind oft poetisch und abstrakt, und die Farben und Lichtverhältnisse unterstreichen die surreale Atmosphäre des Films.

Eine weitere Besonderheit, auf die Roeg viel Wert gelegt hat, ist seine Kritik am Kapitalismus und der Konsumgesellschaft. Newton wird zunächst als unabhängiger, fast unverwundbarer Außerirdischer dargestellt, doch er wird schnell von den menschlichen Verhaltensweisen beeinflusst und erlebt eine für ihn so noch nie dagewesenen Ausbeutung. Der Film zeigt die Zerstörungskraft von Geld, Macht und Gier und stellt die Frage, ob es möglich ist, in einer von diesen Dingen geprägten Welt überhaupt gewissenhaft und moralisch zu handeln.

Damit hat Roeg schon früh Kritik an einem System geübt, welches schon damals verwerflich, aber bei Weitem nicht so zerstörerisch war, wie es heutzutage der Fall ist. Wir haben mit größeren Begleiterscheinungen wie Armut, Klimawandel oder Krieg intensiviertere Auswüchse, die viel schädlicher für den Planeten und uns selbst sind. Daher ist der Film nach wie vor zeitgemäß. Doch verbindet er diese Schrecken, in der sich Newton zunehmend ausgesetzt sieht, mit einem künstlerischen Aspekt. Die virtuose Strahlkraft bildet den Gemütszustand Newtons unglaublich gut ab. David Bowie tut dabei als androgyne Lichtgestalt sein übriges. Man kann somit nur schwärmen. Schwärmen von einem Werk, was seiner Zeit voraus war und heute fast wie ein schauspielerisches Denkmal für den Musiker David Bowie steht.

.FAZIT.

Ein außergewöhnlicher Film, der durch seine Erzählstruktur, seine visuelle Ästhetik und seiner Kritik am Kapitalismus und der Konsumgesellschaft zu gefallen weiß. Bowie liefert eine beeindruckende schauspielerische Leistung ab und verkörpert den Außerirdischen Newton auf eine unvergleichliche Weise. Der Film erfordert vom Zuschauer Geduld und Aufmerksamkeit, aber wer sich darauf einlässt, wird mit einem faszinierenden und bewegenden Erlebnis belohnt.



OriginaltitelThe Man Who Fell to Earth
Produktionsland/-jahrGroßbritannien 1976
Laufzeit139 min
GenreDrama, Science-Fiction
RegieNicolas Roeg
DrehbuchPaul Mayersberg, Walter Tevis (Buch)
KameraAnthony Richmond
Kino19. August 1976 (Westdeutschland)
Home Entertainment18. November 2016 (Neuauflage)
VerleihARTHAUS

Kommentar verfassen