Ukrainisches Animationskino auf weltweitem Erfolgskurs: MAVKA – HÜTERIN DES WALDES über die magische Kraft der Liebe und die Seele der Natur verzaubert das europäische Publikum – einschließlich mich.
.INHALT.
Die riesigen ukrainischen Wälder stecken voller Geheimnisse. Im Schutz der Bäume leben wundersame Wesen im Einklang mit der Natur. Mavka ist die junge Seele des Waldes – zart, sanftmütig und gütig. Alle sind erstaunt, als die Obersten Waldgeister ausgerechnet die zierliche Mavka zu ihrer neuen Hüterin wählen, um das Naturreich und die magische Lebensquelle – das Herz des Waldes – vor den Menschen zu beschützen. Noch ahnen die Waldbewohner nicht, wie nah ihre junge Hüterin den Menschen schon ist: Der sympathische Dorfjunge Lukas hat mit seiner wundervollen Musik Mavkas Herz bezaubert. Und auch Lukas hat sich in das hinreißende Waldwesen verliebt. Doch Unheil naht. Die selbstsüchtige Kilina will unbedingt in den Besitz der magischen Lebensquelle gelangen. Kilina schürt Angst und Zorn zwischen den einfachen Dorfbewohnern und den scheuen Waldwesen. Mavka steht vor einer unmöglichen Entscheidung: sie muss zwischen ihrer Liebe zu Lukas und ihrer Pflicht als Wächterin des Waldes wählen.
.KRITIK.
Während in der Ukraine der russische Angriffskrieg tobt, steigt im grausamen Schatten dessen eine Geschichte empor, die kaum schöner und friedlicher sein könnte. Die Rede ist von MAVKA – HÜTERIN DES WALDES. Der Film taucht tief in die slawische Sagenwelt ein und holt den weiblichen Waldgeist Mavka hervor. Im Gegensatz zur Mythenfigur ist diese allerdings freundlich gesinnt und hat es nicht auf die Männerwelt abgesehen – im negativem Sinne. Mavka ist eine freundliche, mitfühlende und neugierige Protagonistin, welche sich später in den menschlichen Musiker und Dorfbewohner Lukasz verliebt, was ihr allerdings zum Verhängnis werden wird, da der Umgang der Waldgeister mit Menschen nach dem grossen Krieg streng verboten ist und es sehr viel Hass und Furcht auf beiden Seiten gibt.
Im Gegensatz zur Erzählung “Das Waldlied” von Lessja Ukrajinka von 1911, auf dem der Film beruht, gibt es hier allerdings ein eher kitschig ausfallendes Ende, entsprechend angepasst an das kleinere Publikum. Auch ist im Gegensatz zur Vorlage deutlich weniger “Brutalität” vorhanden, dies sieht man allein daran, dass selbst die Bösewichte den Tod nicht finden.
Inhaltlich weist der Film ebenfalls Elemente aus diversen bekannten Geschichten auf. So finden wir Motive von Romeo & Julia, aber auch Arielle, Die Meerjungfrau, Die Schöne und das Biest und Rapunzel finden sich hier klar und deutlich wieder. So erhält der Film ganz gleich ob bewusst oder unterbewusst einen stärkeren Zugang, weil man sich mit vertrauten Motiven konfrontiert sieht. Ob diesen Umstand auch das jüngere Zielpublikum bemerken wird, sei mal dahingestellt.
Der Film spielt objektiv betrachtet wohl im späten 19. Jahrhundert. Die Dorfbewohner leben vergleichsweise mittelalterlich und irgendwo darin keimt beinah ein steampunkiger Disput, wenn Schurkin und Dorfbewohner aufeinandertreffen. Damit wird klar, hier geht es allein um den Konflikt zwischen Mensch und Natur, totbringende Technik steht den liebevollen Waldwesen gegenüber. Sicherlich keine neuartige Erzählung, aber eine, die nachhallt.
Auch wenn im Kern mit Sicherheit eher ein Drama verborgen liegt, so hält der Film auch die notwendigen Humoreinlagen bereit, um den kleineren Zuschauern auch Zeit zum Realisieren und Verarbeiten zu geben. Dies lockert im Allgemeinen alles auf und macht den Film noch zugänglicher. Optisch erinnert der Film an den Vorgängerfilm Mila und Ruslan und ist visuell wirklich schön umgesetzt. Er braucht sich gewiss nicht vor großen Disney-Produktionen zu verstecken. In vielen Szenen merkt man den Film die starke Heimatverbundenheit an. Schauplätze, Kostüme, Musik, Symbole – alles erinnert stark an die slawische und ukrainische Kultur. Gerade in diesen Zeiten, ist das ein beispielloser Hoffnungsschimmer, der unglaubliche Strahl- und Symbolkraft besitzt. Er regt zum Nachdenken an und sensibilisiert die Kleinsten für ein stärkeres Umweltbewusstsein und ein friedliches Zusammenleben.
.FAZIT.
Auch wenn der Film in seinem Grundton stark von der Vorlage abweicht, er wurde stark verniedlicht für das kleinere Zielpublikum, und auch generell wenige Überraschungen parat hält, so besitzt der Film einen ganz eigenen Zauber. Neben wichtiger Kernbotschaft überzeugt er vor allem mit starken Animationen und wundervolle Musik. Ein starker Film zum richtigen Zeitpunkt.
Originaltitel | Mavka. Lisova pisnya |
Produktionsland/-jahr | Ukraine 2023 |
Laufzeit | 90 min |
Genre | Animation, Abenteuer |
Regie | Oleh Malamuzh, Oleksandra Ruban |
Drehbuch | Lesya Ukrainka, Yaroslav Voytseshek |
Musik | Dario Vero |
Kino | 8. Juni 2023 |
Home Entertainment | – |
Verleih | Splendid Film |
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