Nach national und international ausgezeichneten Kurzfilmen legt der belgische Regisseur Michaël R. Roskam mit BULLHEAD sein vielbeachtetes Langfilmdebüt vor. Der Film wurde auch auf der Berlinale 2011 gezeigt. Besondere Beachtung fand er wegen der schauspielerischen Leistung seines Hauptdarstellers Matthias Schoenaerts in der Rolle eines Viehmästers.
Inhalt
Der belgische Viehmäster Jacky Vanmarsenille (Matthias Schoenaerts) führt ein florierendes Familienunternehmen. Die Geschäfte laufen gut – vor allem dank der Verwendung illegaler Hormonpräparate bei der Tieraufzucht. Doch glücklich und zufrieden wird Jacky niemals sein können, denn ein tragisches Ereignis aus Kindertagen belastet sein Leben dauerhaft: Damals wurden ihm in einer brutalen Auseinandersetzung die Hoden zertrümmert. Von diesem schrecklichen Vorfall hat Jacky unheilbare Wunden davongetragen, vor allem aber bleibende seelische Schäden. Als ein Mord an einem in den Kreisen der belgischen Fleischmafia ermittelnden Polizeibeamten geschieht, geraten zahlreiche am schmutzigen Geschäft der illegalen Viehmast Beteiligte und Nutznießer in Aufruhr – und zunehmend ins Visier der ermittelnden Behörden. Vor dem großen Knall treffen zwei ehemalige Freunde aus Kindertagen wieder aufeinander: Jacky und Diederik Maes (Jeroen Perceval), Kleinkrimineller und glückloser Informant der ermittelnden Beamten. Diederik war seinerzeit Jackys bester Freund – bis zu jenem verhängnisvollen Tag, an dem er den Gemarterten im Stich ließ. Das Schicksal und ihre Verstrickung in dubiose Geschäfte führt die beiden im Vorfeld eines geplanten Großdeals zusammen. Im Angesicht der Ermittlungsbehörden entscheidet sich schließlich das düstere Drama um verlorene Freundschaft, Loyalität und geraubte Männlichkeit.
Kritik
Dem Belgier Michael R. Roskam gelingt es mit seinem Regiedebüt BULLHEAD von der ersten Szene an, eine unvergleichlich bedrückende und einzigartige Atmosphäre zu erzeugen. Die ländliche Gegend um die belgische Stadt Limburg entwickelt sich so zusehends zu einem Schauplatz, der die immer beklemmender werdende Handlung perfekt reflektiert. Fast ist es so, als würde sich das Innenleben des undurchsichtigen und bedrohlich bulligen Jacky an der beklemmend-düsteren Landschaft ablesen lassen. Bullhead erweckt zunächst den Eindruck, ein Krimi über die illegalen Machenschaften der Hormonmafia zu sein und überfordert den Zuschauer anfangs mit einer nicht immer durchschaubaren Handlung. Auch Jacky, ein Hüne von einem Mann, der seinen Körper mit illegalen Hormonen aufbläst und offenbar immer kurz vor einer Explosion steht, ist eine Figur, die man nicht so recht versteht, deren Handeln oftmals nicht begreiflich ist. Und doch gelingt es Roskam, beim Zuschauer ein Gefühl entstehen zu lassen, die Neugier zu wecken auf das, was sich hinter dem Schein dieses kernigen Rinderzüchters verbirgt.
Fazit: Roskam entfaltet ganz im Stile eines Film Noirs die Abgründe einer gequälten und letztlich zerstörten Seele und hat so ein Drama konstruiert, dass trotz einiger Schwachpunkte bewegt und noch lange nachhallt.
Originaltitel: Rundskop Produktionsland/-jahr: BE/NL 2011 Laufzeit: 129 min Genre: Drama Regie: Michaël R. Roskam Drehbuch: Michaël R. Roskam Kamera: Nicolas Karakatsanis Verleih: Celluloid Dreams
BULLHEAD || heute, 01:10 Uhr auf ARTE.
(Quelle: vipmagazin)