FREILAND simuliert eine Staatsgründung von Bürgern, die die Schnauze voll haben von der Bundesrepublik Deutschland. Doch statt hitziger Revolutionäre sehen wir vor allem Spießbürgerliche am Werk.
Inhalt
Niels Deboos (Aljoscha Stadelmann) hat die Schnauze voll. Eurobonds, Bankenrettung, Staatsbankrott, Korruption und Kapitalismus – das ganze Elend geht Niels gehörig gegen den Strich. Er beschließt, der Bundesrepublik Deutschland den Rücken zu kehren. Allerdings ohne das Land zu verlassen. Vom Untergangs-Propheten Christian Darré (Matthias Bundschuh) unterstützt, gelingt es ihm, seinen zunächst verrückt anmutenden Plan in die Tat umzusetzen. Mit einer Handvoll Verbündeter gründet er vor den Toren Berlins einen eigenen Staat. Mit eigenen Ministern, eigenem Radio und fragwürdigen Ideen zur Bekämpfung des demographischen Wandels. Die sich selbstverwaltende Kommune bleibt nicht lange unbemerkt. Neben Druck und Ärger von außen brodelt es allerdings auch in den eigenen Reihen. Der Showdown bringt Krawall. Und einen überraschenden Durchbruch.
Kritik
Der deutsche Filmemacher Moritz Laube erzählt in FREILAND vom Aufstieg und Fall einer Vision. Seine erdachte Gemeinde durchlebt alle Stadien einer Staatsgründung: von Sehnsüchten und Hoffnungen auf eine weniger kapitalistisch geprägte, familiäre Gemeinschaft bis hin zu rechtsradikal anmutenden Äußerungen und Regeln zur Fortpflanzung. Das ist oft so bizarr wie komisch, teils auch herrlich infantil. Doch mehr und mehr bleibt einem bei dieser Satire das Lachen im Halse stecken, wenn das Szenario dramatischer wird, radikale Züge annimmt und letztlich in einem großen Knall endet, der auch eine Überraschung bringt. Das Problem von “Freiland” ist der Fakt, dass diese Geschichte schon öfter erzählt wurde und Moritz Laube der Thematik zwar viele richtige Aspekte aber keine wirklich neuen abgewinnen kann. Fast schon lehrbuchhaft wickelt er seine Satire hin zum dunklen Höhepunkt ab, die Figurenzeichnung bleibt oft schablonenhaft. Damit wird seine Sozialkritik zwar nicht weniger richtig, doch die Geschichte hätte noch mitreißender und noch eindringlicher werden können. Die Darsteller dafür hatte Laube versammelt. Insbesondere die drei Hauptprotagonisten Aljoscha Stadelmann, Matthias Bundschuh und Stephan Grossmann machen ihren Job sehr gut und bleiben im Gedächtnis, doch hätten sie mehr Seele benötigt.
Fazit: Freiland ist eine kunterbunte Staatsgründung mit bitteren Beigeschmack. Neben guten Darstellern und guten Ansätzen, verschenkt Laube zu viel Potential für die Bestwertung. Dennoch absolut sehenswert und eine tolle Anleitung für den eigenen Staat vor der Haustür.
Originaltitel: Freiland Produktionsland/-jahr: DE 2014 Laufzeit: 89 min Genre: Komödie, Drama Regie: Moritz Laube Drehbuch: Moritz Laube Kamera: Frank Blau Verleih: Farbfilm Verleih
FREILAND | ab 20. Februar ’15 erhältlich auf DVD
(Quelle: farbfilmverleih)
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