Spätestens seit Doktorspiele ist Teenager-Klamauk, der vor allem mit sexistischen Gags und Fäkal-Kalauern einhergeht, in Deutschland wieder sehr populär. Mit ABSCHUSSFAHRT führt Regiedebütant Tim Trachte die neu gewonnene Tradition fort und präsentiert einen bis an die Schmerzgrenzen des guten Geschmacks reichenden Film, der mit Fäkal und Sex durchaus ein Zuschauermagnet werden kann.
Inhalt
Eine Klassenfahrt ist für die meisten Schüler ein großer Spaß und auch die drei Jahrgangs-Außenseiter Max (Maximilian von der Groeben), Berny (Chris Tall) und Paul (Tilman Pörgen) wollen dabei richtig einen drauf machen. Wird es den Dreien gelingen, endlich mal ein Abenteuer zu erleben, endlich mal Sex zu haben? Oder endet der Trip wieder wie so viele Abende, alleine auf dem Zimmer? Das Ziel ist Prag – und dort angekommen legen sich die in den Augen ihrer Mitschüler uncoolen Jungs dann auch voll ins Zeug. Potential für allerhand postpubertäres Chaos ist reichlich vorhanden: Paul etwa steht auf Julie (Lisa Volz), die Schwester des ebenfalls mitgereisten Nerds Magnus (Florian Kroop). Doch Julie interessiert sich nur für Jonas (Theo Trebs). Und sie ist eher wenig begeistert, als sie herausfindet, dass Max, Berny und Paul ihren Bruder betrunken gemacht haben und er im weiteren Verlauf des turbulenten Abends in Gefangenschaft von Drogendealern geraten ist…
Kritik
Die Niederlande sind mit ihren New Kids Turbo und Nitro eigentlich ganz zufrieden. Hier funktioniert Bad Taste als Nationalgericht sehr gut und auch hierzulande hat die Dussel-Diesel-Truppe ihre Liebhaber, vor allem beim jungen Publikum, gefunden. Niveau, Unterhaltung und Spaß sind Ländersache, die nur sehr schwer plan- und vorhersehbar sind. In Deutschland tut man sich schwer, alle Karten offen zu legen. Man verschließt sich und versucht sich in der 1000sten Kriegsaufarbeitungsverfilmung. Sind wir nach über 70 Jahren nicht langsam von diesem Dämon befreit und können endlich auch mal den deutschen Film genießen, den er hat mehr zu bieten als Krieg, Frieden und Wiederaufbau. Grundsätzlich bin ich auch kein wirklich großer Fan von Fäkal- und Sexhumor, hier kommt es auf das sensible Gleichgewicht an. Wenn das Maß, dem der schauspielerischen und geschichtlichen Qualität nicht überschreitet, so könnte man von einem guten Film ausgehen. ABSCHUSSFAHRT bewegt zwischen den Fäkalgrenzen unseres Universums. Es gibt legendäre Momente, die wir selbst gerne einmal erleben wollen oder vielleicht sogar haben. Aber, die gehören auch dazu, Momente, in der Fremdschämen auch Teil eines Films sein kann und diesen Fall auch muss. Nichtsdestotrotz ist Tim Trachte ein kleiner größer Wurf zwischen Fack Ju Göthe und Doktorspiele gelungen, der mit seiner derb-brachialen Art wie die New Kids seine Abnehmer finden wird. Inwiefern der Erfolg dann unter dem Strich ausfällt wird sich zeigen.
Fazit: Wenn der Herr Fäkal dreimal an der Tür klingelt, so öffnet sich irgendwann die Tür der Toleranz. Abschussfahrt ist phasenweise nicht ganz das High-End-Produkt der deutschen Filmproduktionskunst, da wäre sicher mehr drin gewesen, aber wen interessiert’s? Der Film macht Laune und lässt uns nochmal jung sein. Danke Herr Trachte!
Originaltitel: Abschussfahrt Produktionsland/-jahr: DE 2015 Laufzeit: 92 min Genre: Komödie Regie: Tim Trachte Drehbuch: Tim Trachte Kamera: Fabian Rösler Kinostart: 21. Mai 2015 Home Entertainment: - Verleih: Constantin Film
(Quelle: Constantin Film)
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