Eines der definitiven Highlights des Fantasy Filmfests 2015 war eine spanische Perle mit dem Namen SHREW’S NEST. Mit der wilden Mischung aus Kammerspiel, Horrorthriller und psychologischem Drama schmeißen die Spanier einen effektiven Schocker auf die Leinwand, der sich nicht nur in den Grenzen seiner Genrevorgaben als überaus guter Film erweist.

© OFDb Filmworks
Inhalt
Spanien in den 50er Jahren: Die streng religiöse Schneiderin Montse (Macarena Gómez) leidet an Agoraphobie, der Angst vor öffentlichen Plätzen. Bereits der Flur des Hauses ist für sie dadurch unerreichbar, so dass ihre gesamte Welt nur aus ihrer Wohnung besteht. Einzig ihre jüngere Schwester La Niña (Nadia de Santiago), um die sie sich zwar mit Hingabe, aber auch mit einer gewissen Strenge kümmert, ist Teil ihres tristen Lebens. Der immergleiche und ereignisarme Alltag wird jäh unterbrochen, als der im oberen Stockwerk wohnende Nachbar Carlos (Hugo Silva) die Treppe herunterstürzt und schwer verletzt vor Montses Tür liegen bleibt. Montse, getrieben von ihrer christlichen Nächstenliebe, kann sich trotz ihrer Ängste nicht davor verschließen, dem Verletzten zu helfen. Doch was als Gesundpflegen beginnt, entwickelt sich allmählich zu einer Obsession. Als Montse merkt, dass sich Carlos offenbar stärker zu ihrer Schwester hingezogen fühlt, sieht sie sich mit bislang unbekannten Gefühlen konfrontiert, die unaufhaltsam in eine Spirale der Gewalt führen…
Kritik
SHREW’S NEST geizt nicht mit Spannung, Geheimnissen, Gewaltausbrüchen oder Blut. Der Film greift das Thema einer sozial zerrütteten Frau, die von ihren eigenen Ängsten dominiert wird, wunderbar auf. Die klaustrophobische Atmospähre von Wahnsinn und Terror wird durch die gelungene Regie von Juanfer Andrés und Esteban Roel in angenehmem Tempo, aber mit steigender Intensität erzählt. Kern der Handlung ist ein gut gehütetes Geheimnis, welches langsam gelüftet wird und schließlich in einem Feuerwerk-Finale mündet. Die Nebenwirkungen der Agoraphobie beginnen immer mehr unter der Oberfläche zu brodeln und schließlich in wilden, psychotischen Ausbrüchen von Gewalt zu explodieren. Bei Shrew’s Nest triumphiert der Stil über die Logik, denn der Film ist mit überwältigenden und unangenehm traurigen Bildern sowie exzessiver Gewalt und grotesken Tötungsakten gespickt. Setzt man sich nicht aktiv damit auseinander, dass Shrew’s Nest ein Film ist, könnte man meinen ein wunderbar inszeniertes Theaterstück zu sehen. Montses Agoraphobie und die damit verbundenen Panikattacken, unüberwindliche Angst sowie affektive Furcht öffnen in ihr im Laufe der Zeit mehr und mehr ein Portal, das direkt in die Hölle führt. Hier werden unangenehme Thematiken wie Wahnsinn, erschütternde Albträume genauso wie Inzest behandelt, die schauerliche Wahrheiten enthüllen und grausige Ereignisse heraufbeschwören. Das Schauspiel von Macarena Gomez als zerbrechliche, verlorene Seele ist überragend und auch Nadia De Santiago als unterdrückte jüngere Schwester versteht es, stark zu überzeugen. Nicht umsonst wurde dieses Meisterwerk mehrfach ausgezeichnet und von Kritikern gefeiert.
Fazit: Shrew’s Nest ist ein wirklich großes Filmhighlight des Jahres 2016 und sollte von Fans des Terror-Kinos auf gar keinen Fall übersehen werden!
Originaltitel: Musarañas Produktionsland/-jahr: ES/FR 2014 Laufzeit: 91 min Genre: Drama, Thriller, Horror Regie: Juanfer Andrés, Esteban Roel Drehbuch: Juanfer Andrés, Sofía Cuenca Kamera: Ángel Amorós Kinostart: 9. August 2015 (Fantasy Filmfest) Home Entertainment: 8. Januar 2016 Verleih: OFDb Filmworks
(Quelle: Near-Dark.de)
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