Mit 90 MINUTEN – BEI ABPFIFF FRIEDEN widmet sich der preisgekrönte israelische Autor und Regisseur Eyal Halfon dem brisanten Nahostkonflikt in einem neuen, surrealen Zusammenhang: Hierfür wählt er den Kontext eines Fußballspiels, das die Zukunft beider Völker endgültig entscheiden soll…

© Camino Filmverleih
Inhalt
Schon seit Generationen hat der Nahostkonflikt zwischen Juden und Arabern die Region Palästina fest im Griff. Mehrere Kriege wurden gefochten, Aufstände niedergeschlagen und unzählige Menschen verloren dabei ihr Leben. Trotz jahrzehntelanger politischer Bemühungen scheint die Lage nicht weiter weg vom Frieden sein zu können. Doch nach etlichen Auseinandersetzungen sind die Parteien müde geworden und beschließen gemeinsam, das Problem ein für alle Mal zu beseitigen – in Form eines Fußballspiels. Wer verliert muss das umkämpfte Gebiet endgültig räumen. Aber wo soll das Spiel für den Frieden eigentlich stattfinden? Und welche Nation stellt den Schiedsrichter? So ganz koscher gehen die Vertreter beider Nationen, der Direktor der israelischen Mannschaft (Moshe Ivgy) und sein palästinensischer Kollege Ziad Barguti (Norman Issa), bei ihren Vorbereitungen jedenfalls nicht vor. Ganz zu schweigen von dem Deutschen Herrn Müller (Detlev Buck), der die Israelis trainieren soll. Und ehe der Anpfiff ertönt, sollte noch geklärt werden, wo der Verlierer eigentlich im Anschluss unterkommt…
Kritik
Einen seit gut 100 Jahren andauernden politischen Konflikt zwischen Israel und Palästina und dessen endgültig angestrebte Lösung auf ein 90-minütiges Fußballspiel zu reduzieren, ist schier genial. Eyal Halfon ist wahrlich ein Geniestreich gelungen, der den Nahostkonflikt auf eine satirische Ebene hebt, die vor ihm noch keiner gewagt hat. Wer verliert, muss das umkämpfte Gebiet endgültig räumen! Was zunächst wenig spektakulär klingt, entwickelt sich über die 90 Minuten zu einem wirklich tollen Film, dessen Intention viel weitreichender ist, als die Missstände zwischen den beiden Ländern. Halfon bereitet im Stile einer fiktiven Dokumentation (auch Mockumentary genannt), den Konflikt noch einmal zusammen, bis es ans eingemachte geht. Wir lernen beide Parteien kennen, dessen Mannschaften und Trainer, die jeweils für ihre Ansichten bereit sind zu kämpfen. Mit viel Genauigkeit und wirklich relaxt entfalten sich dabei die großartigen Pointen, die wie ein gut geschossener Elfmeter im Netz zappeln. Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und sind allesamt gut besetzt. 90 MINUTEN – BEI ABPFIFF FRIEDEN stellt alles bisherige zu diesen Thema in Frage und ist dabei tausend Mal besser als jede Berichterstattung zu diesem Thema. Fußball versteht nahezu jeder und diesen recht komplizierten politischen, wie auch militärischen Disput auf diese Weise zu erzählen, kommt einer Offenbarung gleich. Vielmehr als reine Farce zur EM – es ist ein Aufschrei, endlich mit dem sinnlosen Töten aufzuhören und sich auf alte Werte beider Kulturen zu konzentrieren.
Fazit: Die Prämisse von Eyal Halfons 90-minütiger Persiflage ist nicht subtil – aber originell. Ein ganz neuer Blick auf einen Konflikt, pünktlich zur Europameisterschaft.
Originaltitel: Milhemet 90 Hadakot Produktionsland/-jahr: IL/DE/PT 2016 Laufzeit: 90 min Genre: Biografie, Drama, Sport Regie: Eyal Halfon Drehbuch: Eyal Halfon Kamera: Daniel Kedem Kinostart: 30. Juni 2016 Home Entertainment: - Verleih: Camino Filmverleih
(Quelle: CaminoFilmverleih)