Ganz tief ins emotionale Elend blickt Thomas Stuber mit seinem Regiedebüt HERBERT, die schonungslose Studie eines alternden Boxers, der mit Anfang 60 erfährt, dass er an einer unheilbaren Nervenkrankheit leidet. Um sein Leben in Ordnung zu bringen ist es viel zu spät, zumal Herbert zu stolz und eigenbrötlerisch ist, um Nähe zuzulassen.

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Inhalt
Der ehemalige Boxer Herbert (Peter Kurth) ist 51 Jahre alt und trauert hin und wieder noch immer seiner Sportkarriere nach. Er arbeitet nun als Geldeintreiber und Türsteher und trainiert nebenbei seinen aufstrebenden Schützling Eddy (Edin Hasanovic). Doch in jüngster Zeit scheint mit Herbert etwas nicht zu stimmen. Er wird zusehends schwächer und bekommt immer öfter Muskelzuckungen, die irgendwann nicht mehr zu ignorieren sind. Im Krankenhaus bekommt er die Diagnose: ALS. Die Nervenkrankheit, die seine Muskeln Stück für Stück schwächen und lähmen wird, ist nicht heilbar. Mit diesem düsteren Schicksal vor Augen, nimmt er sich vor, ehe er der Krankheit erliegt, mit seiner erwachsenen Tochter Sandra (Lena Lauzemis) und seiner Freundin Marlene (Lina Wendel) endlich wieder ins Reine zu kommen.
Kritik
HERBERT hat ein aufregendes Leben als Boxer hinter sich. Ein halbes Jahrhundert nun ohne Wehwehchen unterwegs, sucht ihn ausgerechnet in seiner schwersten Krise eine heimtückische Krankheit ein, die als Resultat nur den Tod zulässt. Man den einen tritt dieser schneller ein, bei anderen kann es sich über Jahre hinziehen. Ein Tier von einem Manne auf einmal ganz klein. Er sehnt sich nach seiner vergangenen Zeit zurück, wo die Welt noch in Ordnung war. Um über die Runden zu kommen, treibt er Geld ein oder jobbt als Türsteher. Das einzige was ihn noch an sein ruhmreiches Boxerdasein erinnert, ist Eddy, den er auf den Ring vorbereitet. Aber alles rückt in den Hintergrund, als die ersten Muskelkrämpfe das unaufhaltsame Leid ankündigen. ALS heißt die Diagnose, eine Nervenkrankheit die nach und nach die Muskel lähmt – auch die Atmung. Keine schöne Aussichten für Herbert, der nun fortan das stark gebeutelte Verhältnis zu seiner Tochter und Freundin verbessern will. Peter Kurth leiht dem Hünen nicht nur Statur sondern auch den notwendigen Feinsinn, eine solche Person zu verkörpern. Es scheint so, als haben wir einen knallharten Kerl vor uns, doch im inneren ist er ganz weich. Mit sehr viel Liebe und Tragik spielt Kurth die Rolle Herbert und hebt dieses Drama auf eine beispiellose Ebene, die bestimmt wird von übergreifenden Emotionen die auf den Zuschauer übergreifen und Mitleid erzeugen. Wir fühlen mit und diese Skills die Kurth mitbringt, tragen zu diesem Erlebnis enorm bei. Thomas Stuber hat es geschafft, die Atmosphäre eines solchen Lebens in wunderbare Bilder zu packen und die Geschichte von Herbert ergreifend zu erzählen. Debüt geglückt, denn zahlreiche Auszeichnungen bestätigen das Schaffen von Stuber.
Fazit: Dieses Gefühl beim Sehen geht unter die Haut. Ein Cocktail aus Emotionen, Mitgefühl und Fassungslosigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch den Film, der ihn zu einem herausragenden Werk macht. Eine absolute Kaufempfehlung!
Originaltitel: Herbert Produktionsland/-jahr: DE 2015 Laufzeit: 109 min Genre: Drama Regie: Thomas Stuber Drehbuch: Thomas Stuber, Clemens Meyer Kamera: Peter Matjasko Kinostart: 17. März 2016 Home Entertainment: 7. Oktober 2016 Verleih: Wild Bunch Germany
(Quelle: Wild Bunch Germany)