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TIGERMILCH | Zwei Teenies testen ihre Grenzen

TIGERMILCH erzählt eine intensive und zutiefst berührende Coming-of-Age-Geschichte mit Grenzüberschreitungen. Das Drehbuch schrieb die Regisseurin Ute Wieland nach dem gleichnamigen Romandebüt von Stefanie de Velasco.

Tigermilch

© Constantin Film

Inhalt

Nini (Flora Li Thiemann) und Jameelah (Emily Kusche), 14 Jahre alt und Freundinnen seit ihrer Kindheit, sind auf dem Sprung ins Leben und doch eigentlich schon mittendrin. Nini, die Deutsche, und Jameelah mit dem irakischen Pass und dem brennenden Wunsch Deutsche zu werden. Sie sind unzertrennlich und unbesiegbar, gehen zusammen zur Schule, rebellieren mal mehr und mal weniger und mixen sich in der Pause ihr Lieblingsgetränk auf dem Klo: “Tigermilch”, eine köstliche Mischung aus Milch, Maracujasaft und Mariacron. In den nächsten Wochen soll über den Einbürgerungsantrag von Jameelah und ihrer Mutter (Narges Rashidi) entschieden werden. Aber erst mal ist Sommer in Berlin und bald Ferienbeginn. Die Mädchen streifen durch die Stadt, verlieben sich im Freibad und spielen Wörter knacken: Nachtschicht/Nacktschicht, Luftschutz/Lustschutz. In diesem Sommer soll „es“ passieren und sie üben für den Ernstfall „auf der Kurfürsten“, da, wo die Professionellen stehen. Als sie eines Nachts auf dem Spielplatz der Siedlung einen Liebeszauber veranstalten, werden sie Zeugen eines Mordes. Und plötzlich steht alles still – ihre Pläne, ihre Zukunft, ihr Leben.

Kritik

Echter kann ein Film nun wirklich nicht sein. Zwei Teenager mitten in der Pubertät. Eine prägsame Phase, in der die Weiche für die Zukunft gestellt werden. Hier lernen die Heranwachsenden alles für das spätere Leben. Höhen und Tiefen hinterlassen Kerben an die man sich gerne oder weniger gerne erinnert. So haben es Nini und Jameeleh als Figuren selbst recht einfach eine Bindung zum Zuschauer aufzubauen, schließlich hatte jeder einmal die Probleme. Doch die Umstände sind es unter dem Strich, die aus TIGERMILCH einen atemberaubenden Film machen. Dieser Film zeichnet zwei Heldinnen aus, die unbeholfen, aber dennoch reif wirken. Sie durchleben in nur einem Sommer, fast ein ganzes Menschenleben. Somit ist die Bandbreite an Emotionen beachtlich: Wild, authentisch, witzig, traurig, überdreht und sensibel – wir erleben gemeinsam jeden Gemütszustand der Hauptfiguren, was Tigermilch enorm gut tut und dadurch auch die Buchverlage würdig vertritt. Ute Wieland präsentiert ungesühnt die Begierden eines Teenies, die Grenzen jenseits von Gut und Böse zu erforschen. Dies macht einen enorm großen Sog aus. Die tollen Schauspielerinnen Flora Li Thiemann und Emily Kusche sind unverbraucht. Der realitätsnahe Plot am aktuellen Zeitgeschehen und das konsequente Ignorieren von Happy-End-Phantasien, denn das Leben hält selten für jeden ein Happy End bereit, machen aus Tigermilch einen der besten deutschen Filme der vergangenen Zeit. Es ist ein Coming-of-Age-Film, der viel riskiert mit seinen jungen Hauptfiguren, aber dafür auch belohnt wird mit Aufmerksamkeit und Akzeptanz. Ein schönes Porträt der Wirklichkeit, die nicht hinterfragt wird, denn so könnte es tatsächlich sein. Das Leben hält viele Prüfungen für uns bereit, selbst in nur wenigen Wochen des vermeintlichen Sommerglücks.

Fazit: Ein schmaler Grat zwischen dramatischen Ist- und humorvollen Soll-Wert. Ganz gleich, ob geschönt oder ungeschönt, die Absichten sind löblich. Tigermilch ist in der gesamten Machtart ein lobenswertes Werk, dass viel Mut zur Wahrheit zeigt ohne sich mit Nichtigkeiten aufzuhalten. Rasantes Tempo mit vielen Wendepunkten und sommerlichen Flair in der Großstadt.

FSK ab 12 (grün)Originaltitel:           Tigermilch
Produktionsland/-jahr:   DE 2017
Laufzeit:                106 min
Genre:                   Komödie, Drama

Regie:                   Ute Wieland
Drehbuch:                Ute Wieland
Kamera:                  Felix Cramer 

Kinostart:               17. August 2017
Home Entertainment:      18. Januar 2018

Verleih:                 Constantin Film

(Quelle: Constantin Film)