BEACH BUM

BEACH BUM | Wenn der Denker denkt, aber der Dichter völlig dicht ist

Sechs Jahre nach seinem Kulterfolg „Spring Breakers“ ist Harmony Korine zurück, mit dem durchgeknalltesten Film seiner 25-jährigen Karriere. In BEACH BUM lässt er seinem eigenen, verspielt subversiven und damit umso einprägsameren Humor freien Lauf, und schickt Matthew McConaughey auf einen beispiellosen Dauertrip.

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© Constantin Film

Inhalt

Moondog (Matthew McConaughey) ist ein Lebenskünstler, wie er im Buche steht – ein vom Genie geküsster Poet, der seine Existenz in den entspannten Keys von Florida nur den Drogen und den Frauen widmet. Zu seinem Glück liebt seine schöne und wohlhabende Frau Minnie (Isla Fisher) ihren Moondog genau deshalb. Bis ein tragischer Unfall Minnie aus dem Leben reißt: In ihrem letzten Willen erklärt sie, dass Moondog seinen Anteil am stattlichen Erbe nur dann erhalten kann, wenn er sein seit Jahren geplantes neues Buch endlich vollendet. Startschuss für eine aberwitzige Suche nach Inspiration, die unseren Helden die verrücktesten Dinge erleben und schrägsten Typen treffen lässt…

Kritik

Was ist der Sinn des Lebens? Eine Frage, auf die es keine universell gültige Antwort gibt. Und so lebt jeder sein Leben nach einer individuell verfassten Antwort auf die Frage. Für mich sind es die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen und nicht selten auch in Filmen thematisiert werden. So erweitert Jesse Eisenberg alias Columbus sein Apokalypse-Kataloge in Zombieland um Regel Nr. 32 als „Enjoy the Little Things“ (dt. „Genieße die kleinen Dinge“). Es funktioniert und macht das Leben umso vieles einfacher. Moondog indes hat aufgehört, über die kleinen Dinge nachzudenken und beschäftigt sich allenfalls mit einer großen Tüte voll mit berauschenden Pflanzenbestandteilen. Sein Leben hat keinen wirklichen Sinn, außer die Drogenindustrie weiter zu pushen. Die poetische Ader ist kaum noch zu erkennen, stattdessen stürzt er sich ins Chaos. Verschenkte Poesie, verwirktes Talent. Doch es muss erst zum großen Knall kommen, bevor das fragwürdige Lebenskonzept ins Schwanken gerät und tatsächlich so etwas wie Vernunft Einzug hält. Moondog muss die kleinen Dinge im Leben wieder schätzen lernen, dabei muss er eben groß denken und sich auf eine nicht weniger große Selbstfindungsreise begeben, die so einige Versuchungen zurück zum zugedröhnten Genie für ihn bereithalten. Er muss widerstandsfähig sein, um wirklich was zu bewegen.

So werden wir Zeuge eines knallbunten Abenteuers so trefflich betitelt mit BEACH BUM – straff erzählt und nicht selten am Rande der Legalität. Eine berauschte Heldenreise mit allem, was dazu gehört. Aufbruchsstimmung in ferne Welten, den einen oder anderen Mentor (zähle ich da jetzt Snoop Dogg und Zac Efron dazu?), diversen Prüfungen bis hin zur alles entscheidenden Rückkehr ins neue Leben. Harmony Korine spielt mit provokanten Lebensbildern, verzichtet aber bewusst auf Belehrungen und Moral. Vielmehr ist es ein geistiger Kotzanfall mit Marshmallows, Zuckerwatte und der rauchenden Wundertüte. Vom tot erklärten Denker, hin zum erstärkten Dichter unter der Sonne Floridas. Schräg, dämlich, aber kurzweilig und mordsunterhaltsam. Stellt besser keine Fragen, die Antworten könnten euch nur noch weiter verunsichern.

Fazit: „Immer mitten in die Fresse rein“ wäre wohl die treffendste Bezeichnung für diesen Drogen- und Poeten-Epos, in der „Sex on the Beach“ Programm ist und Goethe auch der Name eines Speedbootes sein kann. Beach Bum ist ein abgedrehter Trip, der den guten Geschmack in die ewige Verdammnis verbannt und sich vielmehr damit auseinandersetzt, wo ich den Stoff für meinen nächsten Rauch herbekomme. Harmony Korine griff zunächst fett ins Klo und zog den Geniestreich heraus. Irgendwie eklig, aber dennoch zutreffend. Anders lässt sich dieser Streifen nicht erklären.

FSK ab 16 (blau)Originaltitel:           The Beach Bum
Produktionsland/-jahr:   US/CH/UK/FR 2019
Laufzeit:                95 min
Genre:                   Komödie

Regie:                   Harmony Korine
Drehbuch:                Harmony Korine
Kamera:                  Benoît Debie

Kinostart:               28. März 2019
Home Entertainment:      1. August 2019

Verleih:                 Constantin Film

(Quelle: Constantin Film)

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