YARDIE

YARDIE | Auge um Auge – und die ganze Welt wird blind sein

YARDIE ist das Regie-Debüt des Ausnahmeschauspielers Idris Elba, der eine packende und popkulturell wichtige Geschichte nach dem gleichnamigen Roman von Victor Headley inszenierte.

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© STUDIOCANAL

Inhalt

Jamaika, in den frühen 1970ern: Kingston Town wird von Bandenkriegen terrorisiert. Bei einer dieser bewaffneten Auseinandersetzungen muss der 10-jährige Dennis „D“ Campbell (Antwayne Eccleston) mit ansehen, wie sein älterer Bruder erschossen wird. Sechs Jahre später ist „D“ (Aml Ameen) selbst Bandenmitglied und immer noch von der Idee besessen, seinen Bruder zu rächen. Doch dazu kommt es nicht: er wird von seinem Boss nach London beordert, um dort die Geschäfte zu übernehmen.  Und so wird „D“ zu einem „Yardie“: das ist die Londoner Bezeichnung für aus Jamaika stammende Kriminelle.  In der britischen Hauptstadt trifft er auch seine große Liebe Yvonne (Shantol Jackson) und die gemeinsame Tochter wieder.  Er scheint auf dem Weg zurück in ein „normales“ Leben zu sein, als er plötzlich den Mörder seines Bruders wiedertrifft…

Kritik

„Ich liebe das Geschichten erzählen als Schauspieler, aber das hier hat eine andere Dimension. Ich wollte etwas machen, das in der Popkultur angesiedelt ist. Die Geschichte berührt mein Herz, da sie in einer Zeit spielt, als ich Teenager war und ich mich deshalb mit dem Protagonisten D. gut identifizieren kann“, antwortete Idris Elba auf die Frage, warum ausgerechnet dieses Werk sein Erstling sein sollte.

YARDIE ist bunt, kriminell, verzweifelt, rührend, viel- und gleichzeitig nichtssagend. Von Rache geleitet, stellt uns Idris Elba „D“ vor. Ein in äußerst ärmlichen Verhältnissen aufgewachsenen Jamaikaner, der im zerrüttenden Karibikstaat seinen Bruder verliert. Gezeichnet von dessen Ermordung und dem Drang nach Vergeltung, erleben wir einen hin- und hergerissenen D, dem es nach seiner unfreiwilligen „Flucht“ nach London, weg vom Schauplatz eines persönlichen Dramas, besser geht, aber bei Weitem noch nicht geheilt ist. Nebenbei erfahren wir so auch – in Reflektion – immer mehr aus seiner Vergangenheit, die erste große Liebe und diversem Input zu seinen kriminellen Machenschaften. Elba merkt man dabei an, wie viel Spaß er gehabt haben muss, sein junges Ensemble in dieser kontrastreichen Erzählung zu dirigieren. Dabei verliert sich aber der Brite oft in seinen zahlreichen angesprochenen Themen, die alle nur angefangen, aber nie gänzlich auserzählt werden.

Yardie wirkt für seine überschaubaren 102 Minuten überfrachtet. Das stört dem Fluss einer bewegenden Geschichte und reicht somit beispielsweise an vergleichbare Filme wie Beale Street oder eben auch 8 Mile nicht heran. Was aber nicht bedeutet, dass das Regiedebüt von Elba schlecht ist. Elba beweist mit seiner Verfilmung viel Mut und Kreativität, wenngleich es Elba an Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen spur- und sichtbar fehlt. Der Schauspieler verbindet so viele Genres und verstrickt sich damit liebevoll, aber unnötigerweise. Hätte Elba sich auf einige wenige Kerngebiete konzentriert, so wäre Yardie noch ein wesentliches Stück intensiver und damit besser geworden.

Fachlich ist der Film mehr als solide, professionell und gut aufgelöst worden. Ein Haar in der Suppe findet man hier nicht. Auch so sollte man mit Yardie nicht all zu hart ins Gericht gehen. Elba kann man für seinen Erstling ein gutes Zeugnis ausstellen, dass problemlos zur Versetzung reicht. Es macht Hoffnung auf mehr.

Fazit: Elba stürzt sich in ein Abenteuer und beendet es mit vielen neuen Erkenntnissen sowie einem zurecht positiv aufgenommenen Werk. Yardie bietet an allen Ecken und Ende viel Platz zum Staunen, Interpretationen und Verweisen, wirkt aber dadurch vielerorts überladen und hektisch. Idris Elba schafft es aber dennoch eine Duftmarke zu setzen und damit die Neugier auf vielleicht weitere kulturell wichtige Werke zu wecken.

FSK ab 16 (blau)Originaltitel:           Yardie
Produktionsland/-jahr:   UK 2018
Laufzeit:                102 min
Genre:                   Krimi, Drama

Regie:                   Idris Elba
Drehbuch:                Brock Norman Brock, Martin Stellman
nach einem Roman von:    Victor Headley
Kamera:                  John Conroy

Kinostart:               16. Februar 2018 (Berlin International Film Festival)
Home Entertainment:      13. Juni 2019

Verleih:                 STUDIOCANAL

(Quelle: StudiocanalUK)