Burning

BURNING | Ein vielsagender Film ohne viel zu sagen

Das psychologisch vielschichtige Meisterwerk BURNING beruht auf einer Kurzgeschichte von Haruki Murakami und konnte auf zahlreichen Festivals Kritiker und Publikum mit seinen poetisch-melancholischen Bildern gleichermaßen überzeugen.

BURNING

© capelight pictures

Inhalt

Nach seinem Studium kehrt der junge Jongsu (Ah-in Yoo) in sein Heimatdorf zurück. Ein zufälliges Wiedertreffen mit seiner Schulkameradin Haemi (Jong-seo Jun) führt zu einer gemeinsamen Nacht. Jongsus Gefühle sind geweckt, doch der Zeitpunkt ist ungünstig – Haemi steht kurz vor einem lange geplanten Trip nach Afrika. Sehnsüchtig erwartet Jongsu den Tag ihrer Rückkehr. Am Flughafen trifft er Haemi jedoch nicht alleine an. Auf der Reise hat sie den wohlhabenden und mysteriösen Ben (Steven Yeun) kennengelernt, der von nun an nicht mehr von ihrer Seite weicht. Als Haemi plötzlich spurlos verschwindet, stürzt die verzweifelte Suche nach ihr Jongsu in ein Labyrinth aus Misstrauen und Paranoia.

Kritik

Was hier wirklich brennt, wird nie deutlich. Was hier wirklich brennt, ist echt oder unecht. Was hier wirklich brennt, ist das lodernde Feuer der Begierde zweier oder gar dreier Menschen. Vereint, verloren, am Ende verwirrt. BURNING ist ein viel sagender Film ohne viel zu sagen. Das Gerüst dünn, zerbrechlich und leicht entflammbar. Was hier wirklich brennt, ist die Melancholie. Ein metaphorischer Rausch der Sinne in der immer einer zu viel, aber jeder ein Puzzelteil in diesem verworrenen und geheimnisvollen Geflecht zu sein scheint. Chang-dong Lee füllt 148 Minuten Film mit kleinen Happen. Jeder Gedanke nur kurz angedeutet, um diese selbst weiterzuspinnen. Was wirklich passiert, entzieht sich unseren Augen. Wir sind gepackt von einer gewissen mystischen Leere. Wir können nicht unterscheiden zwischen Gut und Böse. Lassen uns blenden von der Schönheit eines Momentes, der immer wiederkehrend ist. Diesen Film entsprechend seiner selbst einzuschätzen ist eine Mammutaufgabe. Zu komplex ist am Ende die Erzählung, die aus der Ruhe ihre Kraft zieht und diese unnachahmlich uns aufzwingt. Ich kann wahrlich nur von der Schönheit der Bilder sprechen. Der Inhalt, das was wirklich brennt, ist kaum mit Worten zu beschreiben. Es soll nicht verwirrend klingen, aber bis jetzt habe ich das Geheimnis um die Faszination von Burning nicht plausibel entschlüsseln können. Die Ansätze sind formuliert und werden von drei unterschiedlichen Charakteren getragen, doch ist es eine Reise ohne wirkliches Ziel. Ein endloses Konstrukt bis zur Unendlichkeit. Freigeistig, liebevoll, verletzlich und wunderschön gerahmt. Viele Fragen, keine Antworten und doch ist alles gesagt.

Fazit: Lee Chang-dongs überwältigendes Werk ist alles. Alles gleichzeitig und noch viel mehr. Charakterstudie, Kapitalismuskritik, packender Mystery-Thriller – rstklassig besetzt und herausragend bebildert. Eine Aneinanderreihung von Metaphern, die noch weit nach dem Filmende den einen oder anderen beschäftigen dürfte.

FSK ab 16 (blau)Originaltitel:           Beoning
Produktionsland/-jahr:   KR 2018
Laufzeit:                148 min
Genre:                   Mystery, Thriller, Drama

Regie:                   Chang-dong Lee
Drehbuch:                Jungmi Oh, Chang-dong Lee
Kamera:                  Kyung-pyo Hong

Kinostart:               6. Juni 2019
Home Entertainment:      11. Oktober 2019

Verleih:                 capelight pictures

(Quelle: capelightpictures)