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PARASITE | Plötzlich arm, plötzlich reich, plötzlich radikal und witzig

Der Gewinner der Goldenen Palme von Cannes hält, was dieser Preis verspricht: großes Kino mit größtmöglicher Spannung. Der gefeierte koreanische Regisseur Bong Joon Ho liefert mit PARASITE eine scharfe Satire mit viel bösem Humor und Lust an der radikalen Zuspitzung der Verhältnisse.

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© Koch Films/capelight pictures

Inhalt

Familie Kim ist ganz unten angekommen: Vater, Mutter, Sohn und Tochter hausen in einem grünlich-schummrigen Keller, kriechen für kostenloses W-LAN in jeden Winkel und sind sich für keinen Aushilfsjob zu schade. Erst als der Jüngste eine Anstellung als Nachhilfelehrer in der todschicken Villa der Familie Park antritt, steigen die Kims ein ins Karussell der Klassenkämpfe. Mit findigen Tricksereien, bemerkenswertem Talent und großem Mannschaftsgeist gelingt es ihnen, die bisherigen Bediensteten der Familie Park nach und nach loszuwerden. Bald schon sind die Kims unverzichtbar für ihre neuen Herrschaften. Doch dann löst ein unerwarteter Zwischenfall eine Kette von Ereignissen aus, die so unvorhersehbar wie unfassbar sind.

Kritik

Erst vor Kurzem habe ich meine gesamte Aufmerksamkeit in Richtung Burning gelenkt und ehe ich mich versehe, hänge ich an den Lippen eines weiteren südkoreanischen Films. PARASITE ist Kino par excellence. Beispiellos, energisch, vielschichtig – eine Achterbahnfahrt durch die Genre mit einer Geschwindigkeit, bei der man sogar das Kotzen vergisst. Glaubt man, endlich in einem Genre angekommen zu sein, bewegen wir uns bereits auf anderem Terrain. So vermischen sich Satire, Krimi oder Sozialkritik samt einschlägiger Horrorelemente. Dadurch entsteht ein Sog, dem man nur schwer entkommt. Vieles erinnert mich doch tatsächlich an die interessante Darstellung des Sat.1-Formates Plötzlich arm, plötzlich reich. Hier werden mit bedingungsloser Präzision sämtlich Details einer kleinteiligen Gesellschaft mit seinen unterschiedlichen Einkommensstrukturen und Mechanismen abgelichtet und herausragend porträtiert. Dies geschieht zum Teil auf böse und bissige, aber auch mit einer Prise Humor. Viel wird dabei auch vom exzellenten Cast transportiert, dem es einfach gelingt einen Draht zum Zuschauer aufzubauen und die Dichte des Films zweckmäßig einzusetzen. Inhaltlich sind die Rahmenbedingungen klar, doch wird so viel verarbeitet und angeschnitten, dass Parasite eine Fülle an Überraschungen parat hält. Und hier möchte ich einen Kollegen zitieren: „Parasiten ernähren sich, fragt sich nur, auf wessen Kosten.“ Manche sind sehr hartnäckig und gefährlich, andere wiederum sogar ein Segen für ihre Wirte.

Fazit: Der asiatische Filmmarkt begeistert mich immer mehr. Konnten in den letzten Jahren vor allem französische und skandinavische Filme meine Neugier wecken, schaffen es in letzter Zeit vor allem kunstvolle und dramaturgisch starke Filme aus Südkorea mich dauerhaft zu binden. Parasite ist ein Resultat dessen, dass ich mich voller Hingabe in einen komplexen und gesellschaftskritischen Film stürze und nicht überfordert, sondern mich gut unterhalten fühle. Regisseur Joon-ho Bong hat einfach den Zahn der Zeit erkannt und ein Paradebeispiel dafür kreiert. Hier wird einfach alles geboten und Enttäuschung ist hier ein Fremdwort.

FSK ab 16 (blau)Originaltitel:           Gisaengchung
Produktionsland/-jahr:   KR 2019
Laufzeit:                132 min
Genre:                   Komödie, Drama, Thriller

Regie:                   Joon-ho Bong
Drehbuch:                Joon-ho Bong, Jin Won Han
Kamera:                  Kyung-pyo Hong

Kinostart:               17. Oktober 2019
Home Entertainment:      5. März 2020  

Verleih:                 Koch Films/capelight pictures

(Quelle: capelightpictures)

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