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YESTERDAY | Können die Beatles auch als One-Man-Show überzeugen?

Aber was wäre, wenn die ikonischen Songs der Beatles tatsächlich niemand kennen würde – bis auf einen… Mit diesem originellen Gedankenexperiment beschäftigt sich die romantische Musik-Komödie YESTERDAY von Oscar-Gewinner Danny Boyle mit Lily James, Himesh Patel und Ed Sheeran.

YESTERDAY

© Universal Pictures Home Entertainment

Inhalt

Jack Malik (Himesh Patel) ist ein gescheiterter Singer-Songwriter. Nur seine Jugendfreundin Ellie (Lily James) glaubt unerschütterlich an ihn. Seinen Traum vom großen Durchbruch hat Jack längst begraben. Doch das war gestern! Während eines mysteriösen weltweiten Stromausfalls wird er von einem Bus angefahren – und als er wieder zu Bewusstsein kommt, ist er der einzige Mensch, der sich an die Beatles erinnert! Mit den Songs der berühmtesten Band der Welt verzaubert Jack schnell sein ahnungsloses Publikum und wird über Nacht zum Superstar. Aber was nützt ihm all der Ruhm, wenn das, was er liebt, zurückbleibt?

Kritik

Danny Boyles Mut ist in der Filmwelt einzigartig. Er macht immer das, was andere nicht machen und ist damit auch noch erfolgreich. Der Brite experimentiert gerne und im Fall von YESTERDAY mit einem popkulturellen Vermächtnis seines Landes: den Beatles. Von fast sieben Milliarden Menschen kennen sieben Milliarden mindestens einen Beatles-Song oder zu mindest recycelte Teile bzw. Passagen von ihnen in anderen Songs bekannter Künstler. Die Beatles sind durch Paul McCartney und Ringo Starr nach wie vor präsent, wenngleich in reduzierter Form, doch es gibt noch Ursprungsmitglieder einer wilden Zeit in der Gegenwart – und das fühlt sich nach wie vor besonders an. Doch schlagen wir den Bogen nun zu Yesterday. Ebenfalls ein berühmter Titel eines kurzen, aber intensiven Songs der Pilzköpfe von der Insel. Und jener Titel ist auch Namensgeber für Boyles musikalisches Experiment.

Die Gegebenheiten für seinen Film sind einfallsreich: Ein erfolgloser Singer und Songwriter wird nach einem globalen Ereignis, dass sich unter mysteriösen Umständen erreignet, der einzige Mensch sein, der sich noch an die Songs der Beatles erinnern wird. In erster Linie eine Tragödie, bietet aber das unserem Musiker Jack einen unfassbare Chance. Er nimmt die Songs und performt diese. Schnell steigt er empor auf den Olymp und wird ein angesagter Star. Der Traum wird Wirklichkeit, doch der Preis ist wie bei jedem in dieser Branche hoch.

Boyle schafft es, trotz beträchtlicher Logikfehler und starker Niedlichkeit, den Beatles in sympathischer Form ein kleines Denkmal zu setzen. Die Songs leben durch einen einfachen Künstler wieder auf und rufen uns diese wieder in Erinnerung. Das ist eine schöne Zeitreise, wenngleich für mich oft zu lieb erzählt. Die Grundidee ist wahrlich famos, doch hätte sie für einen Danny Boyle mutiger und frecher sein dürfen. Aber die wirklich tolle Performance von Himesh Patel und Lily James ist hinreißend und romantisch – und ein bisschen kitschig. Darf es aber auch sein. Das Duo harmoniert vor der Kamera toll und verkörpert auch gewisse Gegensätze und Ansichten. Dadurch entsteht auch eine gewisse Dynamik, die durch die Beatles-Songs auf kuriose und humorvolle Weise auch einen passenden Soundtrack erhält. Aber das ist alles eher Mittel zum Zweck. Boyle und Drehbuch-Kollege Richard Curtis sparen sich tiefgründige Reise durch die Analen der Musikgeschichte und Kultur. Einzig der Fakt, dass die Welt sich nicht an die Beatles erinnern kann und ein einfacher Mann mit indischen Wurzeln der letzte Mensch ist, der noch Geschichte erzählen kann und darf, macht diesen Film auf so viele Arten besonders. Man muss sich aber wirklich damit abfinden, dass der Film seine extrem schnulzigen Momente hat, die aber durch das Erklingen eines altbekannten Beatles-Song so schnell vergessen sind.

Fazit: Ein bizarres Großereignis ungeahnten Ausmaßes macht aus dem verzweifelten Musiker Jack Malik über Nacht einen Star – dank der Beatles. Wenn Milliarden Menschen Musikgeschichte vergessen, wird es zur Aufgabe einen, sie mit dem Fieber der 60er anzustecken. Danny Boyle hat einen Wohlfühlfilm geschaffen, der nicht klassisch biografisch ist, aber dafür komisch und liebevoll das Erbe vier großartiger Musiker und Menschen eine experimentelle Bühne gibt und Songs aus einer wilden Ära ins Hier und Jetzt katapultiert. 

FSK ab 0 (weiß)Originaltitel:           Yestersay
Produktionsland/-jahr:   UK 2019
Laufzeit:                116 min
Genre:                   Komödie, Musik, Fantasy

Regie:                   Danny Boyle
Drehbuch:                Richard Curtis
Kamera:                  Patrick Rolfe

Kinostart:               11. Juli 2019
Home Entertainment:      8. November 2019

Verleih:                 Universal Pictures Home Entertainment