Bud Spencer war gestern: Mit SINGHAM schüttelte Indien 2011 eine eigene Version des berühmten Schellenverteilers aus dem Ärmel und sorgte damit weltweit für viele Lacher. Leider gibt es keine deutschsprachige Ausgabe, aber wer ihn auf Hindi schauen mag, der verpasst nicht viel. Schließlich lebt der Film allein von seinen dialogarmen Action-Sequenzen.

© Reliance Entertainment
Einen Film auf Hindi mit englischen Untertiteln zu schauen, gehört definitiv zu meinen bisher größten Herausforderungen als Filmblogger. Ich bin ein Freund davon, jedem Film seine Chance zu geben, aber damit konnte ich bis dato nichts anfangen. Generell tu ich mich seit Anbeginn der Zeit damit schwer, Bollywood irgendwie ernst zu nehmen. Nicht, weil die Inder es nicht drauf haben, sondern war es mir immer zu viel Schmalz und Liebe – und zu viel Shah Rukh Khan. Fakt! Aber als ich 2011 durch eine Welle von Memes und Clips auf SINGHAM aufmerksam wurde, juckte es mir viele Jahre in den Fingern, den Streifen einmal komplett zu sichten. Bis es dann tatsächlich geschah. Uff. Gekauft, eingelegt und nach 90 Minuten verdutzt das Kleingedruckte gelesen: 143 Minuten Laufzeit. Nun gut, mir war bekannt, das indische Liebesschnulzen aufgrund diverser Tanzeinlagen, minutenlanger “Ich liebe dich”-Bekundungen und schmerzerfüllte Abschiede im Minutentakt, sehr lang sein können. Aber Singham hätte locker 30 Minuten kürzer ausfallen können. Dachte ich zu mindestens. Bis ich die ersten Kampfeinlagen von Ajay Defgan alias Singham sah.
Es folgt eine kleine inhaltliche Unterbrechung: Kommissar Singham (Ajay Devgan) deckt die krummen Geschäfte von Erpresser Vaaganam () auf, der die Kinder reicher Familien entführt, um sie gegen Lösegeld einzutauschen. Klassiker! Und irgendwann wird es persönlich: Singham, dessen Name bei jeder Kampfszene mehrfach und ziemlich eindringlich ertönt, platzt bald der Kragen, denn Vaaganam entführt seine Verlobte Kavya (Kajal Agarwal) und seinen guten Freund Inspektor Ravi (). Damit sind die Seiten klar definiert.
Der Film ist inhaltlich kein Meilenstein, aber diese überzogende Darstellung der Kampfszenen toppen sogar Matrix-Hartgesottene. Hier fliegen nicht nur Fäuste, sondern auch die Darsteller quer durchs Bild. Mit schier übermenschlichen Fähigkeiten ausgerüstet, slapt Singham jeden Gegner zu Boden und weckt damit Erinnerungen an altbekannte Helden wie Bud Spencer und Terence Hill. Und das macht schließlich auch den Reiz aus, wofür er vor vielen Jahren so gefeiert wurde. Ob man am Ende des Tages wirklich viel versteht, tut in der Tat hier nicht Not. Sicherlich ist es förderlich mit englischen Untertiteln das Treiben zu genießen, aber selbst wenn man nichts versteht, versteht man dennoch genug. Gerade, wenn man einen Haufen lustiger Genossen um sich scharrt und Singham schaut, etwas knabbert und trinkt, entfaltet der Film seine volle Wirkung. Und wenn man nach über 140 Minuten nicht genug hat, schiebt man SINGHAM RETURNS ungeniert hinterher. Ich bin angenehm überrascht von diesem Selbstexperiment. Sorgenfalten, wichen der Freude.E Einfach mal etwas riskieren, auch im DVD-Regal und man wird – so wie ich – ziemlich überrascht.
Fazit: Nach dem ersten heftigen Schlagabtausch meint man in einer hirnverbrannten Komödie zu stecken. Aber Singham macht schnell deutlich, welche Elemente federführend sind. Der Film bleibt ein heftiges Polizeidrama. Zwischenmenschlich, aufgrund der Sprachbarriere, nicht immer zu verstehen, aber bedarf es keinen Hindi-Kurs, um die Intention des Films zu verstehen. Er lebt allein von seiner Choreo und Special Effects und sticht damit mancherorts sogar Matrix & Co aus.
Originaltitel: Singham Produktionsland/-jahr: IN 2011 Laufzeit: 143 min Genre: Action, Krimi, Drama Regie: Rohit Shetty Drehbuch: Yunus Sajawal Kamera: Dudley Kinostart: - Home Entertainment: - Verleih: Reliance Entertainment
(Quelle: Reliance Entertainment)
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