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WANDAVISION | Mehr sein als Schein

WANDAVISION von Marvel Studios verbindet den Stil klassischer Sitcoms mit dem Marvel Cinematic Universe, in dem Wanda Maximoff und Vision – zwei Wesen mit Superkräften, die ein idyllisches Vorstadtleben führen – vermuten, dass nicht alles so ist, wie es scheint.

WANDAVISION

© Walt Disney Television/Disney+

Inhalt

Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen) betrauert nach den Ereignissen aus Avengers 4: Endgame noch immer den Verlust ihres geliebten Vision (Paul Bettany). Eines Tages findet sie sich plötzlich in einer neuen Realität, in der idyllischen Kleinstadt Westview wieder, wo sie mit Vision ein scheinbar perfektes Vorstadtleben führt. Die größten Frage: Hat sie diese Welt selbst erschaffen oder ist sie Teil eines teuflischen Plans? Wie kann der tote Vision wieder am Leben sein? Und wie viel Kontrolle hat Wanda wirklich über die Welt von Westview? Die Umgebung ist im stetigen Wandel und orientiert sich dabei an die verschiedenen Sitcom-Jahrzehnte. Schnell wird klar, irgendwas scheint hier nicht zu stimmen. Die Zweifel an diesem Leben und die Unsicherheit verstärken sich von mal zu mal. Für die Außenwelt stellt der Mikrokosmos von Wanda und Vision bald ein exorbitantes Problem dar, dem sich die Organisation S.W.O.R.D. (vergleichbar mit S.H.I.E.L.D.) annimmt. Bis sich die Ereignisse überschlagen und Wanda eine folgenschwere Entscheidung treffen muss.

Kritik

WANDAVISION markiert die erste von vielen Serien-Spin-offs im mittlerweile 23 Filme umfassenden Marvel Cinemativ Universe. Inhaltlich läutet sie damit auch eine neue Ära ein und stellt ein erweitertes Angebot auf dem Hauseigenen Streamingdienst Disney+ dar. Inhalt und technisch hebt sich WandaVision deutlich vom bekannten Superhelden-Stoff ab. So entschloss sich Headautorin Jac Schaeffer und Regisseur Matt Shakman für einen einzigartigen Stil. So werden bekannte Sitcom-Formate kurzerhand zweckentfremdet und eine verwirklichte Scheinwelt importiert, die Wanda und Vision eine unberührte Welt vormacht. Doch offenbart sich mit jeder Episode, was sich in Westview tatsächlich abspielt. Was diese Serie neben dem Sitcom-Stil so einzigartig macht, sind seine Figuren. So gibt es ein Wiedersehen mit Pietro Maximoff in einer gänzlich anderen, aber dennoch vertrauten Erscheinung (vor allem X-Men versierte Zuschauer werden sich verdutzt die Augen reiben). Eigentlich ließ er in Avangers_ Age of Ultron sein Leben. Ebenso bekannt dürfte auch Monica Rambeau sein. Die Tochter von Maria Rambeau, die einst Freundin von Carol Denvers alias Captain Marvel war und als kleines Kind im gleichnamigen Film ihren Auftritt feiert, kehrt nach dem Opfer von Iron Man zurück – denn sie fiel Thanos erstem Schnipser zum Opfer. Und oh Wunder taucht auch noch Kat Dennings als Darcy Lewis auf, die man sonst als Assistentin von Jane Foster aus den ersten beiden Thor-Teilen kennt. So gibt es allein auf dieser Ebene viele Überraschungen und weitere kündigen sich in gewohnter Marvel-Manier auch nach der letzten Episode an. Mid bzw. Post Credit Szenen bereiten den Zuschauer auf eine spannende und ereignisreiche Zukunft vor.

Vor allem bei mir konnte die Serie mit seiner Experimentierfreundlichkeit punkten. Es gibt keine einheitlichen Gesetzmäßigkeiten die Regisseur Matt Shakman verfolgt. So variieren die Episoden mitunter gewaltig. So ist die 1. Folge mit 30 Minuten stolze 20 Minuten kürzer als das Staffelfinale. Dieser Ausbruch aus den sonst vorherrschenden Konventionen catcht und führt unweigerlich zu einer Sogwirkung. Diesem konnte ich mir mitunter nicht entziehen. Heißt: Die neun Episoden wurden von mir in einem Rutsch aufgesaugt. Die einzelnen Cliffhanger sind dafür eben auch exzellent gesetzt. Ein Wermutstropfen bleibt aber: mit zunehmenden Spannungsbogen driftet die Serie in ein bekanntes Marvel-Film-Schema ab. Gefühlt beginnt dieser Prozess mit dem Ende der 6. Episode. Dies mag sich dann am Ende des Tages nicht ganz dem Ausbruch in neue Welten einfügen, wirkt somit fremd und nicht förderlich für ein im Kern sehr gelungenes Serienexperiment. Die Darsteller sind indes auch die eigentlichen Stars. Elizabeth Olsen spielt preisverdächtig, Paul Bettany ist der Geist der Vergangenheit und der Gegenwart und Kathryn Hahn als Nachbarin Agnes hält so einige Überraschungen parat. Ohne ihre Rolle groß zu spoilern, entpuppt sich ihre Figur als äußerst mächtig. Generell ist das Zusammenspiel der Figuren ein wahrer Augenschmaus und eine echte Bereicherung für das geschundene Superheldenherz. Generell stellt WandaVision einen Meilenstein dar. So bricht er mit dem MCU-Standard, schafft neue Welten und ebnet den Weg in eine Epoche, die die Avangers vor neue Gefahren stellt. Ich für meinen Teil, der sich ungern für einen längeren Zeitraum an eine Serie bindet, hab ich die fast 400 Minuten mit Genuss konsumiert und meinen Spaß gehabt. Wanda Maximoff und Vision zudem auch nicht zu meinen liebsten Marvel-Charakteren, umso erstaunlicher wie sehr mich das Spin-off in seinen Bann gezogen hat. Die Serienmacher haben somit ganze Arbeit geleistet und wahrscheinlich auch die größten Marvel-Skeptiker für sich gewinnen können.


Aussichten – Wie geht es weiter? | Achtung: Spoiler enthalten !!!

  • Wanda entwickelt sich weiter, vor allem auch durch das Zauberbuch “Darkhold”, welches sie im Laufe der Staffel erhält
  • sie beherrscht die Astralprojektion, wie auch Doctor Strange und lernt zunehmend ihre neuen und alten Fähigkeiten kennen
  • als bestätigt gilt Wandas Erscheinen in Doctor Strange in the Multiverse of Madness, der Teil der der vierten Phase des Marvel Cinemativ Universe ist
  • in der Mid-Credit-Scene erfahren wir zudem mehr von Monica Rambeau: so offenbart sich eine S.W.O.R.D.-Agentin als Skrull und offenbart ihr, dass sich ein guter Freund ihrer mittlerweile verstorbenen Mutter mit ihr treffen möchte. Dabei zeigt die Skrull-Frau nach oben und deutet damit auf den Weltraum hin. Wir wissen von der Post-Credit-Scene in Spider-Man: Far from Home das sich Nick Fury auf einem Raumschiff befindet, somit ist er mit großer Wahrscheinlichkeit die Person, die Monica treffen möchte. Damit wird zudem eine Überleitung auf ein weiteres Marvel-Serien-Spin-off gelegt: Secret Invasion, die unter anderem auch Nick Furys Geschichte weitererzählt
  • Vision splittet sich in zwei Versionen auf: einer klassischen sowie einer weißen Form. Sie tragen ein philosophisches Duell aus, welches damit endet, dass Wandas Vision dem weißen und somit dem echten Vision seine Erinnerungen hervorruft. Mit den Worten: „Ich bin Vision“ fliegt er davon. Da er in der Anfangsszene von Spider-Man: Far From Home noch immer als tot gilt und entsprechend auch gezeigt wird, und der Film nach den Ereignissen von WandaVision spielt, kann man davon ausgehen, dass er sich nicht in der Öffentlichkeit gezeigt hat. Es gibt viele Theorien, womöglich geben auch die Comics um White Vision Aufschluss. Es gilt demnach auch als wahrscheinlich, dass er ebenfalls in Doctor Strange in the Multiverse of Madness seinen Auftritt hat
  • Agnes bzw. Agatha ist die große Unbekannte. Inwiefern ihre Figur weiterleben wird, hängt stark auch von Wandas Entwicklung mit dem Darkhold ab. Als so noch nie dagewesene Bösewichtin würde sie in Fankreisen eine enorme Bereicherung darstellen. Zumal sie auch großen Anteil an der Chaos-Magie hat
  • bisher sind die Marvel-Serien als One-Hit-Wonders konzipiert. Fortsetzungen sind nach aktuellem Stand nicht geplant. Viel wird auch von den Ereignissen in Doctor Strange in the Multiverse of Madness abhängen.

Wer noch mehr über die Entstehungsgeschichte von WandaVision erfahren möchte und sich über nützliche Hintergrundinfos freut, sollte bis zum Start von The Falcon and The Winter Soldier am 19. März auf Disney+ einen Blick auf Gemeinsam unbesiegbar, dem Making of zu WandaVision, werfen.

Fazit: Mit WandaVision entlädt sich eine neue Kraft im MCU. Die Machart und die schauspielerische Leistung hebt das Marvel-Serien-Spin-off in eine neue Liga und sorgt damit für einen frischen Wind, der erst zum Ende der Staffel ein wenig an Fahrt verliert. Im Kern werden neue Grundsteine für Wanda, Vision und einer neuen Macht, der Chaos-Magie, gelegt, die Doctor Strange in seinem zweiten Solo-Abenteuer vor neue Herausforderungen stellen wird. Die Serie macht Spaß, beugt sich Konventionen und belebt elf Jahre Kinogeschichte ganz neu. Wer glaubt, dass Marvel am Ende ist, wird eines Besseren belehrt. Episodenhafter Blockbuster!

FSK ab 12 (grün)Originaltitel:           WandaVision
Produktionsland/-jahr:   US 2021
Laufzeit | Folgen:       392 Minuten (30-50 Minuten) | 9 Episoden in 1 Staffel
Genre:                   Drama, Mystery, Romanze, Sci-Fi 

Regie:                   Matt Shakman
Drehbuch:                Jac Schaeffer
Kamera:                  Jess Hall

Dt. Erstausstrahlung:    15. Januar 2021 auf Disney+
Home Entertainment:      -

Verleih:                 Walt Disney Television/Disney+

(Quelle: Marvel Deutschland)

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