SAW: SPIRAL eröffnet ein neues, perfides Kapitel der “Saw”-Saga, in dem ein kaltblütiger Serienmörder auf bestialische Weise für seine ganz eigene Form von Gerechtigkeit sorgt.

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Inhalt
Der abgebrühte Detective Ezekiel “Zeke” Banks (Chris Rock) und sein noch unerfahrener Partner William Schenk (Max Minghella) untersuchen eine Anzahl abscheulicher Morde, die auf unheimliche Weise an die grausame Vergangenheit der Stadt erinnern. Unterstützt werden die beiden Detectives von Marcus Banks (Samuel L. Jackson), einem angesehenen Polizeiveteranen und Vater von Zeke. Ohne es zu ahnen, wird Zeke immer tiefer in das mörderische Geheimnis hineingezogen und findet sich plötzlich im Zentrum des morbiden Spiels eines bestialischen Killers wieder.
Kritik
2004. Ein junger, australischer Filmemacher feiert seinen Durchbruch. Saw schockiert und polarisiert die Massen, und macht James Wan über Nacht zum Star. Saw war frisch, die Idee dahinter innovativ, aber brutaler als Gleichgesinnte seines Genres. Die gnadenlose Brutalität im Kontext aus Moral und Ethik sucht bis heute seines Gleichen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass mit jedem neuen Jahr ein neuer Saw-Teil in die Kinos gespült wird. Doch mit jedem weiteren Film verliert der Ursprung an Bedeutung und der nackte Überlebenskampf rückt allein in den Vordergrund. Ein kurzes Aufbäumen erfährt das Franchise 2010. Der siebte Teil überrascht mit neuen stilistischen Mitteln und noch mehr Effektivität in der Zuschaustellung effektiver Tötungsmaschinen. Hinzu kam ein für die damalige Zeit aufkommender Trend von 3D-Filmen. So wird der Film auch verkauft, als Spektakel. Mittendrin statt nur dabei. Eigentlich ein gelungener Abschluss für über sechs Jahre Horror-Entertainment.
Wenn es aber an Ideen in der Traumfabrik mangelt, wird recycelt, rebootet oder konsequent weitererzählt. Jigsaw bekam sein Tribut zollendes Finale. In der Manier eines “Best of’s” gibt Nachahmer, Verbündete oder wie auch immer man diese nennen mag. Dran glauben müssen wieder vermeintlich Unschuldige. Im Grunde vertretbar, aber nicht sonderlich notwendig war eine Fortführung. Wenig überraschend war sie obendrein. Das Franchise lässt die Kasse klingeln. Kaum ein Teil hat wirklich gefloppt und fleißig die investierten Produktionsgelder aufgefangen und darüber hinaus schöne Einnahmen generiert. 2017 sollte dann aber auch wirklich Schluss sein. Jein!
Der Gedanke, das Franchise weiterzuerzählen in Form von Prequels oder weiteren Sequels war nie wirklich tot. Es fehlte wieder an frischen Impulsen. Dass diese nun 2021 von einem Comedian kommen, ist das erste Mal ein Grund sich verdutzt die Augen zu reiben. Jordan Peele hat es aber vorgemacht: Get Out hat eingeschlagen wie eine Bombe und diverse Preise, einschließlich einen Oscar für das beste Originaldrehbuch abgeräumt. Comedians haben eben eine perfide, schreckliche Ader, was beim Schreiben durchaus hilfreich sein kann. Chris Rock hat sich schon früh als Fan der Reihe geoutet, somit ist SAW: SPIRAL eine Herzensangelegenheit für ihn. So entwickelt er schließlich die Geschichte und wirkt als Hauptdarsteller mit. Humorvoll auch die Besetzung von Samuel L. Jackson der des Öfteren mal in düsteren Gefilden unterwegs war in seiner Karriere und nun als Vater und Veteran auftritt. Und ich weiß nicht, was es ist, aber Samuel L. Jackson ernst zu nehmen, fällt mir enorm schwer. Danny Glover hat das 2004 irgendwie glaubwürdiger und souveräner vorgetragen. Immerhin setzt Jackson gleich mit seiner ersten Dialogzeile neue Maßstäbe: “Du willst ein Spiel spielen, Motherf*****?!” Die sagenumwobene Catchphrase, da ist sie. Grundsätzlich dreht sich auch alles um Chris Rock und eben seinen Vater, gespielt von Samuel L. Jackson. Neben zahlreichen Nebenfiguren, die mehr oder weniger das zeitliche Segnen, gibt es auch ein Wiedersehen mit altbekannten Mordinstrumenten und der legendären Schweinsmaske. Wieso, weshalb, warum? Dafür müsst ihr ins Kino gehen.
Inhaltlich kommt Saw: Spiral nie wirklich in Fahrt, was ich irgendwie begrüße, aber irgendwie auch nicht. Gefühlt gesitteter und ruhiger entwickelt sich die Geschichte, die aber nicht an Brutalität geizt. Eine FSK18-Freigabe sagt genügend darüber aus, was dem Zuschauer hier geboten wird. Von Vorteil dürfte hier das Mitwirken von Regisseur Darren Lynn Bousman gewesen sein, der bereits Saw 2 bis 4 seinen Stempel aufgedrückt hat. Ein Mann vom Fach und bestens vertraut mit der Thematik und der ideale Handlager für Chris Rocks Vorhaben, dem Franchise eine aufkommende Brise zu verpassen. Es bleibt definitiv spannend und mitunter auch nervenzerreißend, aber habe ich vor allem gemerkt, wie sich meine Sehgewohnheiten über die Jahre verändert haben. War der Kill Count zu Beginn für mich noch ein lebensverändertes Übel, was mich auch Tage danach schockierte, so bin ich mittlerweile ein harter Hund. So liegt es wirklich an der Subtilität und Spannungsbogen, dass auszugleichen. Geschafft? Auch nur bedingt. Chris Rock schafft es, den Geist der Vorgänger zu würdigen und auch seine eigene Handschrift einfließen zu lassen, aber werde ich das Gefühl einer angezogenen Handbremse leider nicht komplett los. Noch mehr Mut und Ideen hättet tatsächlich den zu 100 Prozent erhofften Umschwung gebracht. Für Fans sicherlich vertretbar, denn sie kommen voll auf ihre Kosten. Für Hinzugezogene dürfte hier weniger Freude aufkommen. Ich weiß auch nicht, ob man den Film alleinstehend oder im Verbund mit seinen Vorgängern betrachten sollte. Zum einem Ergebnis bin ich nicht gekommen. Leider bin ich auch zu voreingenommen, denn ich habe jeden Teil gesehen. Eine Bauchentscheidung sagt mir aber, schaut zuerst die Vorgänger und stürzt euch dann in Rocks Interpretation seines Saw-Films. Beim mir schwankt der Streifen emotional hin und her, und nimmt sich vielleicht selbst zu wichtig und ernst. Wobei die Wechselbeziehung zwischen Jackson und Rock ungewollt auch Komik hineinbringt. Es scheint an deren Aura zu liegen, denn wirklich was zu Lachen hatte ich nicht. Es bleibt ein kompromissloser Horrorfilm, der einen abholt, wenn man es zulässt.
Fazit: In meiner Zusammenfassung muss ich tatsächlich nur eine wirkliche Sache kritisieren: Warum? Warum lässt man Saw nicht einfach mal ruhen. Es wirkt beinah besessen, wie in Hollywood akribisch und nervös nach neuen Blockbustern gesucht wird. Das Franchise hat mit Sicherheit seine besten Tage hinter sich, ist aber noch nicht tot. Ein gewisser Abstand hätte ihr gut getan. Positiv ist aber in der Tat so einiges. Der Titel erhält einen gewissen AAA-Status. Es wirkt hochwertiger, mit mehr Liebe zum Detail. Chris Rock und Samuel L. Jackson bringen dafür alles mit, dass Saw: Spiral hochkarätig wirkt. Ihr Mitwirken ist für mich tatsächlich ein Pluspunkt, denn ich habe mich in der Tat satt gesehen an mitunter unbekannten und austauschbaren Schauspieler, die lediglich Kanonenfutter für die Story sind. Wir bekommen tatsächlich mehr Krimiarbeit mit und schweben dabei auf einer Nostalgie-Wolke. Rock hat dem Franchise nicht gut, aber auch nicht schlecht getan. Er hat einen Versuch unternommen, der Reihe eine Frischzellenkur zu verpassen. Leider kommt das zu früh. Fans kommen aber auf ihre Kosten und ich sah mich auch sehr gut unterhalten. Es ist halt in der 9. Ausgabe kaum noch Luft da, damit muss man sich am Ende des Tages abfinden.
Originaltitel: Spiral: From the Book of Saw
Produktionsland/-jahr: US/CA 2021 Laufzeit: 93 min Genre: Horror, Thriller, Krimi Regie: Darren Lynn Bousman Drehbuch: Josh Stolberg, Pete Goldfinger Kamera: Jordan Oram Kinostart: 16. September 2021
Home Entertainment: 27. Januar 2022
Verleih: STUDIOCANAL
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