A WRITER’S ODYSSEY – WÄCHTER DER ZEIT | So muss es aussehen, wenn Jackie Chan träumt

Epochaler Spagat zwischen Realität und Fiktion: opulente Unterhaltung “Made in China”. A WRITER’S ODYSEEY ist bildgewaltig, träumerisch und actiongeladen. Für Fans von Fantasyfilmen mit dem gewissen Etwas ein Safecall.

.INHALT.

Seit sechs Jahren sucht Guan Ning (Jiayin Lei) verzweifelt nach seiner Tochter, die als Kleinkind von Menschenhändlern entführt worden ist. Gleichzeitig plagen ihn aber auch seltsame Alpträume von einer mittelalterlichen Stadt in einer Welt voller Magie, die vom grausamen Lord Feuermähne (Yi Yang) beherrscht wird – und dem jungen Helden Kongwen, der sich dem Tyrannen entgegenstellt. Doch was Guan Ning nicht weiß: An der Geschichte aus seinen Träumen schreibt parallel ein junger Autor namens Kongwen Lu (Zijian Dong) und scheinbar beeinträchtigen die Ereignisse in seiner Geschichte die Realität. Davon ist zumindest Li Mu (Hewei Yu), der CEO des Megakonzerns Aladdin Group, fest überzeugt, denn jedes Mal, wenn Lord Feuermähne zu Schaden kommt, wird auch er verletzt. Aus Angst um sein Leben macht er Guan Ning ein furchtbares Angebot: Die Aladdin Group wird ihm helfen, seine Tochter zu finden, doch dafür soll er Kongwen Lu töten.

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.KRITIK.

An der Schnittstelle zum Fantastischen und Realitätstreuen überrennt uns Regisseur Yang Lu, der bereits mit zwei Brotherhood of Blades – Filmen uns so eindrucksvoll verzückte, mit einer ordentlichen Portion chinesisches Kino der Extraklasse. Wenngleich dieser epochale Ausflug zwischen Realität und Fiktion keinen deutschen Kinostart erhielt, so hätte er es allein aufgrund der enormen Bildgewalt verdient gehabt. Gerade asiatische Filme mischen sich immer häufiger unter meine sonst so üblichen Verdächtigen. Ich liebe französische Komödien, amerikanische Blockbuster und skandinavische Thriller. Doch in letzter Zeit entdeckte ich eine ausschweifende Leidenschaft für südkoreanische und japanische Filme. Die streng durchgetakteten Martial Arts-Filme a la “Ich-wirbel-durch-die-Luft-und-erzähle-dir-lebensverändernde-Weisheiten”gehörten nie wirklich zu meinen Favoriten. Natürlich kann China erfolgreiches Kino, denn die Einspielergebnisse auf internationaler Ebene können sich mehr als sehen lassen, aber war ich nie ein sonderlich großer Fan davon. Optisch waren sie bedingt durch die sensationellen Choreografien ein Augenschmaus, aber die Langatmigkeit und das allgemeine Interesse hemmten mich immer. Erst langsam öffne ich eine Tür.

A WRITER’S ODYSEEY ist ein solches Werk mit vielen Querverweisen und Zitaten. Und wie so üblich glänzt das Werk mit unfassbaren Bildern. Allein die gefühlt romanbasierte Erzählung ist einladend, sorgt aber durch den fortwährend Switch zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auch für eine gewisse Anstrengung. Dies muss man sich bewusst machen. Ich habe mich ehrlicherweise das eine oder andere Mal dabei erwischt, wie ich geseufzt habe dabei. Also auch an mir ging das nicht spurlos vorbei. Doch Kernstück dieses Filmes ist eine Zusammenspiel aus Bildern, Erzählung und Darstellung. Ein Freund chinesischer Schauspielkunst, die hart an der Grenze zum Overacten spaziert, war und werde ich wohl auch nie werden. Die einen werden sich hier daran stören, die anderen werden es als passend und sogar notwendig empfinden. Für mich hat es sich doch recht flüssig ins Gesamtbild gemischt. A Writer’s Odyseey ist mehr als der gewohnte Fantasy-Einheitsbrei aus China. Es gleicht einer filmischen Symphonie, die viel Aufmerksamkeit benötigt und wie ein bewegtes Gemälde wirkt. Es macht Spaß, hat seine Längen, überzeugt aber dank der drei Stützpfeiler (Bilder, Erzählung und Darsteller).

.FAZIT.

Epischer Fantasy-Actioner trifft auf romanbasiertem Crime-Thriller: A Writer’s Odyseey ist bildgewaltig und unterhaltsam. Hat seine Schwächen, aber umso mehr Stärken. Diejenigen, die sonst zu vergleichbaren Filmen greifen, kommen hier voll auf ihre Kosten. Der Film für Zwischendurch ist es meiner Meinung nach allerdings nicht. Es braucht schon eine gewisse Vorliebe für derartige Erzählungen.



OriginaltitelCi sha xiao shuo jia
Produktionsland/-jahrChina 2021
Laufzeit130 min
GenreFantasy, Action, Abenteuer
RegieYang Lu
DrehbuchShu Chen, Yang Yu, Haiyan Qin
KameraQiming Han
Kinostart
Home Entertainment10. März 2022
VerleihEuroVideo Medien