Eine Dokumentarfilmerin folgt Margot zu einer abgelegenen Amish-Gemeinschaft, wo sie hofft, etwas über ihre Familie zu erfahren. Nach einer Reihe seltsamer Vorkommnisse wird ihr bald klar, dass diese Gemeinschaft etwas Unheimliches verbergen könnte. PARANORMAL ACTIVITY: NEXT OF KIN ist der mittlerweile siebte Teil der Reihe. Seit den Anfängen 2007 hat sich viel getan und Found Footage ist nicht mehr gleich Found Footage.
.INHALT.
Margot (Emily Bader) wurde in jungen Jahren zur Adoption freigegeben und hat ihre leibliche Mutter nie kennengelernt. Nun, wo sie erwachsen ist, macht sie sich auf die Suche nach ihrer Familie. Zusammen mit ihrem Freund Chris (Roland Buck III) und Tonmann Dale (Dan Lippert), der das mögliche Aufeinandertreffen und den Weg dorthin filmen soll, begibt sie sich auf einen Roadtrip ins Ungewisse. Ihre Recherchen führen Margot zu einer amischen Glaubensgemeinschaft, wo sie zunächst mit offenen Armen empfangen wird. Was mit netten Gesten beginnt, entpuppt sich für Margot schon bald zum wahren Alptraum. Seltsame Vorkommnisse häufen sich, schreckliche Entdeckungen geben der verängstigten Frau Rätsel auf und das Schweigen der Gemeinschaftsmitglieder lässt keinen Zweifel daran, dass dunkle Kräfte am Werk sind. Die Wahrheit über ihre biologische Mutter und der Grund für ihre Trennung ist ein blutgetränktes Kapitel, das lieber hätte verborgen bleiben sollen.
.KRITIK.
PARANORMAL ACTIVIY: NEXT OF KIN markiert den mittlerweile achte Teil – hierzu zähle ich auch unter Vorbehalt Paranormal Activity: Die Gezeichneten (2014) und Paranormal Activity: Tokyo Night (2010) auf – des Found-Footage-Franchises. Auch wenn wir nach dem letzten Teil Paranormal Activiy: Ghost Dimension fest an ein vorläufiges Ende der Reihe gedacht haben, so überrascht uns Regisseur William Eubank mit einem neuen Film. Doch auch dieses würde ich nicht gänzlich zur alten Garde dazuzählen und das hat diverse Gründe, auf die ich noch eingehen werde.
Kurz zu den Rahmenbedingungen: Der Film führt uns in eine abgelegene Amisch-Gemeinschaft irgendwo in der US-amerikanischen Einöde. Hier versucht ein junges Mädchen, das adoptiert wurde, ihre Herkunftsgeschichte zu erforschen und vielleicht auch ihre wahre Mutter zu finden. Doch die Suche gestaltet sich zunächst sehr schwierig und ist begleitet von zunächst einigen Rückschlägen. Doch ein Zufall öffnet Margot und ihren Freunden eine Tür, die sie besser nicht aufgestoßen hätten.
Paranormal Activity: Next of Kin ist anders und spielt längst nicht mehr in einem typisch Vorort einer US-Metropole. Wir haben die Spukhäuser in Carlsbad, Kalifornien verlassen und sind mehrere Tausend Kilometer Richtung Osten gereist. An dieser Stelle hat Paranormal Activity-Experte Christopher Landon die Handlung platziert. Der bereits für Teil 2 bis 4 sowie für Paranormal Activity: Die Gezeichneten verantwortliche Autor, der tatsächlich auch der einzig letzte Bezug zu den Vorgängern herstellt, ist völlig neue Wege gegangen. Parallelen zu Katie oder andere Figuren existieren nicht mehr. Stattdessen wird mit dem mystischen Klischee rund um Amisch gearbeitet, aber immerhin wieder eine Frau mit Verwandtschaft in den Fokus der Geschichte gesetzt. Dies lässt sich auch noch eine Gemeinsamkeit festhalten. Doch wer auf weitere Aufklärung oder gar einen Film gehofft hat, der mehr über Dämon Tobey in Erfahrung bringt (schließlich müsste er in dieser Welt eigentlich existieren), wird sehr enttäuscht. Generell klammere ich diesen Teil weit aus und betrachte ihn als alleinstehenden Film, der durchaus Charakter hat, aber wenn dann nur einen eigenen.
Und dies mag zunächst ein großer Vorteil sein. Während der letzte Teil uns inhaltlich kaum beeindruckte, aber visuell und spannend immerhin uns abholte, erweist sich im Kern Paranormal Activity: Next of Kin als Verbesserung. Wahrscheinlich tut es der Reihe sichtlich gut, die alten Verhältnisse zu seinen Vorgängern aufzulösen. Dies schafft der Film durch zwei entscheidende Dinge: neues Setting, neue Bedingungen, bei gleichbleibender Bedrohung. So friedlich, wie auch die Amisch sind, so hat ihre Lebensweise, ihre Einstellung zum Leben und ihr Glaube etwas Geheimnisvolles. Dies wirkt erfrischend, wenngleich wenig neu. Aber die alten Häuser, der Schnee, die dichten Wälder erzeugen schon früh eine unangenehme Beklemmung. Spannungskurve steigt für Gelegenheits-Gruseler angenehm, aber für mich hätte es schon früher knallen können. Emily Bader macht ihren Job recht souverän, aber mit fortlaufender Spielzeit fängt ihre Figur schon ziemlich hart zu nerven an. Das letzte Drittel ist dann der ausschlaggebende Punkt, warum der Film so gut funktioniert. Hier überschlagen sich die Ereignisse und ob wir hier tatsächlich ein Happy End bekommen, ist jedem selbst überlassen.
Was ich aber gesondert hervorheben muss, ist der Einsatz der Super-Slow-Motion. Diese wirkt ziemlich cool und belebt das Ganze auch spürbar. Hier hat man ein nettes Gimmick gefunden und es auch gezielt sowie wohl dosiert eingesetzt.
Paranormal Activity: Next of Kin hat Höhen und Tiefen. Zu Beginn ist der Film langatmig und verlangt viel Geduld, zumal man auch recht wenig über die tatsächliche Bedrohung erfährt. Paranormal wird es erst deutlich später. Zudem schöpft Landon nicht ganz das Potential dieser Geschichte aus. Auch wenn sich fleißig bei anderen Genrevertretern bedient wird, hat er durchaus tolle Ansätze, führt diese aber zu wenig auf beziehungsweise werden sie einfach nicht konkretisiert. Dies betrifft vor allem die Amisch-Leute, die scheinbar mehr sind, als einfache Menschen, die sich der Technologie versagt haben. Hier etwas mehr Hintergrundwissen wäre schön gewesen. Positiv sind die Charaktere: wir haben die toughe, treudoofe Margot, den coolen, verständnisvollen Freund Chris und den Klassenclown Dale. Zusammen ergeben die drei eine angenehme Mischung und bilden zudem einen schönen Kontrast zu Setting und Amisch. Grundsätzlich tue ich mich aber schwer mit diesem Film. Ich kann nicht so recht einordnen, was er mir gibt oder geben möchte. Ist es der erforderliche Tapetenwechsel für die Reihe oder auch nur ein Abziehbild seiner Vorgänger. Mit dieser Ungewissheit fällt es mir schwer ein abschließendes Fazit zu treffen, zumal ich ein großer Fan des Franchises bin. Vor allem der erste und zweite Teil haben mich ziemlich gut unterhalten. Mal wieder muss ich also ausweichen und auf eure Entscheidung bauen. Es ist ein Empfindungsfilm, der nicht voraussetzt, die anderen Teile gesehen zu haben, der aber Fans durchaus auch ein gutes Gefühl vermitteln kann. Im Grunde ist es aber ein recht kurzweiliger Film, der seine Längen hat, aber durchaus auch Spannung bereithält. Neue Wege, aber das Ziel noch nicht ganz vor Augen.
.FAZIT.
Ich stehe zwischen den Fronten: während ich den frischen Ansatz erkenne, so fehlt mir am Ende doch etwas mehr Bezug und Innovation im Vergleich zu den Vorgängern. Paranormal Activity: Next of Kin hätte mehr Tiefe vertragen können, auch schöpft der neuste Teil der Reihe sein Potential nur bedingt aus. Auf der anderen Seite stehen ein tolles neues Setting, ausbalancierte Charaktere und ein neuer Dämon. Es wird Menschen unterhalten, aber auch verärgern. Ich stehe da wirklich zwischen, wenngleich ich als Found Footage-Fan wohl eher Fraktion “guter Versuch, nächstes Mal wird es noch besser” bin.
Originaltitel | Paranormal Activity: Next of Kin |
Produktionsland/-jahr | USA 2021 |
Laufzeit | 98 min |
Genre | Horror, Thriller, Mystery |
Regie | William Eubank |
Drehbuch | Christopher Landon |
Kamera | Pedro Luque |
Kino | 3. März 2022 |
Home Entertainment | 13. Oktober 2022 |
Verleih | Paramount Home Entertainment |
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