THE DEVIL’S LIGHT | Stoßgebet in die Hölle

In THE DEVIL’S LIGHT muss die junge Ordensschwester Ann als einzige weibliche Schülerin einer vatikanischen Exorzismus-Schule dort ihre Berufung als Geisteraustreiberin unter Beweis stellen. Sie bekommt die besonders schwierige Patientin Natalie zugewiesen, die bald mit ihrer dämonischen Kraft die gesamte Schule heimsucht.

.INHALT.

Schwester Ann (Jacqueline Byers) darf als erste Nonne Schülerin an der katholischen Exorzismus-Schule St. Michael’s in Boston werden, die sonst nur Priester in der Kunst des Exorzismus ausbildet. Aber Ann fühlt sich zur Teufelsaustreibung berufen, seit sie in ihrer Kindheit unter der Gewalt und Grausamkeit ihrer Mutter litt. Sie ist sicher, dass keine psychischen, sondern dämonischen Gründe der Auslöser dafür waren.

Als einzige Frau unter den streng religiösen Männern stehen ihr der lehrende Pater Quinn (Colin Salmon) bei, der ihr besonderes Talent erkennt, sowie ihr Mitstudent Pater Dante (Christian Navarro), der sie als Einziger aus der Studierendenschaft in dem patriarchalen System akzeptiert.

Als die zehnjährigen Natalie (Posy Taylor) als Patientin ins St. Michael’s gebracht wird, um von einem inneren Dämon geheilt zu werden, verspürt Ann den unverständlichen Drang, das Mädchen besonders zu beschützen. Dies entpuppt sich als Anns schwierigste Prüfung, denn das Böse in der jungen Natalie scheint nicht nur auf die ganze Schule Einfluss zu nehmen – sondern auch für Anns eigene traumatisierenden Kindheitserfahrungen verantwortlich zu sein.

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.KRITIK.

Okkultismus, Tierhorror und Stephen King prägten als “Nischenhorror” das Kino der 60er und 70er Jahre. Das Horrorgenre konnte sich nach schwachen 1950er Jahren und der Selbstfindung in den 1960er Jahre wieder fest im Filmgeschäft etablieren. Gestärkt und neu sortiert standen die 1970er Jahre fest unten den Einflüssen von Religion und Okkultismus; speziell der Exorzismus, durch Der Exorzist (1973) von William Friedkin thematisiert und weltweit bekannt geworden, und die Wiedergeburt Satans, bereits von Roman Polanski in Rosemaries Baby (1968) Ende der 60er Jahre aufgegriffen, galten als typisch religiöse Phänomene im Horrorfilm der frühen 70er Jahre.

Fachautor und -journalist Hans D. Baumann beschrieb dies in seinem 1989 erschienenen Werk “Horror. Die Lust am Grauen” so: „Die Religion bietet aber nicht nur mit dem fast zweitausendjährigen Bild des geschundenen, [am Kreuze genagelten und blutüberströmten] Jesus eine wichtige Voraussetzung für die paradoxe Einheit von Lust und Grauen, sondern bereits mit ihrer grundlegenden Bestimmung,“ wenn die Mächte des Übernatürlichen über die Welt hereinbrechen („apokalyptische Vision“) und sich offenkundig in Der Exorzist oder Das Omen (1976) manifestieren. Bis heute gelten religiöse Motive, ganz gleich, ob es sich
dabei um einen Exorzismus (Dämonen-Austreibung) oder die Widergeburt von Satan (Anti-Christ) handelt, als lukratives Geschäft, welches gern gesehen wird und gerade in den letzten zehn Jahren ein Revival feiert. Bekräftigt durch einen engagierten Regisseur und Drehbuchautor namens James Wan bricht das Okkulte immer mal wieder aus. The Conjuring oder Insidious sind Paradebeispiele dafür, wie gefragt und gut der vermeintliche Nischenhorror von heute ist. Stimmungsvoll und teilweise elektrisierend. Schocker, die uns Angst machen und funktionieren. Zahlreiche Fortsetzungen, die ebenfalls sehr erfolgreich sind, sprechen eine klare Sprache.

Hollywood ist aber faul und statt neue Ideen zu verfolgen, beruft man sich auf jenem Prinzip: Was früher klappte, klappt jetzt auch. Man ruht sich auf den Erfolg von Filmen mit höchst ansehnlichen Einspielergebnissen aus. Das Problem: der Zuschauer und dessen Sehverhalten sind zu schnell für Hollywood. So überschwemmen Filme den Markt, die immer als Abziehbild eines Vorgängers beziehungsweise anderen Genrevertreters daherkommen. Das ist lästig und wenig befriedigend. Und irgendwo in diesem Wust ploppt plötzlich ohne viel Tamtam THE DEVIL’S LIGHT auf. Auch hier beruft man sich auf Altbewährtes: Exorzismus. Oft gesehen – mal schlecht, mal gut – bemüht sich Daniel Stamms Ansatz einer Austreibung um die Pflege von Zitaten und dem so notwendigem frischen Wind. Fakt ist: The Devil’s Light ist für Hardcore-Horror-Fans rein gar nichts und folglich fallen die Kritiken dazu aus. Doch steckt hier, auch wenn nur an der Oberfläche gekratzt wird, viel drin. Positiv: eine junge Geistliche steht im Fokus und schafft somit eine weibliche Heldin, die sich in einer männerdominierten Gesellschaft – dem Vatikan – durchsetzen muss. Doch hier geht es um keinen 0815-Job, sondern um die Lehren eines Exorzismus. Dies wird auch der Hauptprotagonistin Ann schnell bewusst. Sie muss das Handwerk schnell und zügig lernen, denn sie bekommt es gleich zu Beginn ihrer Ausbildung mit einem Härtefall zu tun. Und hier sehen ich klar die Entwicklung. Daniel Stamm und Drehbuchautor Robert Zappia bedienen sich nicht am vorherrschenden Klischee. Stattdessen wird eine starke Hauptfigur platziert, die wir nahezu nie aus den Augen verlieren. Ihr fehlt es zwar an Intensität, aber der Will ist spürbar, die Welt und das Schicksal eines jungen Mädchens zu verändern. Dieser Akt der unfreiwilligen Nächstenliebe gepaart mit einem atmosphärisch schönen Setting, welches sicherlich stark an The Nun erinnert, und einiger guter Schockmomente machen viel Spaß. Effizienz ist hier der Schlüssel, um den Zuschauer zu erreichen.

.FAZIT.

The Devil’s Light ist ein stimmiger, aber wenig überfordernder Horrorthriller, der sich unmissverständlich dem Exorzismus zugewandt hat und diesen auch recht solide vorträgt. Der Film lebt von Jacqueline Byers, die als Schwester Ann übernatürliche Erfahrungen macht und trotz der Distanz zwischen dem Zuschauer und ihr eine Identifikation schafft. Man kauft ihr das ab, die Angst, die Herausforderung und den Willen. Sicherlich ist der Film für den alltäglichen Horrorkonsumenten zu seicht, aber wer sich ein wenig gruseln und unterhalten lassen möchte, kann ihr sorgenfrei einen Blick reinwerfen.



OriginaltitelPrey for the Devil
Produktionsland/-jahrUSA 2022
Laufzeit93 min
GenreHorror, Thriller
RegieDaniel Stamm
DrehbuchRobert Zappia
KameraDenis Crossan
Kino7. Juli 2022
Home Entertainment4. Februar 2023 (VoD) / 16. Februar 2022
VerleihEuroVideo Medien