AMERICAN CARNAGE | Satirisches “The Purge” im Paranormal-Altenheim

In AMERICAN CARNAGE soll eine Gruppe lateinamerikanischer Teenies in einem Altenheim arbeiten, um der Abschiebung zu entgehen. Widerwillig erklären sie sich dazu bereit, ohne zu ahnen, welchem übernatürlichen Horror sie sich damit aussetzen.

.INHALT.

Mit viel Geld und reaktionären Sprüchen ist der zynische Harper Finn (Brett Cullen) vor ein paar Jahren zum Gouverneur eines US-Bundesstaats aufgestiegen. Um nun seine Wiederwahl sicherzustellen, boxt er ein neues Gesetz durch, nach dem sämtliche Kinder undokumentierter Einwanderer*innen verhaftet und eingesperrt werden können. Um dem Gefängnis zu entgehen, gibt es für die Jugendlichen nur eine Chance: Sie müssen sich „freiwillig“ verpflichten, als Altenpfleger*innen zu arbeiten. Doch das stellt sich natürlich nur als Trick der Regierung heraus. Denn in dem vom schmierigen Dr. Eddie (Eric Dane) geführten Seniorenheim angekommen, muss eine handvoll Teenager (u. a. Jenna Ortega, Jorge Lendeborg Jr., Jorge Diaz, Allen Maldonado, Bella Ortiz) feststellen, dass sie in eine Falle getappt sind. Mit den dort untergebrachten Pflegefällen stimmt nämlich etwas ganz und gar nicht …

© Tiberius Film

.KRITIK.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ist ja nie wirklich von der Bildfläche verschwunden. Seine Amtszeit gilt als eine der skandalösesten von allen. Mit fragwürdigen Aussagen hat er sich schon im Wahlkampf nicht gerade mit Ruhm bekleckert, dennoch hat er damit viele Anhänger gewonnen. Sein Ziel, die USA vor allerhand Gesindel zu befreien, hat er so gut wie es geht in die Tat umgesetzt. Der initiierte Bau einer meterhohen Mauer zwischen den USA und Mexiko ist nur eines seiner unzähligen Projekte, das Land “zu säubern”. Seine vier Jahre als Präsident haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen und auch jetzt, wo sich Donald Trump dank einiger Prozesse vor Gericht erklären muss, hat er wieder einmal die Aufmerksamkeit, die er benötigt, um seinen Plan erneut zu kandidieren, voranzutreiben. Und genau da werden eben auch Erinnerungen wach. In diese politische Kerbe schlägt Diego Hallivis satirisch-angehauchte Horrorkomödie AMERICAN CARNAGE.

Hier etabliert Hallivis als thematischen Aufhänger Einwandererfamilien und ihre Kinder, die sich mehr oder weniger legal beziehungsweise illegal im Land aufhalten. Diese ungebetenen Gäste möchte der ultranationalistische Gouverneur eines nicht genauer definierten Bundesstaates gerne loswerden. Doch es bleibt ein gleiches Fünkchen Hoffnung der radikalen Aktion zu entkommen. Einer kleinen Gruppe von Teenagern wird die Möglichkeit geboten, ihr Leben und das Leben ihrer Familien in den USA zu sichern, sofern sie sich für eine Art “Freiwilligen Arbeit” melden. Da fackeln einige nicht ganz unfreiwillig lange und sagen zu. So geht es für einige Monate in ein Seniorenheim. Ein bisschen die älteren Herrschaften pflegen dürfte ja angemessen sein für einen geduldeten Aufenthalt. Das denken die Teenies zunächst auch, auch wenn die Arbeit so einige Tücken hat – inklusive andauernder rassistischer Beleidigungen seitens des weißen Personals.

Schonend macht Hallivis nicht gerade, mit voller Härte hämmert er uns diesen radikalen Umstand von Rassismus und Intoleranz in die Schädel. Lediglich das Verwenden von typischen Klischees scheint diese Situationen etwas abzuschwächen. Das Problem bleibt aber bestehen und spürbar, und bietet dadurch auch keine wirklichen Lösungsansätze für gesellschaftliche Fragen, die er selbst aufwirft. Als kritischer Kommentar ist der Film zu oberflächlich und für mein Empfinden auch zu humorvoll gezeichnet. Deutlich mehr Konsequenz und Ernsthaftigkeit hätten dem Film gestanden. Auch mehr Horror vor allem, denn die Umstände haben viel Potential. Gestrafte Jugendliche noch härter abzustrafen wirkt nämlich unfair und macht den Film dadurch zorniger und eben auch unterhaltsamer, weil man sich mehr in die Protagonisten hineinversetzen kann. Aber das fehlt hier.

Dafür sind auch die Figuren zu stereotypisch und heben sich kaum von anderen ab. Immerhin schafft es der Pool an Schauspieler, ein angemessenes Maß an Unterhaltung zu kreieren. Vor allem natürlich Jenna Ortega, der Star der Stunde, ist hier ein großes Aushängeschild. Denn ihre Körpersprache und der Wednesday-typische Sarkasmus und Trockenheit kommt hier gut zum Tragen.

Was mich positiv überrascht hat, ist der Horror. Zwar will sich nie so wirklich ein echtes Gruselgefühl einstellen, aber optisch und auch inhaltlich hat das Unterhaltungspotential. Der Film setzt tatsächlich immer auf eine humoristischer Note und möchte in erster Linie Spaß machen. Dieses dann mit doch mit einem ernsten Gesellschaftskommentar zu versehen, wirkt am Ende einfach unpassend beziehungsweise zu überambitioniert. Wenn man sich tatsächlich auch eine Horrorkomödie ohne viel Anspruch einstellt und einige aufstrebende Darsteller plus Jenna Ortega oder Eric Dane als interessantes Doppelpack erleben möchte, dürfte mit dem Film der Kategorie Trash seine Freude haben. Aber investiert nicht zu viel in die politische Message, die hier eingeflossen ist.

.FAZIT.

Dezente Satire, die sich manchmal zu ernst nimmt, aber dann wieder zu seicht ist. Es fehlt American Carnage an einer klaren Linie. Der selbstgewählte Disput zwischen kritischen Gesellschaftskommentar und Horrorkomödie erweist sich als nicht ausbalanciert. Konzentriert man sich aber weniger auf das politische Statement und mehr auf eine kurzweilige Gruselgeschichte mit ordentlich Humor, so hat man durchaus seine Freude mit dem Film. Erwartet nicht zu viel, dann werdet ihr nicht enttäuscht. Und Jenna Ortega spielt mit, ich geh mit dem Hype, denn das wird mal eine ganz Große!



OriginaltitelAmerican Carnage
Produktionsland/-jahrUSA 2022
Laufzeit101 min
GenreHorror, Komödie
RegieDiego Hallivis
DrehbuchDiego Hallivis, Julio Hallivis
KameraUnax Mendia
Kino
Home Entertainment5. Mai 2023
VerleihTiberius Film