Nach Hereditary – Das Vermächtnis und Midsommar legt der visionäre Ausnahmeregisseur Ari Aster mit BEAU IS AFRAID ein herausragendes und wegweisendes filmisches Meisterwerk nach. Und einmal mehr beweist auch Joaquin Phoenix sein einzigartiges Talent als Charakterdarsteller.
.INHALT.
Beau (Joaquin Phoenix) ist erfolgreicher Unternehmer und leidet zugleich an einer schweren Paranoia, die nicht zuletzt sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit seiner komplizierten Beziehung zu seiner mittlerweile nicht mehr lebenden Mutter steht. Dass er seinen Vater nie kennenlernte, ist der Stabilität seiner Psyche auch nicht unbedingt zuträglich. Zwar sucht sich Beau Hilfe bei einem Therapeuten, der ihm auch ein paar vermeintlich heilbringende Medikamente gegen seine Paranoia verschreibt. Aber so richtig ändert sich an seiner Situation nichts. Ganz im Gegenteil: Während Beau in die alte Heimat reist und währenddessen immer mehr den Verstand zu verlieren scheint, bricht um ihn herum die Realität zusammen. Er wird in eine Welt irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit geworfen, in der er nicht nur mit seinem jüngeren Ich konfrontiert wird, sondern sich auch seiner Person im hohen Alter stellen muss…
.KRITIK.
Ari Aster hat mit seinem neuesten Werk BEAU IS AFRAID erneut bewiesen, dass er zu den aufregendsten und furchtlosesten Regisseuren unserer Zeit gehört. Der Film ist eine verstörende und tiefgründige Erforschung der menschlichen Psyche und der Ängste, die uns mitunter quälen. Mit seinem markanten visuellen Stil, einer beeindruckenden Darstellerleistung und einer komplexen Erzählstruktur hinterlässt der Film einen nachhaltigen Eindruck.
Die Geschichte von Beau is afraid folgt dem gleichnamigen Protagonisten Beau, der von Angststörungen geplagt wird. Aster nutzt geschickt den metaphorischen Raum, um Beaus Ängste zu visualisieren und zu personifizieren. Diese metaphorische Ebene des Films erzeugt eine bedrückende und unheimliche Atmosphäre, die den Zuschauer tief in Beaus Psyche eintauchen lässt. Die Verbindung zwischen Realität und Halluzinationen beziehungsweise Wahnbildungen ist fließend, und Aster verwischt geschickt die Grenzen zwischen dem, was wirklich ist und was Beau sich einbildet. Für mich entstand an dieser Stelle auch der Eindruck eines Vergnügungsparks ohne tatsächliches Vergnügen. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle gepaart mit einer schwindelerregenden Höhe und der Sturz in die tiefste Tiefe. So ist der Spagat aus Erschrecken, Erwachen und Belächeln riesig.
Aster ist eine beeindruckende Gestaltung seines Films gelungen. Er bedient sich einer Vielzahl von Bildkompositionen, Licht- und Farbgebung sowie beeindruckenden Kamerabewegungen, um eine verstörende und beunruhigende Welt zu erschaffen. Die Bildsprache des Films unterstützt die Erzählung und verstärkt die Intensität der Ängste, mit denen Beau sich konfrontiert sieht. Die Verwendung von starken Kontrasten und unheimlichen Motiven verstärkt die Atmosphäre der Beklemmung und Verwirrung.
Joaquin Phoenix ist ebenfalls herausragend. Der Hauptdarsteller verkörpert die Zerrissenheit und Verwundbarkeit von Beau auf eine beeindruckende Weise. Seine Darstellung der Angst ist authentisch und berührend. Oft erinnert sie dabei an Arthur Fleck in Joker. Es wirkt irgendwie vertraut und auch da war es eine ausgeprägte Psychose. Die Nebendarsteller liefern ebenfalls überzeugende Leistungen und tragen zur Glaubwürdigkeit der Geschichte bei.
Trotz seiner vielen Stärken ist Beau is afraid sicherlich kein Film für jedermann. Die dargestellten Ängste und die verstörende Atmosphäre können für manche Zuschauer zu intensiv sein. Der Film stellt auch keine klaren Antworten oder Lösungen für die Ängste dar, sondern lässt den Zuschauer mit vielen Fragen und Interpretationen zurück. Doch obwohl die Umstände dramatisch und erschreckend sind, schließlich ist der Horror vorhanden, erleben wir auch eine Vielzahl komödiantische Augenblicke. So kann man sagen, Aster bricht aus gewohnte Muster aus und erzählt hier eine Horrorkomödie, die es in dieser Art noch nicht gab. Wahrlich ein weiteres Meisterwerk aus seiner Feder.
.FAZIT.
Ein kühnes und furchtloses Werk, das die Ängste der menschlichen Psyche auf provokative und verstörende Weise erkundet. Ari Asters Beau is afraid strotzt nur so vor visueller Brillanz und inhaltlichen Aha-Effekten. Der Film ist aber Herausforderung für jeden Zuschauer, der sich damit auseinandersetzt. Drei Stunden sich diesem Gestrüpp aus Wahn, Freude und Ängsten hinzugeben bedarf viel Konzentration. Aber dieses Investment lohnt sich, denn man bekommt mal wieder großartiges Kino serviert.
Originaltitel | Beau is afraid |
Produktionsland/-jahr | USA, Großbritannien, Finnland 2023 |
Laufzeit | 179 min |
Genre | Drama, Horror, Komödie |
Regie | Ari Aster |
Drehbuch | Ari Aster |
Kamera | Pawel Pogorzelski |
Kino | 11. Mai 2023 |
Home Entertainment | – |
Verleih | LEONINE Studios |
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