THE UNSEEN | Ein mitreißendes Katz-und-Maus-Spiel in unsichtbarer Mission

Intensiver Genre-Mix aus Science-Fiction und Body-Horror mit atemberaubenden Special Effects: THE UNSEEN ist wohl der transparenteste Film des Jahres.

.INHALT.

Bob (Aden Young) kehrt nach vielen Jahren zu seiner Familie zurück, um sich mit seiner Tochter Eva (Julia Sarah Stone) zu versöhnen. Als diese entführt wird, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn durch eine mysteriöse Krankheit löst sich Bobs Körper immer weiter auf. Wird er es schaffen, seine Tochter zu retten, bevor er vollkommen unsichtbar ist?

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.KRITIK.

Nach all den Jahren findet THE UNSEEN doch den Weg nach Deutschland – zum Glück. Ein völlig unterbewerteter Film, der viel bereithält.

Angesichts des Titels des Films und Cover-Artworks ist es kein Zufall, dass das Geheimnis unseres Protagonisten Bob darin besteht, dass er langsam unsichtbar wird. Aber damit sind die Vergleiche mit Filmen wie Hollow Man und The Invisible Man auch schon vorbei. Tatsächlich ist die “Verflüchtigung” von Bob eher als eine Krankheit oder ein Fluch dargestellt – anstatt eines Geschenks. Und wäre das nicht auch noch genug, wird seine Tochter entführt. Somit hat Bob gleich mit zwei erheblichen Problemen zu kämpfen und wo wir gerade Vergleiche ziehen: 96 Hours – Taken haben wir hier auch noch mit drin. Denn Entführung, Befreiung und Rache sind hier neben dem allgemeinen Überlebenstrieb die größten Motive des Films beziehungsweise von Bob.

The Unseen liefert aber im Gegensatz zu seinen Genrevertretern einen anderen, familiären Blick. Einen derartigen Blickwinkel habe ich zuvor auch noch nicht gesehen. Zumindest ist es schon eine ganze Weile her, ich könnte jetzt auch kein adäquates Beispiel nennen. Also was ein Einzelgänger.

Es braucht auch eine Weile, bis wir verstehen, dass Bob hier nicht der Antagonist (“der Bösewicht”) ist. Er hat viel falsch gemacht, doch wird er auf brutalste Weise bestraft. Geläutert und darauf besonnen, Fehler der Vergangenheit wieder gut zu machen und gegen die eigene Auflösung zu kämpfen, ist The Unseen unfassbar intensiv. Bob mutiert zum Helden und stellt damit schon seine Vergleichsfilme, die wir zu Beginn herangezogen haben, auf den Kopf. Denn hier ist die Darstellung des Hauptfigur eine deutlich positivere – trotz des Leids, welches wir durch sie erfahren.

Gekonnt verbindet Regisseur Geoff Redknap gängige Genres und mischt hier ein paar frische Zutaten unter das altbewährte Rezept. The Unseen ist auch kein Exploitationfilm und konzentriert sich vielmehr auf ein zentrales Mysterium und Familiendrama. Aber auch Grusel- und Actionfans kommen voll auf ihre Kosten. Und die Special Effects sind das Nonplusultra. Hier sehen wir uns also mit Extremen konfrontiert. Ein wilder Genre-Mix gepaart mit Familiengeschichte und einem Hauch von “Erlösung” sind hier gut ausbalanciert. Schauspielerisch hat mich das nicht immer vollends abgeholt, aber dennoch bleibt hier ein absoluter “Daumen hoch” nach dem Ende.

.FAZIT.

Für mich fast schon der größte Kritikpunkt: warum lässt man dem Film an sich nicht das Geheimnis, was Bob umgibt? Warum wird hier schon beim Inhalt oder des Artworks derart offensiv damit umgegangen? Es hätte dem Film noch mehr gebracht, wenn hier die Auflösung – im wahrsten Sinne des Wortes – mit der Erzählung erfolgt wäre. Somit wäre der Film in sich noch spannender und kurzweiliger. So geht man mit einem Wissensvorsprung in den Film und wird seltener überrascht. Aber nichtsdestotrotz ist der Film optisch und inhaltlich sehr gut inszeniert. Gibt ihm definitiv eine Chance, denn sowas sieht man nicht jeden Tag.



OriginaltitelThe Unseen
Produktionsland/-jahrKanada 2016
Laufzeit105 min
GenreAction, Drama, Horror
RegieGeoff Redknap
DrehbuchGeoff Redknap
KameraStephen Maier
Kino
Home Entertainment16. Juni 2023
VerleihBusch Media Group