NO HARD FEELINGS | Es hat Zo… eh Boom gemacht

In NO HARD FEELINGS kehrt Jennifer Lawrence mit einer Mission zurück auf die Kinoleinwand. Sie muss als notorischer Pleitegeier einen 19-Jährigen zum Mann machen, sonst verliert sie alles.

.INHALT.

Maddie (Jennifer Lawrence) glaubt, endlich die Lösung für ihre Geldprobleme gefunden zu haben, als sie ein faszinierendes Jobangebot entdeckt: Wohlhabende Helikopter-Eltern suchen für ihren introvertierten, 19-jährigen Sprössling Percy (Andrew Feldman) eine Frau, die ihn „datet“, ehe er daheim auszieht, um aufs College zu gehen. Zu ihrer großen Überraschung muss Maddie jedoch feststellen, dass sie den unbeholfenen Percy nicht so schnell um den kleinen Finger wickeln kann wie gedacht. Dabei rennt ihr die Zeit davon. Sie hat einen Sommer lang, um Percy zum Mann zu machen. Sonst verliert sie alles.

© Sony Pictures Germany

.KRITIK.

Percy hat ein Problem und Maddie soll das relativ schnell lösen. Kurz vor seinem Eintritt ins Elite-College hat der Teenager nicht sonderlich viel Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht vorzuweisen. Ein Spätzünder – würden manche sagen. Bislang hat sich Percy daran nicht sonderlich gestört, doch die Helikopter-Eltern sehen darin einen Grund zu handeln. Also irgendwo zwischen Besorgnis und Druck soll es nun eine zurückkehrende Jennifer Lawrence und eine weitere Riege an sehr talentierte Schauspielern in dieser mittelschweren Komödie von Regisseur Gene Stupnitsky lösen.

Jennifer Lawrence, nach einer Auszeit wieder vor der Kamera, spielt hier eine selbstbewusste und leicht exzentrische Uber-Fahrerin namens Maddie, die kurz vor dem finanziellen Ruin steht. Nachdem ihr Auto kürzlich gepfändet wurde, geht Maddie aus Verzweiflung auf einen ungewöhnlichen Deal ein, schließlich winkt eine ordentliche Entschädigung, die alles verändern könnte. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf und Maddie nimmt die Arbeit auf. Mission: Percy zu einem Mann machen. Und das wäre es dann auch eigentlich schon. Doch NO HARD FEELINGS – so durchwachsen wie es von Kritikern und Kinogängern aufgenommen wurde – hat mir des Öfteren einen Lacher geraubt. Vergleiche mit Judd Apatows bahnbrechende Filme werden sicht- und spürbar. In den letzten zwanzig Jahren hat Apatow wie kein anderer Regisseur gebrochene, aber starke und unglaublich lustige weibliche Charaktere auf die Leinwand gebracht. Denken wir an die großartige Amy Schumer in Dating Queen oder an die unvergesslichen Frauenfiguren in Brautalarm. Ohne Apatow wäre No Hard Feelings in der Form gar nicht denkbar. Er hat eine Tür für Grenzthemen geöffnet. Sei es Bodyshaming, die Liebe an sich oder wann ist ein Mann ein Mann – wie in diesem Fall. Starke Figuren ist auch das Stichwort, um auf Jennifer Lawrence zu sprechen zu kommen.

Die Fraue ist eine Granate. Eine Erscheinung. Sie vereint Talent und Sexappeal wie keine zweite. So präsentiert sich die Oscar-Gewinnerin gerne auch mal nackt ohne Schnickschnack oder scheut sich neben tiefgründigen Charakterdarstellungen auch mal die hohle Nuss zu verkörpern. Vielschichtig hat sie uns in den letzten Jahren begleitet. Einige dürften sich aber an Lawrence Darstellung nicht wirklich erfreuen. Während manch einer damit leben kann, so überrascht es, dass sie sich ausgerechnet hier nach einer Auszeit wieder zeigt. Wohl scheint es aber eher wieder der lockere Einstieg ins Business zu sein. So würde ich das bewerten. Aber das soll gar nicht schlecht klingen, denn diese Frau macht unglaublich viel Spaß.

Sie durchbricht einige Stereotype im US-Mainstream-Kino in Bezug auf Geschlechterrollen. Was Jennifer Lawrence definitiv beherrscht, ist es, einer Figur wie Maddie mehr Tiefe zu verleihen, als das zunächst wenig originelle Drehbuch vermuten lässt. Und das hat schon viel zu heißen. Denn inhaltlich ist der Film keine Wucht. Erst durch die Darsteller, gerade das Wechselspiel zwischen Jennifer Lawrence und Andrew Feldman macht Laune, fängt der Film an zu leben. Und wie cool ist auch der Auftritt von Matthew Broderick. Pluspunkt!

Tja, was bleibt zu sagen? No Hard Feelings ist eine erfrischende Komödie mit einem Hauch von Melancholie. Sie bietet eine gelungene Mischung aus Humor und emotionalem Tiefgang, während sie die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens erkundet. Die Chemie zwischen den Schauspielern ist spürbar, insbesondere Jennifer Lawrence und Matthew Broderick bringen ihre Charaktere mit viel Charme und Überzeugungskraft zum Leben.

Der Film schafft es, sich nicht gänzlich gängigen Klischees zu verschreiben, doch wirklich besser wird es inhaltlich dennoch nicht. Das Drehbuch ist der Knackpunkt, hier hätte es gerne mehr Finesse sein dürfen. Der Film mag vielleicht nicht perfekt sein, aber er hat definitiv seinen eigenen Charme. Es ist eine Komödie, die uns zum Lachen bringt und gleichzeitig dazu anregt, über das Leben und unsere Beziehungen nachzudenken. Schließlich wird hier auch recht offensiv die Altersfrage gestellt.

.FAZIT.

Insgesamt bietet No Hard Feelings eine unterhaltsame und erfrischende Kinowoche. Jennifer Lawrence und Matthew Broderick brillieren in ihren Rollen und verleihen dem Film eine besondere Note. Die Mischung aus Humor, Melancholie und der Botschaft von Selbstfindung macht den Film zu einem lohnenswerten Erlebnis. Also schnapp dir eine Tüte Popcorn und lass dich von dieser charmanten Komödie überraschen.



OriginaltitelNo Hard Feelings
Produktionsland/-jahrUSA 2023
Laufzeit141 min
GenreAbenteuer, Drama, Fantasy
RegieGene Stupnitsky
DrehbuchGene Stupnitsky, John Phillips
KameraEigil Bryld
Kino22. Juni 2023
Home Entertainment
VerleihSony Pictures Germany