[Special] DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER | Vom Buch bis zur Leinwand: Draculas Einfluss im Wandel der Zeit

Von Bram Stokers ersten Buchseiten bis DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER: filmspleen taucht ein in die düstere Welt des wohl populärsten Grafen. Von einer nuancierten Gruselgestalt zum Hollywood-Superstar begleiten wir Dracula auf eine spannende Reise quer durch die Jahrzehnte und wie unterschiedliche Einflüsse ihn dazu zwangen, sich anzupassen.


.DIE GEBURT EINES MYTHOS.

Die Figur des Grafen Dracula, ein Blutsauger aus Transsilvanien, hat über die Jahrhunderte hinweg die Welt der Literatur und des Films tief beeinflusst. Die Wurzeln dieses faszinierenden Mythos reichen zurück bis ins 19. Jahrhundert, als der irische Schriftsteller Bram Stoker seinen berühmten Roman “Dracula” veröffentlichte. Dieses Werk sollte die Grundlage für unzählige Interpretationen und Adaptionen bilden, die sowohl in der Literatur als auch im Film bis heute zu finden sind.


.DIE SCHAFFUNG EINER (GRUSEL-)IKONE.

Bram Stokers Roman “Dracula”, der erstmals 1897 veröffentlicht wurde, etablierte viele der klassischen Elemente, die wir heute mit Vampiren assoziieren. Die düstere Atmosphäre von Transsilvanien, der mysteriöse Graf selbst, der von seinem Schloss in die moderne Welt Londons reist, und die Idee des Blutsaugens prägten das Bild des Vampirs über Generationen von Lesern. Stokers Werk wurde zum Wegbereiter für eine ganze Reihe von Vampirgeschichten, die in den folgenden Jahrzehnten veröffentlicht werden sollten.


.VOM BUCH ZUM FILM.

Bereits in den frühen Tagen des Films wurde Stokers Werk auf der Leinwand adaptiert, wobei der Stummfilm Nosferatu (1922) von F.W. Murnau zu den bekanntesten Verfilmungen gehört. Dieser Film beeinflusste maßgeblich das visuelle Erscheinungsbild von Vampiren, insbesondere das berühmte Bild des bleichen, langohrigen Grafen.

Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Dracula-Verfilmungen produziert, darunter die ikonische Darstellung von Bela Lugosi in der Universal-Filmreihe der 1930er Jahre und die Hammer-Filme der 1950er bis 1970er Jahre mit Christopher Lee als Graf Dracula. Auch wenn die Düsternis die Figur noch immer in Faszination hüllte, so unternahm Regisseur Roman Polanski als erster den Versuch, Vampire im Allgemeinen einen Hauch von Glamour zu verleihen. Er widmete sich nicht nur einer Figur, er machte Dracula zu einen von vielen und ergänzte den vorherrschenden Mythos durch humorvolle Elemente. Ein Wagnis, dass bis heute Weltruhm genießt. Nicht zuletzt auch durch die Adaption zum erfolgreichen Musical.

Doch Dracula und seine blutdurstigen Gefolgsleute sollten jedoch zunehmend an Schauwert verlieren. Zombies, Aliens und das Blockbuster-Kino der 80er-Jahre zog nun eine neue Zuschauerschaft ins Kino. Die Budgets wurden immer größer und Effekte immer besser. Man hatte neue Möglichkeiten, auch inhaltlich andere Geschichten zu erzählen. Auch wenn es Dracula und Vampire vereinzelt noch auf die Leinwand schafften, so haben sie längst ihren Zenit erreicht.

Erst mit der Twilight-Saga von Stephanie Meyer bekam Vampirismus im Film wieder die Aufmerksamkeit. Dabei profitierte das Revival der Blutsauger vor allem vom Hype, den die meisten Teeniefilme und Buchverfilmung mit sich brachten: Herzschmerz, Romantik und ganz viel Liebe. Diese Aspekte in die Vampirgeschichte einzupflegen, widersprach zwar der klassischen Charakterzeichnung, allerdings wollte eine neue Generation an Lesern und Kinobesuchern, die schillernde Seite des Vampirdaseins sehen. Horror war out und man überließ diesen anderen Mythen und Legenden.


.EIN (FAST) VERGESSENES DETAIL DER DRACULA-ERZÄHLUNG.

DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER erzählt einen Aspekt von Stokers Roman, der oft übersehen wird: die Reise des Grafen Dracula mit dem Schiffsfrachter Demeter von Transsilvanien nach England.

Bei dem Transport einer ungewöhnlichen Fracht von den Karpaten nach London wird die Besatzung des Handelsschiffes Demeter von einer so mysteriösen wie grauenvollen Präsenz an Bord heimgesucht. Schon kurz nach Beginn der gefährlichen Reise ereilen überaus ungewöhnliche Ereignisse die Besatzung der Demeter. Die Tiere an Bord werden grausam dahingerafft und kurz darauf verschwinden erste Crewmitglieder scheinbar spurlos. Als der Schoner schließlich die Küste Englands erreicht, ist er nur noch ein marodes und siechendes Wrack. Von der Mannschaft fehlt jede Spur …

Der Film erforscht die unheilvolle Reise des Schiffs und die mysteriösen Ereignisse, die sich an Bord abspielen, während Dracula im Schutze der Dunkelheit seinen Blutdurst an der ahnungslosen und verängstigten Besatzung stillt. Dieser Ansatz eröffnet ein neues Kapitel in der Dracula-Erzählung, indem er den Fokus auf die Schrecken legt, die sich während der Überfahrt ereignen, und somit eine bisher unerzählte Facette des Mythos beleuchtet. War es vorher der Besuch in seiner transsilvanischen Heimat oder der Aufenthalt außerhalb dieser, so ist es der Aufbruch von Dracula in eine neue Welt des Terrors.


Von der ursprünglichen Romanen bis zu modernen Adaptionen, wie das neuste Werk Die letzte Fahrt der Demeter, bleibt der Vampirgraf Dracula eine fesselnde Figur, die Generationen von Lesern und Zuschauern in ihren Bann gezogen hat und noch immer zieht. Die Kombination aus literarischer Tiefe, visueller Ikonographie und ständiger Weiterentwicklung hat dafür gesorgt, dass Dracula auch weiterhin eine der faszinierendsten und vielschichtigsten Gestalten in der Welt der Fiktion bleibt.



OriginaltitelThe Last Voyage of the Demeter
Produktionsland/-jahrUSA, Großbritannien, Italien, Malta, Deutschland 2023
Laufzeit118 min
GenreHorror
RegieAndré Øvredal
DrehbuchBragi F. Schut, Zak Olkewicz, Bram Stoker (Buch)
KameraRoman Osin, Tom Stern
Kino17. August 2023
Home Entertainment
VerleihUniversal Pictures International Germany