Ein heißer Sommer. Vier Jungs in den Hochhausschluchten Berlins. Eine dumme Idee. Mit SONNE UND BETON kommt die kompromisslose Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Comedian und „Gemischtes Hack“-Podcaster Felix Lobrecht ins Heimkino.
.INHALT.
Berlin-Gropiusstadt im Rekordsommer 2003. In den Parks stinkt es nach Hundescheiße, überall Scherben, in den Ecken stehen Dealer. Wer hier lebt, ist Gangster oder Opfer. Lukas (Levy Rico Arcos), Gino (Rafael Luis Klein-Heßling) und Julius (Vincent Wiemer) sind solche Opfer. Kein Geld fürs Schwimmbad, kein Glück in der Liebe und nur Stress zu Hause. Als sie im Park Gras kaufen wollen, geraten sie zwischen rivalisierende Dealer. Die verprügeln Lukas und wollen 500 Euro Schutzgeld. Wie soll Lukas das Geld auftreiben? Sein neuer Klassenkamerad Sanchez (Aaron Maldonado-Morales) hat eine Idee: Einfach in die Schule einbrechen, die neuen Computer aus dem Lager schleppen und verkaufen. Dann sind sie alle Geldsorgen los. Der Plan gelingt. Fast.
.KRITIK.
Felix Lobrecht. Podcaster. Aber vor allem Comedian, der sich den Mund nicht verbieten lässt. Alle kennen ihn als Entertainer, der abends vor Tausenden von Gott und Ghetto redet. Doch es gibt einen Anfang. Einen Ursprung, der Felix zu dem gemacht hat, der er heute ist. Er hat sich nie entmutigen lassen und sich fest an eine bessere Welt außerhalb der Berliner Gropiusstadt geklammert. Er hat ein Buch über seine schwerste Zeit geschrieben. Von jugendlichen Träumen und urbanen Realitäten. Ein Bestseller. Wenig überraschend also, dass das Buch den Weg zum Film geschafft hat. Eigentlich sind Buchverfilmungen egal ob sie in Hollywood oder eben in Deutschland geschehen, ein Glücksspiel. Man kann vieles richtig, aber auch vieles falsch machen. Doch nicht so bei SONNE UND BETON.
Sonne und Beton ist die Verfilmung geworden, die nicht nur das Buch toll widerspiegelt, es ist ein Mentalitätsmonster. Denn der deutsche Film ist und bleibt eintönig und wenig mutig. Daher tut diese Kraft, die der Film von David Wnendt mit sich bringt, so gut und ist ein Hoffnungsschimmer. Der Film fängt die authentischen Erfahrungen von Jugendlichen in einer herausfordernden Umgebung auf eindringliche Weise ein. Er beleuchtet eben das Leben von Lukas, Gino und Julius, die in der Berliner Gropiusstadt aufwachsen, einem Ort, der von Problemen wie Kriminalität, Armut und fehlenden Perspektiven geprägt ist.
Der Film beginnt im Rekordsommer 2003 und präsentiert von Anfang an eine Atmosphäre der Härte und Hoffnungslosigkeit. Die stinkenden Parks, Drogen und Dealer und die allgegenwärtigen Probleme erzeugen eine beklemmende Stimmung, in der die Protagonisten gefangen sind. Die jungen Schauspieler, darunter Levy Rico Arcos, Rafael Luis Klein-Heßling, Vincent Wiemer und Aaron Maldonado-Morales, verleihen den Charakteren eine beeindruckende Tiefe, wodurch die Zuschauer sich unmittelbar mit ihren Sorgen und Herausforderungen identifizieren können.
Die Themen, mit denen sich die Jugendlichen auseinandersetzen müssen – mangelnde Perspektiven, finanzielle Schwierigkeiten, familiäre Belastungen und der Versuch, in einer rauen Umgebung einen Platz zu finden – werden mit großer Sensibilität und Einfühlungsvermögen behandelt. Auch wenn dies bekannte Versatzstücke sind, so ist der Film andersartig in seinem Bild. Der Film schafft es, diese Probleme in einer Art und Weise darzustellen, die weder melodramatisch noch oberflächlich wirken. Stattdessen taucht er tief in die Gedanken- und Gefühlswelt der Charaktere ein, ohne dabei die Hoffnung und den Humor aus den Augen zu verlieren. Dies braucht es auch. Diese wohltemperierten Verschnaufpausen, die uns auch mal ein Schmunzeln und gar Lachen rauben, sind wichtig.
Die Handlung, in der die Protagonisten versuchen, Geld für ein besseres Leben aufzutreiben, indem sie auf fragwürdige Weise in die Schule einbrechen, erzeugt Spannung und stellt eine moralische Zwickmühle dar. Die Entscheidungen, die sie treffen, sind nicht immer einfach, und der Film dringt in die Nuancen dieser Dilemmata ein, was ihn noch facettenreicher macht.
Die gelungene Inszenierung von Sonne und Beton zeigt die Regiekompetenz von Wnendt, die die Realitäten dieser Jugendlichen zum einen respektiert und andererseits eine packende Erzählung schafft. Der Film berührt und regt zum Nachdenken an. Er hinterlässt einen starken Eindruck über die Kämpfe und Träume junger Menschen, die in schwierigen Verhältnissen aufwachsen. Denn das hier ist nicht nur ein Film, diese Umstände passieren überall in Deutschland – noch immer. Ein Aufwecken, hart und rau, aber auch mit diesem Schimmer der Versöhnung ausgestattet, macht der Film in Gänze Spaß. Spaß ist aber eher ein funktionaler Begriff. Der Film unterhält. Er schockiert, weiß aber auch mit seinem humorvollen Momenten Oasen der Ruhe zu schaffen. Ein starkes Stück, gerade für mich als so heimatverbundenen Berliner.
.FAZIT.
Sonne und Beton eine aufrichtige, mutige und positiv aufgenommene Darstellung der Herausforderungen, mit denen Jugendliche in schwierigen Milieus konfrontiert sind. Mit einer eindringlichen Handlung, überzeugenden schauspielerischen Leistungen und einer differenzierten Behandlung von Themen wie Perspektive, Chancen und Hindernissen, bietet der Film einen Blick in eine Welt, die oft übersehen wird. Ein Muss für Cineasten, die nach Filmen suchen, die realistische Geschichten mit Empathie und Tiefgang erzählen.
Originaltitel | Sonne und Beton |
Produktionsland/-jahr | Deutschland 2023 |
Laufzeit | 119 min |
Genre | Krimi, Coming-of-Age, Jugenddrama |
Regie | David Wnendt |
Drehbuch | David Wnendt, Felix Lobrecht (Buch) |
Kamera | Jieun Yi |
Kino | 2. März 2023 |
Home Entertainment | 17. August 2023 |
Verleih | Constantin Film |
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