TAXI DRIVER | Eine nächtliche Fahrt durch die menschliche Psyche

Martin Scorseses Meisterwerk TAXI DRIVER aus dem Jahr 1976 hat sich längst seinen Platz in der Filmgeschichte gesichert und wird nach über vier Jahrzehnten immer noch als einer der wichtigsten und einflussreichsten Filme des Kinos gefeiert. Die ikonische Darstellung von Robert De Niro als Travis Bickle ist ein Meilenstein der Schauspielkunst und eine brillante Studie über die Abgründe der menschlichen Psyche. Gemeinsam erkunden wir seine tiefgreifende Wirkung und die zeitlose Relevanz des Films.

.INHALT.

Der aus dem Vietnamkrieg heimgekehrte Soldat Travis Bickle (Robert De Niro) lebt zurückgezogen in einem schäbigen Apartment. Seine Vergangenheit lässt ihn nachts nicht schlafen. Um halbwegs über die Runden zu kommen und seinen Schlafstörungen entgegenzuwirken, nimmt er eine Anstellung als Taxifahrer an. Bei seinen darauffolgenden Nachtfahrten lernt er das ganze Elend, die Verkommenheit und die Gewalt in der Stadt auf eindringliche Weise kennen. Seine Fahrgäste benehmen sich daneben, erzählen ihm dunkle Absichten und sind ein Spiegel des Schattens einer pulsierenden Metropole.

Zusehends begreift der ursprünglich vom Land stammende Bickle die aus dem Rahmen staatlicher Ordnung fallende Großstadt als Ursache seiner eigenen Desorientierung und Entfremdung. Eines Tages lernt er die hübsche Betsy (Cybill Shepherd) kennen, die als Wahlkampfhelferin für den Senator und Präsidentschaftskandidaten Charles Palantine (Leonard Harris) arbeitet. Travis Bickle sucht den Kontakt zu der jungen Frau und auch zum politischen Programm von Palantines Partei. Nachdem die eingangs vielversprechende Annäherung des einfachen Mannes an die Akademikerin Betsy mit dem Besuch eines Pornokinos jäh gescheitert ist, gerät Bickle zusehends in Situationen, die seinen Hass auf den menschlichen „Abschaum“ in den Straßen von New York mehr und mehr anfachen. Als er vergebens versucht, die 14-jährigen Prostituierte Iris (Jodie Foster) zu bekehren und sie aus dem kriminellen Sog zu ziehen, beschließt Bickle mit der Unterstützung von Schwarzmarkthändlers Andy (Steven Prince) auf eigene Faust, die Stadt und sich selbst “zu säubern”.

©️ Sony Pictures Home Entertainment

.KRITIK.

TAXI DRIVER erzählt die Geschichte von Travis Bickle, einem isolierten Vietnamkriegsveteranen, der in der nächtlichen Unterwelt von New York City als Taxifahrer arbeitet. Bickle ist ein Mann der Worte und Gedanken, die er in seinem Tagebuch festhält. Seine innere Monologe werden zum Herzstück des Films und ermöglichen es dem Publikum, tief in seine Gedankenwelt einzutauchen. De Niros Darstellung verleiht Bickle eine unheimliche Intensität und erweckt den Eindruck, dass sich unter der scheinbar normalen Fassade ein brodelnder Vulkan aus Wut, Hass und Frustration verbirgt.

Regisseur Martin Scorsese spielt geschickt mit der Frage nach der Realität und der Wahrnehmung. Die Straßen von New York City werden zu einem düsteren Labyrinth, das von korrupten Polizisten, zwielichtigen Gestalten und verlorenen Seelen bevölkert ist. Die Kameraarbeit von Michael Chapman fängt die bedrohliche Atmosphäre der Stadt perfekt ein und vermittelt dem Zuschauer das Gefühl, selbst in dieser albtraumhaften Welt gefangen zu sein. Die berühmte Szene, in der Bickle vor einem Spiegel steht und…


“You talkin’ to me?”


… murmelt, zeigt die Zerrissenheit seiner Persönlichkeit und die zunehmende Entfremdung von der Realität. Seine imaginären “Kontrahenten” verdeutlichen darüber hinaus auch, wie einsam und sozial isoliert Bickle ist. Er ist ein Mann ohne Bindungen, ohne Freunde und ohne echte Verbindung zur Welt um ihn herum. Seine einzige Verbindung besteht darin, die dunkelsten Ecken der Stadt bei Nacht zu durchstreifen. Dieser Aspekt des Films spricht eine zeitlose Wahrheit an: die Tatsache, dass die moderne Gesellschaft oft Menschen wie Travis Bickle hervorbringt, die in der Anonymität der Großstadt verloren gehen. Einer unter vielen!

Bickles Verachtung für die Verbrechen und das Elend, dass er auf den Straßen sieht, führt zu einer explosiven Gewalttat, die das Publikum schockiert und erschüttert zurücklässt. Der Film fordert uns auf, die dunkelsten Abgründe der menschlichen Psyche zu erkunden und fragt, ob Gewalt jemals eine Antwort auf die Probleme der Gesellschaft sein kann. Taxi Driver ist ein zeitloser Kommentar zur Gewalt und zur menschlichen Natur.

Die Filmmusik von Bernard Herrmann verstärkt diese unheilvolle Stimmung des Films und trägt zur Schaffung einer düsteren, beklemmenden Atmosphäre bei. Sie unterstreicht die zunehmende Spannung und Verzweiflung von Bickle und verstärkt seine innere Zerrissenheit. Kombiniert mit den flackernden Lichtern der Großstadt entsteht so eine Rausch, den man sich nur sehr schwer entziehen kann.

.FAZIT.

Taxi Driver ist nicht nur ein Film, der Geschichte geschrieben hat. Er ist zweifellos ein kulturelles Artefakt, mit der Scorsese die Menschheit dazu zwingt, sich mit den dunklen Seiten unserer Existenz auseinanderzusetzen. Die Brillanz von Martin Scorsese, die intensive Darstellung von Robert De Niro und die zeitlose Relevanz der Themen machen diesen Film zu einem wahren Meisterwerk. Es ist ein Film entstanden, der auch nach über vier Jahrzehnten nichts von seiner emotionalen Wirkung und seiner provokativen Kraft eingebüßt hat. Taxi Driver wird immer einen Platz in den Annalen der Filmgeschichte haben und bleibt ein eindringliches Porträt der Dunkelheit, die in uns allen lauert.



OriginaltitelTaxi Driver
Produktionsland/-jahrUSA 1976
Laufzeit114 min
GenreKrimi, Drama
RegieMartin Scorsese
DrehbuchPaul Schrader
KameraMichael Chapman
Kino7. Oktober 1976 (Westdeutschland)
Home Entertainment5. Mai 2011 (erstmals auf Blu-ray und DVD)
VerleihSony Pictures Home Entertainment