GetCarter

JACK RECHNET AB | Er gehört zum LEGENDären Kreis der “hardboiled gangster”

Über allem wütet der brachial-gute Michael Caine, die sagenhafte Filmmusik von Michael Budd, die akkurate Regie von Mike Hodges und dieses abartig gute, weitläufige Finale, das den Kern des Films ohne Firlefanz, kurz und bündig auf den Punkt bringt: JACK RECHNET AB ist der Inbegriff des Gangsterfilms und britisches Kronjuwel der Queen. 

Get Carter

© Warner Home Video

Inhalt

Bei einem Diaabend der Brüder Gerald (Terence Rigby) und Sid Fletcher (John Bindon), der auch Geralds Frau Anna (Britt Ekland) beiwohnt, werden obszöne Fotos gezeigt. Mit im Raum und wie Anna von der Darbietung abgestoßen ist Jack Carter (Michael Caine), der lieber dem Whisky zuspricht. Gerald Fletcher rät Carter davon ab, zur Beerdigung seines Bruders Frank nach Newcastle zu reisen und als jemand im Dienst der Londoner Brüder in bestimmten Kreisen ungern gesehen zu werden. Aber Jack Carter lässt sich nicht beirren. Er steigt in den nächsten Zug, vertieft sich in die Lektüre von Raymond Chandlers Farewell, My Lovely und tritt die Reise in seine Heimatstadt Newcastle an. Dort geht er in einen Pub und erhält einen Anruf von Franks Geliebter Margaret (Dorothy White), die er hier zu treffen dachte, die aber nicht erscheint. Carter begibt sich in Franks Wohnung, wo jener mit seiner Tochter Doreen (Petra Markham) lebte, einem Teenager. Aber es ist niemand zu Haus. Frank, der mit seinem Wagen angeblich betrunken in die Tyne fuhr, liegt aufgebahrt im Wohnzimmer. Auf dem Schrank im Schlafzimmer findet sich eine Schrotflinte nebst Munition; vor dem Haus fährt ein Land Rover die Straße hinunter, ein Mann späht aus dem Seitenfenster. Jack Carter mietet bei Edna Garfoot (Rosemarie Dunham) in deren Absteige Las Vegas ein Zimmer für zwei Nächte. Bei der Beerdigung am nächsten Morgen finden sich außer ihm und Doreen nur noch die Freunde Keith (Alun Armstrong) und Eddie (Godfrey Quigley) ein, von denen Jack Carter näheres über die Todesumstände zu erfahren hofft…

Kritik | Die Figur Jack Carter / Jack rechnet ab

Ein ungeschliffener Rohdiamant des europäischen Genrekinos. Nicht umsonst wurde mit Get Carter – Die Wahrheit tut weh ein ambitioniertes, aber gleichgültiges US-Remake zum angestrengten Karrierepush von Sylvester Stallone zusammengeschraubt, dessen mäßiger Erfolg allenfalls für eine Randnotiz unter dem fiktiven Buch zum Film Jack rechnet ab / Get Carter reicht. Es kann eben nur einen Jack Carter geben – Gentleman Michael Caine – und den erlebten wir in einem beispiellosen Gangsterfilm, der bis heute nicht an Stil und Klasse verloren hat. Er genießt weltweit Kultstatus. Michael Caine agiert hier frei nach dem Motto: “Leichen pflasterten seinen Weg” und nimmt es mit Newcastles gesamter Unterwelt auf. Eine One-Man-Show die noch immer ihren Meister sucht. Für damalige Verhältnis scheint JACK RECHNET AB nicht ohne Grund die Gemüter erhitzt zu haben, denn vor allem in Deutschland schaffte es der Film prompt auf den Index (wo er, nicht mehr wirklich zeitgemäß, noch immer steht). Doch was macht diesen brutalen, kaltschnäuzigen und skrupellosen Jack Carter zu einer Kultfigur. Heutzutage gelten Sex, Gewalt und Exzesse jeglicher Art zum Film dazu, auch wenn nach wie vor darauf geachtet wird, dass die Schmerzgrenze nicht überstrapaziert wird. In den 1970er Jahren galt es als gnadenloses Tabu. Doch verbotene Früchte schmecken besonders gut. Gegenwärtig stellt man den eigentlichen Handlungssrang und die Motivation von Michael Caines Figur Jack Carter in Frage. Von einer sinnlosen Aneinanderreihung unnötiger Opfer ist die Rede. Als echter Filmfreund diese verletzenden Worte zu lesen, erschüttert mein Gemüt. Jack rechnet ab ist ein Grenzgänger zwischen Selbstjustiz, Rache und Legalität. Ein handwerklich gut gemachter und düsterer Film, der in Fachkreisen zu den besten 20 Filmen des Neo-Noirs gehört. Und das zurecht! Die Stimmung, die Darbietung Caines und seine Taten sprechen Bände, und färben die Leinwände der Filmgeschichte blutrot. Michael Caine ist Mittel zum Zweck. Eine Figur allein gegen alle. Ein Symbol des Aufbruchs und der kriminellen Fantasie. Ein Faktum im Filmgeschäft, dessen Daseinsberechtigung unanfechtbar ist.

Fazit: Michael Caine rächt sich an der britischen Unterwelt. Brutal, trübe und im, für die 70er typisch, gemächlichem Tempo erzählt.

FSK 18 (rot)Originaltitel:           Get Carter
Produktionsland/-jahr:   UK 1971
Laufzeit:                112 min
Genre:                   Krimi, Thriller

Regie:                   Mike Hodges
Drehbuch:                Mike Hodges
Kamera:                  Wolfgang Suschitzky   

Kinostart:               6. August 1971
Home Entertainment:      Indiziert (keine deutsche Kaufversion erhältlich)  

Verleih:                 Warner Home Video 

(Quelle: Movieclips Trailer Vault)