LILJA 4-EVER ist ein sehr trauriger Film über ein russisches junges Mädchen das allein im Ostblock zurück bleibt, weil der neue Freund der Mutter sie nicht dabei haben will. Regisseur Lukas Moodysson hat einen kunstvollen Film geschaffen, der gleichzeitig realitätsnah und -fern ist. Intensiv, pulsierend und grausam echt.

© Arsenal Filmverleih
Inhalt
Die 16jährige Lilya (Oksana Akinshina) wird von ihrer Mutter (Lyubov Agapova) im Stich gelassen. Die wollte nebst Tochter mit ihrem Freund in die USA auswandern, doch die Mutter bricht ohne Lilya auf. Jetzt ist sie alleine in der heruntergekommenen Wohnsiedlung. Und es kommt noch schlimmer: Sie fliegt aus ihrer Wohnung, sodass ihr nur die miese Behausung eines kurz zuvor verstorbenen Alten bleibt. Auch verweist man sie aus der Schule. Lilya hält sich durch Prostitution über Wasser, hat aber immerhin einen Freund – Volodya (Artyom Bogucharskiy), mit dem sie sich Zukunftsträume ausmalt und Klebstoff schnüffelt. Später lernt Lilya in der Disco einen jungen Mann namens Andrei (Pavel Ponomaryov) kennen und verliebt sich in ihn. Er verspricht ihr, sie mit nach Schweden zu nehmen. Aber Volodya ist misstrauisch. Hat er recht und das Angebot ist ein Trick? Oder will Andrej wirklich nur das Beste für Lilya?
Kritik
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Wie diese altbekannte Phrase auf eine harte Probe gestellt wird, kann man bei LILJA 4-EVER mitreißend bestaunen oder mitleidsvoll betrauern. Ging man bei Lukas Moodyssons Regiedebüt Raus aus Amal noch mit einem breiten Grinsen im Gesicht heraus, wird man nun bei zunehmender Dauer in eine immer trübseligere Stimmung versetzt. Seltener war die Genrebeschreibung “Sozialdrama” passender wie hier. Das Soziale, mag es Familie, Freunde, ja auch der Staat mit seinen Behörden sein, lassen die kleine Lilja buchstäblich in der Ecke stehen. Alles bricht in kontinuierlichen und schmerzvollen Schritten weg; in ihrer heruntergekommenen Heimat, an einem nicht bekannten Ort, irgendwo in der Sowjetunion. Aus Naivität und Verzweiflung begeht sie irgendwann zudem noch einen folgenschweren Fehler, der die Dramatik zuspitzen lässt. Einzig die Freundschaft zum noch jüngeren Nachbarsjungen bildet so etwas wie eine Konstante. Die Desperation in der Gesellschaft wird genauso thematisiert, wie die wenigen stillen Momente, bei denen aus fantasievollen Träumen die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit geknüpft werden. Dennoch vermeidet es Moodysson, allzu drastische Bilder zu verwenden. Stattdessen komponiert er lieber die trostlose Egoperspektive von Lilja mit passenden zeitgenössischen Songs aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen. Zudem muss man dem Regisseur wieder einmal ein besonderes Lob aussprechen. Einmal mehr bewies er ein gutes Händchen bei der Wahl der Jungdarsteller: Oksana Akinshina spielt ihre schwierige Rolle mehr als überzeugend und lässt den Zuschauer schnell an dem Schicksal teilhaben.
Fazit: Lilja 4-Ever ist ein weiterer großartiger Film in der Karriere des Regisseurs, welches zwar freilich keine leichte Kost bietet, der aber deshalb keinesfalls gemieden werden sollte. Denn Hoffnungslosigkeit ist immer nur schwer zu ertragen – gerade, wenn sie so ehrlich wirkt wie hier.
Originaltitel: Lilja 4-ever Produktionsland/-jahr: SE/DK 2002 Laufzeit: 109 min Genre: Drama Regie: Lukas Moodysson Drehbuch: Lukas Moodysson Kamera: Ulf Brantås Kinostart: 4. Dezember 2003 Home Entertainment: 11. April 2013 Verleih: Arsenal Filmverleih
(Quelle: 7even3hreeTv)
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