KÖNIG DER LÖWEN öffnet ein weiteres Kapitel der Live-Action-Reihe des Mäusekonzerns und legt die eigene Messlatte für künftige Werke in rekordverdächtige Höhe. Jon Favreaus visuell bahnbrechende Neuinterpretation des berührenden Schicksals des Löwenjungen Simba verspricht ein Kinoerlebnis, das Groß und Klein zweifellos in Staunen versetzen wird. Aber sprechen wir von der wohl berühmtesten Blaupause in der Filmgeschichte oder steckt deutlich mehr dahinter?

© Walt Disney Studios Motion Pictures
Inhalt
In den unendlichen Weiten Afrikas wird ein künftiger König geboren: Simba, das lebhafte Löwenjunge, vergöttert seinen Vater, König Mufasa, und kann es kaum erwarten, selbst König zu werden. Doch sein Onkel Scar hegt eigene Pläne, den Thron zu besteigen, und zwingt Simba, das Königreich zu verlassen und ins Exil zu gehen. Mit Hilfe eines ausgelassenen Erdmännchens namens Timon und seines warmherzigen Freundes, des Warzenschweins Pumbaa, lernt Simba erwachsen zu werden, die Verantwortung anzunehmen und in das Land seines Vaters zurückzukehren, um seinen Platz auf dem Königsfelsen einzufordern.
Kritik
Disneys Offensive bewährte Klassiker aus eigenem Hause eine Realfilm-Neuauflage zu spendieren, nimmt weiter an Fahrt auf. Bereits in diesem Jahr durften wir mit Dumbo und Aladdin gleich zwei Zeichentrickfilme erneut auf der großen Kinoleinwand bestauen. Generell schwankt die Qualität zwischen den einzelnen Werken teilweise massiv. Während Dumbo anfangs für Furore im positiven Sinne sorgte, erntete Guy Ritchies Orient-Abenteuer vor allem durch die Besetzung von Will Smith als Flaschengeist Dschinni fast schon einen groß angelegten Shitstorm. Doch an den Kinokassen dann die sensationelle Überraschung: eine 180 Grad Drehung für beide Filme. Dumbo enttäuschte, Aladdin knackte die 1-Milliarde-Dollar-Grenze. Die einen halten das fleißige “Remaken” für überflüssig, doch mit einem Blick in die Vergangenheit wird klar, dass die Entscheidung für Disney spricht.
Nun schicken sie den wohl erfolgreichsten Film überhaupt erneut ins Rennen um die Kinokrone. KÖNIG DER LÖWEN ist bis heute unverwechselbar, einzigartig vom Inhalt und Charakter, stillvoll und frenetisch-impulsiv vom Sound eines Elten John. Die Adaption hin zu einer realen Darstellung geliebter Figuren wie Simba oder dem ungleichen Duo Timon und Pumbaa ist mutig und leichtsinnig. Ein lieb gewonnenes Bild, welches das Original 1994 bei uns allen erzeugte, könnte kaputtgehen. Das warme Gefühl der Savanne, die Ausgeglichenheit im Tierreich und der wohl schönste Sonnenaufgang, den ein Zeichentrick zu bieten, sind zerbrechliche Exponate einer erfüllten Kindheit. Somit war allen Beteiligten bewusst, was sie schaffen oder zerstören können.
Die ersten Stimmen sind durchwachsen und lassen wenig Platz zu hoffen auf einen erneuten Meilenstein. Sehe ich das genauso? Es lässt sich nicht von der Hand weisen, das Regisseur Jon Favreau keine Experimente eingegangen ist. Er hält sich strikt an die Vorlage, dabei hätten sich viele eine inhaltlich bessere Darstellung gewünscht. Auch ich vermissen ein wenig die Tiefe und Emotion, die im hochglanzpolierten Computerspektrum verloren ging. Daher habe ich wie so oft den Blickwinkel verändert. Die einen würden sagen dazu: Was nicht passt, wird passend gemacht. Aber ich sehe dahinter einen Sinn. Für mich ist der diesjährige König der Löwen ein visuell beeindruckendes Upgrade. Ein Multi-Millionen-Dollar-Extra für Milliarden Disney-Fans. Ein Verlust ist es somit nicht. Eine Abschaffung des Originals eben auch nicht. Es versteht sich als zeitgemäße Ergänzung. Wenngleich natürlich vordergründig der Profit zählt, hat man sich Zeit genommen. Mit viel Liebe, mit dem typischen Humor und der theatralischen Interpretation eines Kampfes um den Thron wurde kein Aspekt ausgelassen. Jedes noch so kleine Detail findet sich hier wieder.
Um das Vertrauen nach der anfänglichen Skepsis zurückzugewinnen, sorgt final der Soundtrack. Ebenfalls leicht modifiziert, fängt er die einst so bunte Atmosphäre auf und erweitert sie um wesentliche Schauwerte. König der Löwen macht nichts falsch, aber auch nichts richtig. Es bleibt sich treu, abgesehen bei Scar. Den haben sie vorher nochmal zum Friseur geschickt.
Fazit: Inhaltlich keine (R)evolution, aber visuell eine Ansage. König der Löwen ist Disneys neuster Streich an der Kinokasse. Altbewährte Zeichentrickfilme werden recycelt und als CGI-Remake neu vermarktet. Dass dieses Konzept nicht immer funktioniert, musste bereits populäre Vorgänger erfahren. Aber bei all dem Pessismismus, gehört sich gesunder Optimismus, denn Timon und Pumbaa singen die Sorgen einfach weg.
Originaltitel: The Lion King Produktionsland/-jahr: US 2019 Laufzeit: 118 min Genre: Animation, Abenteuer, Drama Regie: Jon Favreau Drehbuch: Jeff Nathanson Kamera: Caleb Deschanel Kinostart: 17. Juli 2019 Home Entertainment: - Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures
(Quelle: Disney Deutschland)