Das Thema Behinderung gekonnt in Szene gesetzt: Alireza Golafshan gelingt in seinem Regiedebüt DIE GOLDFISCHE ein sehenswerter Spagat aus Gesellschaftskritik, Krimikomödie und Roadtrip. Er nimmt kein Blatt vor dem Mund und beweist dabei viel Feingefühl.

© 2019 Wiedemann & Berg Film GmbH & Co. KG / SevenPictures Film GmbH / Deutsche Columbia Pictures Filmproduktion GmbH
Inhalt
Oliver (Tom Schilling) arbeitet hart für seinen Erfolg als Portfolio Manager. Auf einem Weg zu einem Termin wird seine Überheblichkeit ihm zum Verhängnis: Totalschaden und Querschnittslähmung. Drei Monate Reha sollen ihn auf ein Leben im Rollstuhl vorbereiten. Doch Oliver will möglichst schnell raus aus diesem „Behindertengefängnis“. Auf der Suche nach dem stärksten WLAN-Signal lernt er eine schräge Behinderten-WG kennen, die „Goldfisch Gruppe“: Magda (Birgit Minichmayr) eine blinde Zynikerin mit derbem Humor, zwei Autisten, den 80ies-Pop-Fan Rainman (Axel Stein) und den stummen Michi (Jan Henrik Stahlberg) mit Schutzhelm, Franzi (Luisa Wöllisch), ein selbstbewusstes Mädchen mit Down-Syndrom sowie ihre zwei Betreuer Laura (Jella Haase), die nach dem Studium der Förderpädagogik ihren Traumjob in der Praxis richtig gut machen will und Eddy (Kida Khodr Ramadan), der das genaue Gegenteil ist: ein Heilerziehungspfleger, der seinen Job abgrundtief hasst. Oliver, der neben seiner Behinderung nun auch noch damit zu kämpfen hat, dass sein Schweizer Schließfach mit steuerfrei beiseite geschafftem Vermögen aufzufliegen droht, erkennt die Vorteile positiver Diskriminierung: ein Ausflug mit einem Behindertenbus als perfekte Tarnung für seinen Schwarzgeldschmuggel über die deutsch-schweizerische Grenze…
Kritik
Diskriminierung und Ausgrenzung ist schlimm, doch Tom Schilling alias Oliver weiß dieses gesellschaftliche Übel positiv für sein kriminelles Machtwerk zu nutzen. So wird der seit einem schweren Autounfall im Rollstuhl sitzende Manager zum kreativen Drahtzieher. So wird kurzerhand eine Behindertengruppe zweckentfremdet und das Spiel kann beginnen. So locker-flockig sich Inhalt und Trailer lesen bzw. ansehen, ist es am Ende auch. DIE GOLDFISCHE ist nach Fack ju Göhte und Der Wixxer wohl für mich die beste deutsche Komödie der letzten Jahre. Ein Handicap in einer Superkraft zu verwandeln, ist die Devise unter der Regisseur Alireza Golafshan ein namenhaftes Ensemble zusammengetrommelt und aufeinander losgelassen hat. Der Film versprüht trotz eine im Kern ernste Botschaft viel Leichtigkeit und Humor. Spielt harmonisch mit den Klischees und Vorurteilen, und überzeugt mit einer herzlichen und kuriosen Handlung. Zudem überzeugen die Dialoge, die herrlich überspitzt und exzellent pointiert sind. Dadurch entwickelt sich eine tolle Dynamik die jeden Zuschauer abholt und auf einen abenteuerlichen Roadtrip mitnimmt. Die Goldfische ist einfach nur fröhlich und durch die Bank positiv. Einziges Manko ist der Anfang. Zu lange hält sich die Erzählung bei Oliver auf. Sein Aufstieg und Fall. Von der “Goldfisch Gruppe” noch lange keine Spur, wobei eben diese Konstellation den Film so lebendig macht und ihm die Seele gibt, die Oliver alleine zu verschlingen droht. Im letzten Moment glückt aber der Spagat aus erfolgreichen Manager und Behinderten-WG, sodass wir wie bereits erwähnt dort ankommen, wo die Magie wirkt.
Fazit: Eine kunterbunte Feelgood-Komödie, die mit Handicaps spielt, aber nicht ins Lächerliche zieht. Die Goldfische ist einer der besten Komödien, die ich seit Langem gesehen habe. Abgesehen von einem langatmigen Einstieg ist der Film durch die Bank ein wirklich gelungener und nur zu empfehlender Film.
Originaltitel: Die Goldfische Produktionsland/-jahr: DE 2019 Laufzeit: 107 min Genre: Komödie Regie: Alireza Golafshan Drehbuch: Alireza Golafshan Kamera: Matthias Fleischer Kinostart: 23. März 2019 Home Entertainment: 19. September 2019 Verleih: Sony Pictures Entertainment
(Quelle: SonyPicturesHomeGSA)
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