Für seine Regiearbeit GIANT LITTLE ONES packt der kanadische Regisseur Keith Behrman das Chaos des (queeren) Erwachsenwerdens in einen mitreißenden Soundtrack und furios choreografierte, leuchtende Bilder – ein berührender Film über Freundschaft, Selbstfindung und die erste große Liebe.

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Inhalt
Franky (Josh Wiggins) und Ballas (Darren Mann) sind seit Ewigkeiten beste Freunde. Als Stars des Schwimm-Teams sind sie beliebt in der High School und begehrt bei den Mädchen. Ein Teenager-Leben wie aus dem Hollywood-Bilderbuch. Bis sich die beiden in der Nacht von Frankys 17. Geburtstag im betrunkenen Zustand sexuell näher kommen. Plötzlich ist alles anders: Ballas will mit Franky nichts mehr zu tun haben und die Gerüchteküche in der Schule brodelt. Franky erlebt Mobbing und Gewalt, aber auch Solidarität und eine neue Nähe zu seinem Vater, der selbst seit einigen Jahren schwul lebt. Allmählich wird dem Teenager klar, worauf es im Leben wirklich ankommt – und wer er sein möchte.
Kritik
Es ist traurig. Traurig, dass manche Menschen vom Kopf noch immer im Mittelalter leben. In einer Zeit, in der “normal” fest definiert wurde und alles was nicht der Norm entsprach, gefoltert, verbrannt oder einer Hetzjagd unterzogen wurde. Hetzjagd ist auch das, was heutzutage noch gut zutrifft, doch der Schwerpunkt nicht mehr die Hexerei & Co ist, sondern Homosexualität noch immer nicht die Akzeptanz gefunden hat, die sie eigentlich verdient – und wir schreiben das 21. Jahrhundert. Die Festungen der Vorurteile stehen noch immer. Meinungen schießen wie Pfeile über das leere Feld und bohren sich in das Fleisch Unschuldiger, die aufgebrochen sind, um sich und eine andere Welt besser kennenzulernen. GIANT LITTLE ONES ist genau das, ein Aufbruch begleitet vom Hass, Abscheu und Ekel einer Gesellschaft, dessen einzelne Bewohner einfach nicht darauf klarkommen, dass das neue “normal”, das “normal” der Zukunft ist. Lieben und lieben lassen, sollte es heißen, doch müssen sich Menschen wie Franky einer Welle der Gewalt stellen, nur weil sie ihren Platz im Leben suchen und ihre vermeintliche “Andersartigkeit” für viele derart befremdlich ist, dass sie sie am liebsten wie eine Kakerlake zertreten wollen.
Giant Little Ones erweist sich als wertvolles Stück im Krieg um Akzeptanz und Toleranz, sowie im Großen gegen Ignoranz. Wie sollten unseren Mitmenschen, die einen Prozess der Selbstfindung durchlaufen nicht abstoßen, sondern offen ihnen die Hand reichen. Sie sind genau wie du oder ich, ein Wesen mit Gefühlen. Ein Wesen mit Träumen. Ein Wesen auf der Suche. Gerade in einer Phase, in der sich Köper und Geist zunehmend verändert, ist Empathie und Sensibilität unabdingbar. Freundschaften und Beistand statt der angesprochenen Hetzjagd, die in Mobbing, Gewalt und extremer Ausgrenzung endet. Giant Little Ones ist keine Neuerfindung dieser Reise eines Jugendlichen nach sich selbst, aber ein weiteres Paradebeispiel dafür, wie wichtig auch in diesem Punkt Solidarität, Mitgefühl und Zusammenhalt sind. Gerade Teenager, die auf dem Weg zum Erwachsenen sind, dürften hier einen aussagekräftigen Anker finden. Wenngleich der Film der Fiktion entspringt, so ist er realer denn je. Eine aufgerüttelte Gefühlswelt mit passendem Soundtrack, leidenschaftlicher Kunst und dem Quäntchen Hoffnung für diejenigen, die suchen… sich selbst, einen Platz oder eben eine starke Schulter, die versteht und nicht geht.
Fazit: Ein aufschlussreiche, wenn nicht ganz perfekter Film. Getragen von einer intensiven Stimmung und Atmosphäre, werden Problematiken und Persönlichkeiten anschaulich vorgetragen und ein gut bebildertes Filmchen gedrückt, der vielen einen sicheren Hafen bieten dürften. Gerade für diejenigen, die an einen vergleichbaren Punkt in ihrem Leben stehen, der ideale Weggefährte, der Angst nehmen und Beistand geben kann.
Originaltitel: Giant Little Ones Produktionsland/-jahr: CA 2019 Laufzeit: 93 min Genre: Drama Regie: Keith Behrman Drehbuch: Keith Behrman Kamera: Guy Godfree Kinostart: - Home Entertainment: 27. März 2020 Verleih: EuroVideo Medien GmbH
(Quelle: EuroVideo Medien GmbH)
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